Leben in Bayern

Hat das Destillat das richtige Aroma? Für ihren Beruf braucht Franziska Bischof eine feine Nase. (Foto: Sebastian Mack)

21.06.2019

Diese Fränkin brennt für ihren Job

Ihr Urgroßvater hatte schon die Leidenschaft für Hochprozentiges, ihr Vater auch: Brennerin Franziska Bischof hält die 100 Jahre alte Tradition ihrer Familie hoch

Sie ist eine der wenigen Frauen in diesem Beruf, aber eine der besten: Die 33-jährige Brennerin Franziska Bischof wurde 2018 als „best female distiller“ ausgezeichnet. Auf dem elterlichen Hof im unterfränkischen Dorf Wartmannsroth kreiert die junge Frau nicht nur Edelbrände, sie eröffnete dort auch die erste Destillathek Bayerns. Geschafft hat sie das alles auch deshalb, weil die ganze Familie hilft.

Ihr Urgroßvater Ludwig, Opa Kurt und auch Vater Anton hatten schon diese Leidenschaft: Edelbrände. „In den vergangenen 100 Jahren haben sie ganz viele Brennerfahrungen gesammelt und nun ist es an mir, als junge Frau in einer Männerdomäne meinen eigenen Weg als Brennerin zu gehen“, sagt Franziska Bischof entschlossen. Die 33-jährige Rhönerin aus dem unterfränkischen 320-Seelen-Dörfchen Wartmannsroth im Landkreis Bad Kissingen ist Edelbrandsommelière. Eine der wenigen Frauen in diesem Beruf. Als sie im Frühjahr 2015 ihre ersten beiden eigenen Produkte „Rebell“ und „Diwa“ in den Händen hielt, stand für sie endgültig fest: „Ich möchte die Brenntradition unserer Familie aufrechterhalten.“ In vierter Generation führt sie nun das landwirtschaftliche Brennrecht der Familie weiter.

Whisky, Weinbrand, Gin, Liköre, Obstbrände und Geiste stellt Bischof her – aus natürlichen Zutaten. „Ich brenne Neues, aber auch ganz traditionelle Fruchtsorten wie Quitte, Birne, Schlehe und Vogelbeere.“ Auf dem Craft Spirits Festival Destille Berlin wurde sie mit dem Titel „Best female distiller 2018“ als Brennerin des Jahres ausgezeichnet.

„Meinen Eltern habe ich viel zu verdanken“, sagt die Mutter von zwei Töchtern. Marlene ist vier Jahre und Viola erst einige Wochen alt. Bischofs Vater Anton ist Landwirtschaftsmeister. Er war es auch, der das mittlerweile 100-jährige Brennrecht der Familie in den 90er-Jahren stärker vorantrieben hatte. Er investierte in eine neue Brennanlage und begann mit der Direktvermarktung. Gemeinsam mit seiner Frau Anna vergrößerte er das Sortiment, steigerte die Qualität und nahm erfolgreich an verschiedenen Prämierungen teil. „Für meine Eltern war das damals aber eher noch ein Hobby“, erzählt Bischof. Auch wenn diese schon damals großen Wert auf die Verarbeitung bester Rohstoffe legten. „Farb- und Aromazusätze kamen für sie nicht infrage. Nur die Natur sollte ins Glas.“ Und so begann in den 90er-Jahren die Rhöner Whiskytradition der Familie Bischof. Er wurde aus selbst angebautem Weizen gebrannt und lagerte bis zur Reife in neuen Rhöneichenfässern aus der Region. Die Großgemeinde mit 2200 Einwohnern hat mit über 80 aktiven Brennereien eine der höchsten Brennereiendichten in Deutschland.

Als Kind und später auch als Jugendliche packte Franziska Bischof immer wieder bei den Eltern mit an. „Der typische Duft der Getreidemaische im Winter zählt mit zu den schönsten Kindheitserinnerungen“, schwärmt sie. Später, vor allem während der Pubertät, sei sie jedoch weniger begeistert gewesen, wenn sie den ganzen Tag Äpfel auslesen sollte. So kam es, dass die junge Frau 2005 nach dem Abitur zunächst als Au-pair-Mädchen nach Italien ging. Und sie blieb, um in Italien Sprachwissenschaften, Tourismusmanagement sowie internationales Marketing zu studieren. Im Anschluss arbeitete sie einige Zeit im Exportmanagement. „Die Zeit in Italien war sehr schön. Denn dort lernte ich auch, was es heißt, gut zu essen und zu trinken“, sagt Bischof. „Und genau diese genüsslichen Erfahrungen öffneten mir die Augen für das Handwerk meiner Eltern.“ Sie begann nun zu verstehen, „wie wertvoll die Arbeit ist, die sie leisteten“.

Äpfel auslesen – als Teenager hat sie das genervt

Und so fasste sie den Entschluss, dass sie genau das machen möchte in ihrem Leben: brennen. 2012 kehrte sie zurück nach Wartmannsroth und arbeitete anfangs im Rhöner Tourismusmanagement. Gleichzeitig aber stieg sie ins elterliche Brenngeschäft ein, schloss 2014 ihre Prüfung zur Edelbrandsommelière an der TU Weihenstephan erfolgreich ab. Es folgte die Berufsausbildung als staatlich anerkannte Brennerin an der bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau. Seit Januar 2017 betreibt Franziska Bischof das Brennerhandwerk als Haupterwerb und hofft, davon irgendwann auch gut leben zu können. „Das ist aber gar nicht so einfach, denn wir besitzen nur ein 300-Liter-kontingentiertes Brennrecht“, erklärt sie.

Davon lässt sich aber die junge Brennerin nicht unterkriegen, sie ist mit Leidenschaft bei der Sache. „Es ist sehr befriedigend und fast schon meditativ, die Bäume im abklingenden Winter zu schneiden und die Streuobstwiesen als Lebensraum für Bienen und Insekten zu pflegen.“ Später im Jahr erntet sie das Obst und sammelt Wildfrüchte – „immer gemeinsam mit der ganzen Familie, ohne die das alles nicht möglich wäre“, so Bischof.

Auch bei der Verarbeitung der Früchte sind helfende Hände unabkömmlich. Ebenso wie feine Nasen. „Jede Frucht läuft durch zahlreiche Hände und wird immer wieder beschnuppert und geprüft“, erklärt Bischof. „Ob beim Ernten, beim Maischen oder vor dem Brennen. Beste Rohstoffe und das richtige Aroma sind das A und O.“

Für ihren Beruf braucht Franziska Bischof aber nicht nur eine besonders feine Nase, sondern auch immer wieder neue Ideen. Und sie beweist großes Vermarktungstalent. Bischof versucht stets neue Kunden für ihre limitierten Tropfen zu begeistern. „Erfreulicherweise kommen zahlreiche Gastronomiebetriebe von ganz alleine auf mich zu.“ Einen Onlineversand gibt es ebenfalls. Seit Juli 2017 steht im Schatten des 100-jährigen Wohnhauses neben Getreidesilos und landwirtschaftlichen Scheunen zudem eine aus Massivbeton modern gestaltete Destillathek – die erste Bayerns. Hier bietet die junge Brennerin – mit Ausblick auf die Rhöner Landschaft – Obstbrände, Whisky und Gin zum Verkosten an. Öffentliche Brennereiführungen gibt es auch. Und Wanderungen in den Sonnenuntergang – das Motto: „Sonne, Schnaps und Sterne“.

Die 33-Jährige brennt für ihren Beruf – jeden Tag. „Es gibt kaum einen vergleichbar spannenden Moment als das Kosten der ersten Tropfen eines neuen Brandes“, erklärt sie. „Für mich ist das Brennen eine Art Selbstverwirklichung.“ Einer ihrer eigenen Lieblings-Edelbrände: der „Wilderer“. „Dieser Vogelbeergeist ist erdig, nussig und marzipanig – und ich finde, er hat eine sehr männliche Seite“, schwärmt sie und fügt zwinkernd hinzu: „Da könnte ich stundenlang dran schnuppern.“ (Sabine Neumann)

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