Leben in Bayern

Eine angeklagte junge Frau trifft zum Prozessbeginn im Sitzungssaal im Landgericht ein. Anfang Januar 2022 wurde ein Arzt Ehepaar in Oberfranken ermordet. Angeklagt sind der zum Tatzeitpunkt 18 Jahre alte Freund der Tochter des Paares sowie die damals 16 Jahre alte Tochter selbst. Die Opfer waren in ihrem Schlafzimmer nachts erstochen worden. (Foto: dpa/Daniel Karmann)

17.11.2022

Doppelmord von Mistelbach: Seit einem Monat wird verhandelt

Ein Ehepaar stirbt - und laut Staatsanwaltschaft sind die Tochter und ihr Freund selbst die Täter. Beim Prozessauftakt ist das Interesse groß. Seitdem: Stille. Denn verhandelt wird hinter verschlossenen Türen

Es war am frühen Nachmittag des ersten Prozesstags, als Zuhörer und Medienschaffende den dunkel getäfelten Schwurgerichtssaal des Landgerichts Bayreuth verlassen mussten. Seit einem Monat wird der mutmaßliche Doppelmord von Mistelbach hinter verschlossenen Türen verhandelt. Kaum etwas dringt nach draußen.

Dabei gibt es viele Fragen. Denn der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen. Bekannt sind diese Fakten: Ein 17 Jahre altes Mädchen ist angeklagt, weil es einen Tatplan zum Mord an den eigenen Eltern gefasst haben soll. Ausgeführt haben soll die Tat Anfang Januar ihr Freund, damals 18 Jahre alt. Er soll, so die Anklage, die Eltern im Schlaf überrascht und erstochen haben. Es sollte so aussehen wie ein Einbruch.

Die Staatsanwaltschaft geht von einer genau geplanten Tat aus, Motiv: Hass. "Die Angeklagte hasste ihre Eltern und wollte sie tot sehen." Es habe zuvor immer wieder Streit gegeben. Worum es dabei ging? Auch das ist eine Frage, die unbeantwortet bleibt und bislang vermutlich nur hinter den verschlossenen Türen des Gerichtssaals erörtert wurde.

Während der Freund zustach, sollte das Mädchen im oberen Stockwerk die jüngeren Geschwister davon abhalten, einzugreifen. Es müssen sich dramatische Szenen abgespielt haben, denn die Angeklagte soll sogar einen von den Geschwistern gewählten Notruf abgebrochen haben. Das Pärchen ließ demnach auch die Geschwister alleine im Haus mit den toten Eltern zurück - und floh zunächst nach Bayreuth, wo sich der damals 18-Jährige schließlich der Polizei stellte.

Zwei weitere Geschwister sollten nach Plänen der Kammer im Lauf des Prozesses aussagen. Stattgegeben wurde dem Antrag, dass in dieser Zeit die beiden Angeklagten den Raum verlassen müssen. Zu aufreibend wäre es, wenn die zu Waisen gewordenen Kinder ihre Schwester und deren Freund wiedersehen müssten.

Von außen betrachtet bot die Familie ein idyllisches Bild

Dass Teenager Stress mit Mutter und Vater haben - ganz normal eigentlich. Aber dass das zu zwei brutalen Morden führt? Was war da los? Von außen betrachtet bot die Familie ein idyllisches Bild: vier Kinder, die Eltern arbeiteten als Mediziner. Die Familie lebte in einem schicken Einfamilienhaus vor den Toren Bayreuths. Das 51 Jahre alte Opfer war als Kinderarzt in der Region bekannt und geschätzt, Anfang des Jahres wollte er eigentlich mit seinem Praxis-Partner ein neues Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin eröffnen.

Am Landgericht Bayreuth hält man sich bedeckt. Nur wenig dringt nach draußen. Der erste Verhandlungstag zog sich bis in die Nacht, erst nach 20 Uhr war Schluss, hieß es etwa. Das bedeutet: Der Angeklagte und die Angeklagte haben sich ausführlich geäußert.

Aufgrund des jugendlichen Alters der beiden deutschen Angeklagten war erwartet worden, dass die Jugendkammer die entsprechenden Anträge zum Ausschluss der Öffentlichkeit billigt. Während bei dem Mädchen klar ist, dass nach Jugendstrafrecht zu entscheiden ist, muss beim Angeklagten erst überprüft werden, ob noch Jugendstrafrecht gilt.

Erst wenn ein Urteil verkündet und begründet wird, dürfen wieder Zuschauerinnen, Zuschauer und Medienschaffende in den Saal. Verhandlungstermine bis zum 16. Dezember sind angesetzt. (Kathrin Zeilmann, dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.