Leben in Bayern

Andreas Müller steht am Wegweiser vor der Station. (Foto: AWI/Edith Korger)

24.01.2020

Ein Erdinger arbeitet im ewigen Eis

Auf der Neumayer-Forschungsstation in der Antarktis ist der Elektronikingenieur für Funk, Satelliten und Kommunikation zuständig

Ein Bayer in der Antarktis: Diplom-Informatiker Andreas Müller (51) aus Erding hält sich seit Dezember 2018 in der Atka-Bucht am Ekström-Schelfeis, 70 Grad südlicher Breite, auf. Die Forschungsstation Neumayer III des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven, ist für ihn für 13 Monate zu seiner zweiten Heimat geworden. Diesen Job im „ewigen Eis“ hat sich der 51-Jährige bewusst ausgesucht: „Ich liebe die Natur, die Astronomie und die Antarktis. Es ist ein Traum für mich, hier für kurze Zeit zu leben und zu arbeiten. Nach meiner Rückkehr könnte ich mir durchaus vorstellen, noch einmal zur Neumayer-Station zurückzukommen.“

Der gebürtige Sachse hat Informatik studiert und ist nach seinem Studium nach Bayern gegangen, um hier bei verschiedenen Softwareunternehmen beruflich tätig zu sein. Irgendwann las er im Internet von der Stellenausschreibung des Alfred-Wegener-Instituts. Gesucht wurde für die Neumayer-Forschungsstation in der Antarktis ein Elektronikingenieur, der für die technischen Einrichtungen (Funk, Satelliten, Kommunikation) zuständig sein sollte. Andreas Müller wusste sofort: „mein Traumjob“.

Er bewarb sich beim AWI, musste verschiedene ärztliche Tests bestehen und einen einwöchigen Bergkursus in Österreich absolvieren: „Die Sicherheit bei Eis und Schnee stand hierbei im Mittelpunkt.“ Am 15. Dezember 2018 begann dann für ihn das Abenteuer Antarktis: „Mit dem Flugzeug ging es über Frankfurt nach Kapstadt und dann über Novolazarevskaya, eine russische Forschungsstation, direkt zur Neumayer-Station.“

Hier ist Andreas Müller mittlerweile richtig sesshaft geworden und für die technischen Einrichtungen zuständig: „Für den Kontakt zur Außenwelt gibt es eine Standleitung über eine 3,6 Meter große Satellitenschüssel“, erklärt Müller, „über die – neben den wissenschaftlichen Daten – auch ganz normales Internet und Telefongespräche übertragen werden. Das ist unsere wichtigste Verbindung zur Heimat und auch ein Stück Normalität hier im ‚ewigen Eis‘. Die Überwinterer können jederzeit zu Hause anrufen oder auch selber angerufen werden. Da wir kein Handynetz zur Verfügung haben, kommen außerhalb der Station Funkgeräte und Satellitentelefone zum Einsatz. So waren bei einer mehrtägigen Expedition zu einer Außenstelle in 100 Kilometer Entfernung die Wissenschaftler nur über Funk mit unserer Station verbunden und fanden so auch sicher den Weg zurück.“

Für den Kontakt zur Außenwelt gibt es eine 3,6 Meter große Satellitenschüssel

Auch der Flugfunk gehört zum Aufgabenbereich von Andreas Müller: „Wenn der arktische Winter vorbei ist, bringen die Flieger die Sommergäste sowie einige Lebensmittel und Ausrüstungsgegenstände vorbei. Den anfliegenden Flugzeugen teile ich über Funk zum Beispiel Wetter, Windrichtung und Luftdruck mit. Wir haben hier nur eine kleine Landebahn. Der Großteil der Ausrüstung sowie alle Lebensmittel für die nächste Überwinterung kommen im Dezember mit einem Schiff zu uns. Das ist wesentlich günstiger als die teure Luftfracht.“

Andreas Müller fühlt sich auf der Neumayer-Station sehr wohl, hat nette Kollegen, noch nie Heimweh gehabt und auch die acht Wochen Dunkelheit im Winter mit Eis und Schneestürmen gut ausgehalten. Er hat so seine Ablenkung: „Ich bin Hobbyastronom und bewundere sehr oft den funkelnden Sternenhimmel. Wir haben hier eine völlig klare Luft. Man sieht das Kreuz des Südens und die Milchstraße so klar und deutlich. Das gibt es sonst nirgendwo. Hinzu kommen noch die farbigen Polarlichter. Manchmal vergesse ich richtig, dass ich in einer Eiswüste lebe.“

In seiner Freizeit ist Andreas Müller oft draußen in der Antarktis: „Wenn der Himmel klar ist und es keine Schneestürme gibt, gehe ich oft Schneeschuhlaufen. Diesen Sport habe ich hier für mich entdeckt. Ansonsten lese ich sehr gerne, denn unweit der Neumayer-Station gibt es – in einem Container untergebracht – eine kleine Bibliothek für die Überwinterer.“

Ende Januar geht es für Andreas Müller wieder nach Hause – heim nach Erding: „Ich freue mich auf meine Freunde, frische Früchte und auf den deutschen grünen Wald. Und wenn dann die Biergartensaison wieder beginnt, bin ich dabei.“ (Sabine Neumann)

INFO: Forschungsstation Neumayer
Seit fast 40 Jahren arbeiten viele Wissenschaftler in der Atka-Bucht/Antarktis auf der Forschungsstation Neumayer des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven. Diese Station trägt ihren Namen nach dem deutschen Polarforscher und Geophysiker Georg von Neumayer und ist 68 Meter lang, 25 Meter breit und 28 Meter hoch.

Während des antarktischen Sommers leben hier bis zu 60 Wissenschaftler und technisches Personal, im Winter eine kleine Gruppe aus neun Personen, darunter ein Arzt und auch ein Koch. Es gibt Wohnräume, Küche, Labore, einen Funk- und Sanitätsraum, eine Energiezentrale und eine Schneeschmelzanlage für die eigene Wassergewinnung.

Die Antarktis ist die größte Eiswüste der Welt. Ihre Küste besteht größtenteils aus Schelfeis, das auf dem Meer schwimmt. Typisch für diese Gegend sind die riesigen Tafeleisberge, die regelmäßig vom Schelfeis oder von den Gletschern abbrechen können. In der Antarktis leben Krebse, 18 verschiedene Pinguinarten und andere Vögel, wie zum Beispiel Albatrosse, außerdem Robben und Wale.

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