Leben in Bayern

Damit auch Bedürftige, die keine Grundsicherung vom Sozialamt beziehen, im Winter nicht frieren müssen, haben Stadt und Stadtwerke München einen Wärmefonds aufgelegt. (Foto: dpa/Sven Hoppe)

17.02.2023

Ein Hilfsfonds gegen die Kälte

Die Stadt München unterstützt mit 20 Millionen Euro die Energiekosten bedürftiger Haushalte – Anni Eimann ist eine von Tausenden, die darauf angewiesen sind

Ein Sozialwohnungsblock im Münchner Westen. In einer Erdgeschosswohnung hat Anni Eimann (kleines Foto) im Wohnzimmer die Heizung auf Stufe drei aufgedreht. „Ich möchte es schon warm haben“, sagt die 70-Jährige. Einmal hat sie es auf Stufe null probiert, „aber das geht nicht, da wird man schnell krank“.

Für ihre Sozialwohnung zahlt sie im Monat 355 Euro Miete, eigentlich günstig für München. Aber: Die Seniorin hat 1038 Euro Rente zur Verfügung. Zu viel, um die Grundsicherung im Alter zu erhalten, bei der auch die Miete und die Heizkosten übernommen werden. Mit 40 Jahren konnte sie wegen einer schweren Krankheit nicht mehr arbeiten, seitdem muss sie mit ihrer Rente auskommen. Und jetzt hat der Vermieter die von ihr zu zahlenden Heizkosten verdoppelt. Doch Anni Eimann hat einen Antrag auf Geld vom sogenannten Wärmefonds der Stadt München gestellt. Und er wurde genehmigt.

20 Millionen Euro sind im Münchner Topf

Seit dem 16. Januar gibt es Geld für bedürftige Haushalte, um die seit Beginn der neuen Wirtschaftssanktionen gegen Russland enorm gestiegenen Energiekosten auszugleichen. 20 Millionen Euro haben die Stadt und die Stadtwerke München in den Topf gegeben. Der Fonds, der die staatlichen Energiekrisen-Leistungen ergänzen soll, ist auf zwei Jahre angelegt. Ein Recht auf Anspruch haben alle, die Wohngeld oder einen Kinderzuschlag beziehen oder den grauen München-Pass besitzen, der Bedürftigen verschiedene Vergünstigungen gewährt.

Den Ausgleich bekommen auch all jene, deren Einkommen unter der Münchner Armutsgefährdungsschwelle liegt, die aber noch kein Geld vom Sozialamt in Form der Grundsicherung beziehen. Diese Schwelle liegt derzeit bei 1540 Euro netto für Alleinstehende, bei einem Zweipersonenhaushalt bei 2310 Euro netto und für eine Familie mit einem Kind unter 14 Jahren bei 2770 Euro netto.

Das Münchner Sozialreferat rechnet mit 10 000 bis 20 000 Haushalten, die Ansprüche auf Geld aus dem Wärmefonds stellen könnten. Einzelpersonen erhalten 700 Euro, für jede weitere Person im Haushalt gibt es 300 Euro.
Für diese Hilfen aber gelten auch Vermögensgrenzen: Erwachsene dürfen 10 000 Euro im Sparstrumpf haben, Kinder jeweils 500 Euro. Wer einen Anspruch auf Geld aus dem Wärmefonds hat, muss sich allerdings selbst darum kümmern. Die für den Antrag notwendigen Formulare kann man sich im Internet herunterladen.

Auch ohne Internet ist ein Antrag möglich

Anni Eimann hat keinen Computer, sie hat den Antrag in einem der Alteninformationszentren der Stadt ausgefüllt. „Die waren sehr nett und haben mir geholfen“, erzählt die Seniorin. Und woher wusste sie, dass es diese Hilfe gibt? „Das war von Rentner zu Rentner weitergegeben“, so die Antwort.

Denn Anni Eimann besucht alle 14 Tage ein Kaffeekränzchen am Münchner Ostbahnhof. Das wird organisiert vom Verein Ein Herz für Rentner, der bundesweit Rentner*innen, die sich trotz jahrelanger Arbeit nicht das Nötigste zum Leben leisten können, finanziell unterstützt.

Der Verein ermöglicht Soforthilfen für Medikamente, Brillen oder Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen oder Gasherde. Alle 14 Tage wird eine Obst- und Gemüsebox an die Haustür geliefert. Und um der Einsamkeit der Seniorinnen und Senioren entgegenzuwirken, werden Theater- oder Konzertbesuche oder eben Zusammenkommen bei Kaffee und Kuchen organisiert. 

Ob der Münchner Wärmefonds eine bundesweit einmalige Hilfsleistung ist, oder ob andere Kommunen ähnliche Angebote in petto haben, ist unklar. Der Deutsche Städtetag jedenfalls hat dazu keine Angaben, so eine Sprecherin. Was es aber in etlichen anderen Städten gibt, sind sogenannte Härtefallfonds, zum Beispiel in Nürnberg oder Berlin. Mit diesen Fonds soll verhindert werden, dass Haushalten wegen der steigenden Energiekosten der Strom, das Gas oder die Fernwärme abgestellt wird.

Dazu kommen die Strom- und die Gaspreisbremse des Bundes, welche die Preise ab Januar dieses Jahres deckeln. Die höheren Kosten aus dem Vorjahr werden damit aber nicht abgefangen. Allersdings gab es dafür im vergangenen Jahr die einmalige Auszahlung einer Energiepreispauschale sowie einen weiteren Rabatt für alle Beziehende von Gas und Wärmeenergie.

Das Bistum Regensburg legt auch einen Fonds auf

Daneben gibt es auch Energiefonds, die von Organisationen organisiert werden. So stellt zum Beispiel das Bistum Regensburg 3,3 Millionen Euro für Bedürftige zur Verfügung. Das Geld stammt aus zusätzlichen Kirchensteuermitteln im Zuge der Einnahmen durch die Energiepreispauschale. Über die Beratungsdienste der Caritas kommt das Geld in Form von finanziellen Soforthilfen Menschen zugute, die von der Energiekrise besonders betroffen sind.

Die staatliche Energiepreispauschale wurde in Höhe von 300 Euro bundesweit an alle Arbeitnehmer*innen und Rentner*innen ausgezahlt. Da die Pauschale steuerpflichtig ist, fiel dadurch auch eine entsprechende Kirchensteuer an. Die Mehreinnahmen des Bistums Regensburg fließen in vollem Umfang in den Energiefonds.

 Die 700 Euro aus dem Münchner Wärmefonds hat Anni Eimann inzwischen von der Stadt überwiesen bekommen, das Geld legt sie zusammen mit den schon erhaltenen 300 Euro Energiepauschale für Rentner*innen auf die Seite, bis nächstes Jahr die Heizkostenabrechnung kommt. Hat sie doch „richtig Angst vor den Nachzahlungen“. (Rudolf Stumberger)
 

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