Seit er 13 Jahre alt ist engagiert er sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Und ihr gilt auch heute noch seine ganze Begeisterung. Seit 29 Jahren betreibt Gerhard Kalnbach im unterfränkischen Merchenried ein privates Museum – mit mittlerweile mehr als 2000 Exponaten aus über 200 Jahren. Mancher Besucher ist so begeistert, dass er sogar aus den USA ein neues Ausstellungsstück schickt.Die Füße hochlegen – das kommt für Gerhard Kalnbach nicht in Frage. Auch wenn er an diesem Montag bereits 86 Jahre alt wird. Denn Kalnbach ist nicht nur einer der wohl ältesten und glühendsten Feuerwehr-Fans Bayerns. Er betreibt seit 29 Jahren in der unterfränkischen Gemeinde Mechenried im Landkreis Haßberge auch ein einzigartiges Museum, das sich mit der Geschichte der Brandbekämpfung beschäftigt. Heute noch stöbert der Rentner oft mit seiner Frau Anni auf Flohmärkten, kauft dort neue Exponate oder tauscht Duplikate. Entdeckt der rüstige Franke einen Helm, ein Feuerbeil, ein Ehrenabzeichen oder einen Orden, den er noch nicht besitzt, kann er einfach nicht widerstehen. Zwischen 300 und 500 Euro im Jahr lässt sich Kalnbach sein Hobby kosten.
Mit dem Sammeln begann Kalnbach bereits 1963. Und bald schon lagerten Feuerwehr-Einsatzgeräte aus 200 Jahren auf seinem Dachboden. Weil er aber seine Freude an den Stücken mit anderen teilen wollte und „den Leuten klar machen wollte, wie wichtig eine Feuerwehr ist“, habe er das Museum eröffnet, sagt Kalnbach. Durch den Raum, wo einst Dorfkinder die Schulbank drückten, hat der Rentner bis heute schon Tausende Besucher herumgeführt – jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung ist die Ausstellung kostenlos zu besichtigen.
Rund 2000 Exponate, von Helmen und Atemschutzgeräten über Uniformen bis hin zu Schläuchen, kann man dort bestaunen. Kalnbach selbst haben es besonders die Helme angetan. Rund 150 Exemplare aus ganz Europa hat er zusammengetragen. Der älteste stammt aus dem 18. Jahrhundert. Einige musste er erst reparieren. Kein Problem für Kalnbach: Als gelernter Schlosser ist er handwerklich versiert.
Noch heute ist er mit Frau Anni auf Schnäppchenjagd
Zu sehen sind auch Handlaternen, Trompeten und Löscheimer aus Leder, Hanf oder Blech. „Wer weiß denn heute noch“, sagt Kalnbach, „wie früher eine Eimer-Kette funktionierte?“ Er erklärt: Das Wasser wurde mit Leder-, Hanf- oder Stroheimern über eine Menschenkette zum Brandherd transportiert. Mit der rechten Hand wurde der Wassereimer genommen, mit der linken gleichzeitig ein leerer Eimer zur

Schöpfstelle zurückgereicht. „Dieses Löschsystem forderte Muskelkraft, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, so Kalnbach. Dass immer wieder neue Ausstellungsstücke hinzukommen, dafür sorgen auch Besucher. So schickte zum Beispiel ein Gast aus den Vereinigten Staaten eine Feuerspringer-Ausrüstung.
Eine Schauecke im Museum widmet sich ausschließlich Exponaten aus der ehemaligen DDR: Uniformen, Gürtel, Helme und Schaumrohre der Wehren aus den einst volkseigenen Betrieben (VEB) sind dort ausgestellt. Im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs war Gerhard Kalnbach bereits 1978/79 mit seiner Frau in der DDR. Mitnehmen durfte er damals allerdings nichts. Kontakte aber knüpfte er bereits – das erleichterte die Sammeljagd nach der Grenzöffnung 1989. Ob auf Trödelmärkten, Schuttplätzen oder anderen Entsorgestellen – bis heute ist Kalnbach kein Weg zu beschwerlich oder weit, um alte Schläuche, Spritzen und Helme zu suchen.
Seit 2005 aber hat Kalnbach etwas Hilfe, die er mit seinen fast 86 Jahren gut gebrauchen kann – auch wenn er „sein Museum“ noch gut im Griff hat, wie er betont. Damals nämlich haben Enthusiasten einen Feuerwehrmuseums-Verein aus der Taufe gehoben. Vorsitzender ist Theo Diem, der frühere Bürgermeister der Gemeinde Riedbach, zu der Mechenried gehört. Diem ist bereits seit dem 16. Lebensjahr bei der Freiwilligen Feuerwehr, seit 15 Jahren sogar Kommandant. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt Diem und betont, wie wichtig es sei, „vor allem die Jugend für die Feuerwehr zu begeistern“. Und so gehen Vereinsmitglieder auch immer wieder in die Schulen der Region, um die Kinder und Jugendlichen zum Museumsbesuch zu animieren.
Und dort führt sie Kalnbach, der bereits mit 13 Jahren das ABC des Feuerwehrmannes gelernt hat, persönlich durch den Raum. „Das Museum ist ein Stück meines Lebens. Davon möchte ich auch nicht so schnell loslassen“, betont er. Denn mit der Museumstätigkeit bleibe er auch im Alter in Bewegung. Fast noch wichtiger für ihn aber ist „der Spaß an der Freud“. (
Josef Kleinhenz)
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