Leben in Bayern

Der Kölner Dom. (Foto: Neumann)

21.05.2010

Eine ewige Baustelle

Der Kölner Dom wurde erst vor 130 Jahren fertiggestellt

Egal ob man mit dem Zug oder mit dem Auto nach Köln fährt, der Kölner Dom mit seinen zwei markanten Türmen ist schon von Weitem sichtbar. Nach dem Ulmer Münster ist die „Hohe Domkirche St. Peter und Maria“ – so der offzielle Name – mit seinen exakten 157,38 Metern Höhe das zweithöchste Kirchengebäude Europas sowie das dritthöchste der Welt. Der Kölner Dom, eine römisch-katholische Kirche, zählt zu den größten Kathedralen im gotischen Baustil. Das Hauptschiff des Kölner Domes ist mit seinen 144 Metern das längste Kirchenschiff Deutschlands und eines der längsten der Welt. Als Vorbild, vor allem für den Grundriss, diente damals die Kathedrale von Amiens – allerdings mit einem kleinen Unterschied: Der Kölner Bau wurde fünfschiffig – nicht dreischiffig wie in Amiens – ausgeführt. Wenn nicht 1164 der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die Reliquien der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln gebracht hätte, gäbe es auch keinen Dom. Die alte Kathedrale war den Bürgern und Bischöfen einfach zu klein geworden und so reifte 1225 bei ihnen der Plan, mit einem Neubau zu beginnen. Am 15. August 1248 wurde nach den Zeichnungen des Dombaumeisters Gerhard von Rile mit dem Bau des Doms begonnen. Der Anfang war recht mühsam: Das Material, Trachyt, schafften die Kirchenbauer per Schiff vom nahegelegenen Drachenfels aus dem Siebengebirge herbei. Zuerst ging es trotzdem zügig voran: 1265 war der Kapellenkranz bis in die Gewölbe hineingehend fertiggestellt. Die über 17 Meter hohen Kirchenfenster des Oberchors wurden in den folgenden Jahren eingesetzt. Sie zeigen 48 Könige, mal mit und mal ohne Bart. Die Gesamtfläche der Chorfenster misst 1350 Quadratmeter und gilt somit als eine der größten erhaltenen Glasmalerei-Zyklen des Mittelalters. Besonders interessant ist das Wasserableitsystem, die so genannten Wasserspeier, das den Regen möglichst weit vom Gebäude ablenken soll. Die Figuren sind phantasievoll gestaltet: Teufel, Tiere, aber auch dämonische Wesen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts ließ bei allen Beteiligten die Baulust nach: Durch die Reformation kamen weniger Pilger und weniger Geld in die Stadtkasse. Der letzte Bauabschnitt stammt von 1528. Es kam, wie es kommen musste: Über 300 Jahre bestimmte ein unvollendeter Kölner Dom die Stadtsilhouette. Bis zum Jahr 1868 befand sich auf dem halbfertigen Südturm des Doms ein – durch Treträder angetriebener – Baukran aus dem 14.Jahrhundert. Erst im 18.Jahrhundert war das Gotteshaus wieder im Gespräch: Die angesehenen Bürger Joseph Görres und Sulpiz Boisserée fanden alte Baupläne und trieben den Weiterbau voran, sodass 1880 – getreu den Plänen der Kölner Dombaumeister des Mittelalters – die Fertigstellung des Doms gefeiert werden konnte. Das Warten hatte sich auch gelohnt: Die Kunsthistoriker sehen im Kölner Dom eine einmalige Harmonisierung sämtlicher Bauelemente im Stil der spätmittelalterlich-gotischen Architektur verwirklicht. Im Mittelalter wurde mit der Stilrichtung Gotik begonnen und dann im 19.Jahrhundert mit der Neugotik vollendet. Trotzdem ist und wird der Kölner Dom eine ewige Baustelle bleiben. Die Dombauhütte begann schon 1904 den Kampf gegen den Verfall des Sandsteins. Abgase färben den Stein im Laufe der Jahre immer wieder dunkel. Hier ist ständig dringender Restaurierungsbedarf erforderlich. Das stört aber nicht die Besucher: Jährlich kommen Millionen Menschen aus aller Welt, um dieses Weltkulturerbe mitten im Herzen der Stadt zu besichtigen. (Sabine Neumann)

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