Mit dem traditionellen "Fischertag" ist es für die Forellen im Memminger Stadtbach an diesem Samstag mit der Ruhe vorbei: Zum Böllerschuss um Punkt 8.00 Uhr wollen rund 1200 Männer in den Bach springen und mit gabelförmigen Netzen Jagd auf die Fische machen. Wer die schwerste Forelle fängt, darf sich ein Jahr lang "Fischerkönig" nennen. Für einen echten Memminger ist dieser Titel nach Einschätzung des Memminger Fischertagsvereins die höchste Ehre, die er in seinem Leben erlangen kann. Die gaudige Bachauskehr in der Altstadt lockt jedes Jahr tausende Zuschauer an.

Der Memminger "Fischertag" hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Schon im Mittelalter wurde der Stadtbach zur Reinigung einmal im Jahr ausgefischt. Der Fischertagsverein Memmingen e.V. wurde dann im Jahre 1900 gegründet und zählt heute zu den größten Vereinen in der ehemaligen freien Reichsstadt. Der jährliche Fischertag steht in der Vereinssatzung an erster Stelle und wird seit der Gründung gefeiert. Darüber hinaus ist in der Vereinssatzung die Aufrechterhaltung des Heimatgedankens und des heimischen Brauchtums verankert. Die Geschäftsstelle befindet sich im "Zollergarten-Häuschen", an dem der Memminger Stadtbach vorbeifließt. Bis heute wird das Wasser nach dem Ausfischen abgelassen, der Bach gesäubert und wieder frisch gefüllt.

Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts hat sich die Bachauskehr zu einem urig-lautstarken Volksfest entwickelt. Den Frauen bleibt dabei bis heute die traditionelle Rolle vorbehalten, am Bachrand den Wasserkübel für die gefangenen Fische zu bewachen. Im vergangenen Jahr waren auch einige Aktivisten der Tierschutzorganisation "PETA" in den Stadtbach gesprungen, um gegen das "Wettangeln" zu protestieren. (BSZ/dpa)