Leben in Bayern

Nikolaus-Darsteller ziehen wieder durch ganz Bayern. Über 30 Nikoläuse aus verschiedenen Ländern trafen sich im Allgäu. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

04.12.2017

Freche Kinder, kleine Tricks

Wenn der 6. Dezember naht, schwärmen auch in Bayern zahlreiche Nikolaus-Darsteller aus, um Kinder in alter Tradition zu loben und zu tadeln. Doch der Job erfordert ganz spezielle Kompetenzen - und nicht alle Kinder haben Respekt vor dem Bischof in seinem roten Mantel

Gute Nikoläuse fallen nicht vom Himmel. Roter Mantel, weißer Bart und ein Stab - klar, all das gehört dazu. Doch es braucht noch einiges mehr. Dieser Meinung ist zumindest Martin Bayerl, der am 6. Dezember wieder unterwegs ist, um Kinder mit ihren guten und weniger guten Eigenschaften zu konfrontieren - und sie am Ende, bei allen mahnenden Worten, dann doch zu beschenken. Bayerl sagt: "Man braucht eine gewisse Ausstrahlung und Autorität." Und man sollte sich in Kinder hineinversetzen können.

Das gelang Bayerl mit 17 Jahren noch nicht, als er erstmals in die Rolle des Heiligen Nikolaus schlüpfte. Heute, 25 Jahre später, ist Bayerl selbst Vater eines Achtjährigen und weiß, worauf es ankommt. Obwohl sein Sohn schon in dem Alter sei, in dem viele Kinder zu zweifeln beginnen und Nachfragen stellen: Woher weiß dieser angeblich fremde Bärtige eigentlich, was ich verbrochen habe?

Den Zettel mit guten und schlechten Eigenschaften der Kinder, der später im goldenen Buch liegt, lässt sich Bayerl kurz vor seinem Auftritt von den Eltern zustecken. Bevor er die Kinder begrüßt, prägt er sich ihre Namen ein - für den Showeffekt. "Das beeindruckt die Kinder schon, wenn der Nikolaus ihre Namen weiß, ohne ins goldene Buch zu schauen", sagt er.

"Nikolaus-Overkill"

Bayerl ist Mitglied des Heimat- und Brauchtumsvereins Lechler München, der seit mehr als 20 Jahren Nikolaus-Besuche organisiert. Zwei Nikoläuse samt Krampus, jener Schreckgestalt aus dem alpenländischen Brauchtum, schickt der Verein jährlich zu rund 20 Familien.

Bayerls Lebensgefährtin Carmen Genzinger organisiert die Touren. "Es ist wichtig, dass der Nikolaus auf Kinder eingehen kann, und das in sehr unterschiedlichen Situationen", sagt sie. In einer Familie säßen die Kinder herausgeputzt am Klavier, wenn es an der Tür klopft, in anderen mache einer in Jogginghose die Tür auf.

Auch beobachte sie, dass die Kinder immer frecher würden, vor allem mit fortschreitendem Alter. Als Grund dafür sieht sie ein Überangebot an Nikoläusen in Kindergärten, Schulen, Kaufhäusern - einen "Nikolaus-Overkill", wie sie sagt. "Das durchschauen die Kinder, sie fragen sich, wer denn nun der Echte ist."

Vom Coca-Cola-Weihnachtsmann abgrenzen

Ein solches Überangebot erkennt auch Mariann Dudas von der Nikolaus-Vermittlung des Münchner Jobcafés. Vom 1. Dezember an sind die Darsteller im Einsatz, im vergangenen Jahr besuchten sie rund 60 Familien. Die Nachfrage sei leicht rückläufig. "Nikoläuse kommen schon in viele Kindergärten und Schulen", erklärt Dudas. Derzeit vermittelt das Jobcafé sechs bis sieben Nikoläuse, "ältere Herren" mit viel Erfahrung, sagt Dudas. Die traditonellen Kostüme samt Mantel, Mitra (der traditionellen Kopfbedeckung der Bischöfe vieler christlicher Kirchen), Stab und goldenem Buch bringen sie selbst mit.

Tradition, darauf legt auch Martin Bayerl wert. Die von heidnischen und christlichen Legenden geformte Figur des Heiligen Nikolaus ist eine Verschmelzung von zwei historischen Geistlichen: dem Abt Nikolaus von Sion und dem Bischof Nikolaus von Myra. Vom kommerziellen, fiktiven Coca-Cola-Weihnachtsmann will sich Bayerl klar abgrenzen. "Es ist schade, dass diese beiden Bräuche vermischt werden", bedauert er. (Wera Engelhardt, dpa)

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