Das Erzbistum Bamberg hat seinem ehemaligen Erzbischof Ludwig Schick einen großen Abschied mit einem feierlichen Gottesdienst am dritten Adventssonntag bereitet. Der Dom war voll besetzt, auch zahlreiche Bischofskollegen waren gekommen. Schick wählte zum Abschied noch einmal persönliche Worte in der Predigt: "Dankbar schaue ich auf das Gelungene und weiß, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe", sagte er in Anlehnung an das katholische Schuldbekenntnis, das zu jeder Messe gehört.
Am 1. November war sein Rücktritt nach 20 Jahren im Amt bekannt geworden. Er wolle die künftigen Aufgaben einem Jüngeren überlassen, so hat er auch nun im Gottesdienst seinen Abschied begründet. Denn eigentlich fehlen ihm noch zwei Jahre bis zum offiziellen Rentenalter für Bischöfe.
Und natürlich stellt sich nun die Frage: Wer wird denn neuer Erzbischof von Bamberg? Dass darüber zeitnah entschieden wird, ist nicht zu erwarten. Die katholische Kirche und der Vatikan sind nicht gerade für schnelle Entscheidungen bekannt.
Wer auch immer ihm nachfolgt, wird sich auch im beschaulichen Bamberg den zahlreichen Krisen der katholischen Kirche nicht entziehen können: Die Austrittszahlen sind hoch, immer wieder kommen Missbrauchsfälle ans Licht, bei Reformfragen stehen sich progressive und konservative Kräfte mittlerweile ziemlich unversöhnlich gegenüber. Und überhaupt kann die katholische Kirche in Deutschland ja viel wollen - Veränderungen einleiten kann aber nur der Vatikan. Und der will nicht.
Viele Namen sind im Umlauf
Diverse Namen kursieren natürlich längst, wenn über die Schick-Nachfolge spekuliert wird. Im bayerischen Episkopat würde der Wechsel nach Bamberg für Bischof Franz Jung (56) aus dem benachbarten Würzburg oder für Bischof Stefan Oster (57) aus Passau einen Aufstieg zum Erzbischof bedeuten. Möglicherweise kommt auch ein Kandidat aus der zweiten Führungsebene zum Zug - Schick war vor seiner Ernennung zum Erzbischof von Bamberg Generalvikar und Weihbischof von Fulda. Gemäß dem Staatskirchenvertrag zwischen Bayern und dem Vatikan ist der Papst bei der Ernennung eines neuen Erzbischofs frei in der Entscheidung.
Es wird zwar vom Domkapitel eine Liste geeigneter Kandidaten angefertigt, daran gebunden ist Franziskus aber nicht. Als zeitgemäß freilich empfinden das vor allem viele Laien nicht - sie wollen mitsprechen und mehr Demokratie einziehen lassen in die Institution. Schick selbst hatte hier Reformen angemahnt: Es müsse neue Strukturen geben, "zum Beispiel, dass die Bischöfe von den Gläubigen mitgewählt werden können", hatte er der Nachrichtenagentur dpa im März gesagt.
Immerhin kamen kürzlich Vertreter des Domkapitels mit dem Vorstand des Laiengremiums Diözesanrat zusammen. Man habe sich zum "Austausch darüber getroffen, welche Eigenschaften man sich vom künftigen Erzbischof des Erzbistums Bamberg wünscht", teilte Sprecher Harry Luck mit. Details freilich nannte er nicht. Und: Solche Treffen habe es auch vor früheren Bischofsernennungen schon gegeben.
Eine klare Forderung kam von der Diözesanjugend: "Hier und jetzt zeigt sich, wie ernst es dem Klerus mit der Beschränkung der eigenen Macht und der Gewaltenteilung wirklich ist", teilte der Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) kurz nach Schicks Rücktritt mit. Der Synodale Prozess habe hier einen klaren Weg aufgezeigt zu mehr Teilhabe.
Am Ende entscheidet wie immer Rom
Doch bislang deuten alle Signale darauf hin, dass der Wechsel an der Spitze des Bamberger Erzbistums so abläuft wie immer: Vorschläge, die geheim gehalten werden, gehen nach Rom, dort wird entschieden. Und die 630 000 Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum müssen sich fügen.
Und werden sehen: Findet der Neue Reformbemühungen gut und unterstützt sie? Oder soll alles so bleiben wie es ist? Wie stellt sich die Kirche auf, wenn es immer weniger Mitglieder gibt, wenn immer mehr Kirchenbänke leer bleiben im Gottesdienst? Wie ernst wird es ihm sein mit der weiteren Aufarbeitung des Missbrauchsskandals?
Aber ob sich die Vorschlagsliste leichthändig füllen lässt? Der katholischen Kirche in Deutschland mangelt es seit Jahren an Priestern. 2001 wurden nach Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) 124 Männer geweiht, 20 Jahre später waren es gerade einmal 48.
Das bedeutet, dass auch der Kandidatenkreis für Bischofsämter immer eingeschränkter wird. Schließlich erwartet das Kirchenrecht eine fundierte theologische Ausbildung, bestenfalls einen Doktortitel. Dazu natürlich: "festen Glauben, gute Sitten, Frömmigkeit, Lebensweisheit und Klugheit". Schick sagte: "Neue Aufgaben stehen an, die ein neuer Bischof mit Kraft und Energie anpacken soll." (Kathrin Zeilmann, dpa)
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