Leben in Bayern

Eher selten: Diese beiden Münchner Straßen sind nach Frauen benannt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

19.11.2019

Goethe, Schiller, Lessing: Kaum weibliche Straßennamen

Bundesweit sind wesentlich weniger Straßen und öffentliche Plätze nach Frauen benannt als nach Männern. Auch in Bayern herrscht dieses Ungleichgewicht. Mittlerweile versucht die Politik, mehr Gleichberechtigung zu schaffen - ohne klaren Erfolg

Während sich beispielsweise in München die Katharina-von-Bora-Straße und die Sophienstraße kreuzen, tauchten weibliche Namen lange Zeit auf Straßen und Plätzen kaum auf - und damit fehlten auch ein Stück weit Wertschätzung von und Erinnerung an Leistungen von Frauen im öffentlichen Raum. Dabei ist es gegenwärtig egal, ob man in einer kleinen bayerischen Gemeinde oder europäischen Großstadt nach weiblichen Straßennamen sucht. Das Ungleichgewicht ist eklatant - Goethe, Schiller, Lessing und Co. findet man in zig Kommunen. Doch auch wenn der überwiegende Teil der Infrastruktur nach wie vor nach Männern benannt ist: Es tut sich langsam was.

Jüngst hatte die CSU in München eine stärkere Berücksichtigung von weiblichen Namen gefordert. Dabei hatte die Landeshauptstadt schon 2004 beschlossen, bei der Vergabe von Straßennamen mehr Frauen zu berücksichtigen. Zwar wurden in den folgenden Jahren verstärkt Namen von Frauen genommen, das Ungleichgewicht blieb aber bestehen.

"Höchste Form der persönlichen Ehrung"

Besondere Relevanz kommt der Thematik zu, da die Stadt angibt, dass eine Straßenbenennung "die höchste Form der persönlichen Ehrung durch die Landeshauptstadt München" sei. Eine Person, der diese Ehre in der Landeshauptstadt zugutekommen soll, muss mindestens ein Jahr tot sein. Vorschläge kommen in der Regel von Stadträten oder ganzen Fraktionen, Mitgliedern der Bezirksausschüsse oder Privatpersonen.

Das Problem scheint also erkannt und als solches angenommen worden zu sein. Doch nach Angaben der Stadt München werden größtenteils Männer hierfür vorgeschlagen. Erst im September beschloss der Kommunalausschuss die Benennung von sechs neuen Straßen: Von diesen wurden nur zwei nach weiblichen Persönlichkeiten benannt: Konzertpianistin Clara Schumann (1819-1896) und die Malerin, Musikerin und Autorin Maria Arndts (1823-1882).

Auch in Franken ist man sich des Themas bewusst: In Nürnberg hatten die Stadtratsfraktionen der CSU und SPD im vergangenen Jahr die Stadtverwaltung dazu aufgefordert, künftig mehr Straßen nach Frauen zu benennen. Die Stadtverwaltung ermutigte die Stadtratsfraktionen daraufhin, eigenständig mehr weibliche Vorschläge einzureichen.

In Paris überklebten Kritiker Schilder

Das männlich dominierte Straßenbild beschränkt sich allerdings nicht auf Bayern. Frauen sind hinsichtlich der Benennung von öffentlichem Raum bundesweit unterrepräsentiert. Die Stadt Bremen hat daher gehandelt und beschlossen, dass sämtliche Straßen in einem Neubaugebiet nach Frauen benannt werden sollen.

Dass das Thema auch im Ausland brisant ist, zeigt der Blick beispielsweise nach Frankreich. In Paris nahmen Aktivisten das Problem 2015 selbst in die Hand. Nachdem bekannt wurde, dass lediglich 2,5 Prozent der Straßennamen in der französischen Hauptstadt den Namen von Frauen trugen, überklebten Kritiker Straßennamen und ersetzten diese mit den Namen von Frauen.

Die Benennung von Straßen und öffentlichen Plätzen ist nicht nur wegen des Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern ein kontroverses Thema: Immer wieder kommt es zu Diskussionen um Straßen, die nach historisch problematischen Figuren oder Ereignissen benannt sind. Seien es Namen mit Kolonial-Bezügen, Namen von NS-Verbrechern oder Personen, die ein schwieriges historisches Erbe verkörpern.
(dpa)

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