Leben in Bayern

Wasser, Tee und trockenes Brot: So karg muss die Fastenzeit ja auch wieder nicht ausfallen. (Foto: dpa)

28.02.2017

Härtetest für gute Vorsätze

Die Fastenzeit ist eine Chance, überflüssige Pfunde loszuwerden. Oder mal auf Alkohol und Zigaretten zu verzichten. Die alte Krux dabei: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach...

Es ist wieder soweit: Nach dem Fasching oder Karneval beginnt die Fastenzeit. Es ist die Zeit, zu deren Beginn besonders viele gute Vorsätze gefasst werden. Und es ist die Zeit, in der die guten Vorsätze oft doch zu schwer einzuhalten sind. Früher bereiteten sich nur die Christen mit dem Verzicht auf die Osterzeit vor. Doch heute verzichten auch viele kirchenferne Bürger bis Ostern auf ein "Laster" wie Alkoholgenuss, Rauchen und Süßigkeiten - oder nehmen sich das zumindest ganz fest vor.

Bei den Katholiken gehören die einst strengen Fastenregeln längst der Vergangenheit an, bei vielen Gläubigen bleiben Fleischspeisen aber wenigstens an Aschermittwoch und Karfreitag tabu. So entstanden die traditionellen Fischessen am Aschermittwoch.

Auch die evangelische Kirche ruft seit 1983 zu "Sieben Wochen ohne" auf, in denen man bewusst auf etwas verzichten soll. Dieses Jahr lautet das Motto "Sieben Wochen ohne Sofort". Das soll zu Entschleunigung und Pausen anregen, zu Nachdenklichkeit und Besinnung. Man müsse ja auch nicht gleich jede Mail und Kurznachricht an der Ampel oder in der U-Bahn beantworten, lautet der Ratschlag.

Schlitzohrigkeit der Gläubigen

Mit einer gewissen Schlitzohrigkeit verstanden die Gläubigen es in früheren Jahrhunderten, die damals noch lange Fastenzeit abzumildern. Auf diese Weise soll etwa das Gericht Fleisch im Brotteig entstanden sein, mit dem man den Schein der Enthaltsamkeit wahren konnte. Mönche in bayerischen Klöstern brauten im 17. Jahrhundert erstmals - als "flüssiges Brot" - das süffige Starkbier als Fastentrunk. Und auch zahlreiche Mehl- und Süßspeisen sollen ihren Ursprung in dem Versuch gehabt haben, in der Fastenzeit nicht ganz auf lukullische Genüsse verzichten zu müssen.

Auf den engen Zusammenhang von Fasching und Fastenzeit weisen die Sprachforscher hin: Das Wort Fasching geht auf das mittelhochdeutsche Wort "vast-schanc" zurück, mit dem das Ausschenken des Fastentrunks gemeint war. Die Begriffe Fastnacht und Fasenacht haben ihre Wurzel in dem mittelhochdeutschen Wort "vastnaht", das die Nacht oder den Vorabend vor der Fastenzeit bezeichnete. Das schon für das 17. Jahrhundert nachgewiesene Wort Karneval geht wohl auf lateinisch "carne vale" ("Fleisch, lebe wohl") zurück. Nach einer anderen Erklärung kommt Karneval allerdings von lateinisch "carrus navalis" für "Schiffskarren", wie sie bei Festumzügen zur Wiedereröffnung der Schifffahrt im Frühjahr vorkamen.

Für die Christen ist das Fasten auf biblischer Überlieferung begründet. So heißt es etwa im Matthäus-Evangelium, dass Jesus Christus vor seinem Gang nach Galiläa 40 Tage und Nächte gefastet habe. "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht", sagte Jesus nach seinem Fasten laut Matthäus-Überlieferung. "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein" - das bleibt das innere Motto der Fastenzeit. (Jürgen Balthasar, dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll die Mehrwertsteuer in der Gastronomie gesenkt werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.