Leben in Bayern

Jedes Jahr gibt es ein Weihnachtsdinner für sozial benachteiligte Menschen im Münchner Hofbräuhaus. (Foto: Tobias Hase, dpa)

21.12.2018

Heiligabend unter Obdachlosen

Suppenküche, Behinderteneinrichtungen, Freiwilligenprogramme: Die Münchnerin Isabel Oberländer kümmert sich seit ihrer Kindheit um Menschen in Not

Wenn andere an Weihnachten die Geschenke auspacken, hilft Isabel Oberländer Obdachlosen. Jeden Heiligabend wird im Hofbräuhaus vom Münchner Männerfürsorgeverein ein Dinner für sozial benachteiligte Menschen organisiert. Zu helfen, anstatt mit den Liebsten zu feiern, ist für die 27-Jährige eine Selbstverständlichkeit.

„Darum geht’s doch an Weihnachten“, sagt sie. „Dass man sich zurückbesinnt und anderen hilft.“ Auf die Idee hat sie ein Kollege der Suppenküche der Barmherzigen Schwestern gebracht, wo sie seit über fünf Jahren ehrenamtlich Bedürftigen warme Mahlzeiten serviert. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, versichert sie. Viele würden sich über die Ungleichheit in der Gesellschaft beschweren – ohne etwas dagegen zu unternehmen. Oberländer nicht.

Die gebürtige Münchnerin studiert in München Kunstgeschichte. Im Rahmen ihres Studiums absolviert sie ein Praktikum beim Fotografen Paul Weinberg in Südafrika. Auch dort versucht sie, den Schwachen in der Gesellschaft zu helfen. „Die Armut in Kapstadt ist natürlich um ein Vielfaches höher als in München“, erzählt sie. Einmal sei sie sogar schon ausgeraubt worden. An ihrem Mitgefühl für die Menschen ändert das nichts. „Die machen das ja nicht, weil sie Bock darauf haben, sondern weil es in der Gesellschaft ungerecht zugeht.“ Sie arbeitet in den Greatmore Studios, einem Kulturzentrum in einem Township, wo die Ärmsten der Armen wohnen. Diese Menschen können die Ateliers nutzen und bekommen kostenlos Materialien und Werkzeuge gestellt. „Kunst ist eine unterschätzte Chance, um Leute aus Armut rauszuholen“, ist sie überzeugt.

Schon als Schülerin engagierte sich Oberländer für soziale Projekte. In den Sommerferien reiste sie zum Beispiel nach Kolumbien, um ehrenamtlich bei Fundación Florencer zu arbeiten – einer schulischen Einrichtung für behinderte Kinder. „Behinderte sind in diesem Land nicht erwünscht“, sagt sie traurig. „Deswegen ist es wichtig, dass sie in die Schule gehen.“ Als sie die Einrichtung ein paar Jahre später wieder besuchen wollte, war sie geschlossen – die Spendengelder haben nicht gereicht. Für Oberländer ein Zeichen, sich weiter zu engagieren. Also begann sie im Rahmen des Freiwilligenprogramms von „Dein München“ handschriftliche Spendenbriefe zu schreiben. Mit den Geld- und Sachspenden versucht der Verein, Kindern aus sozial benachteiligten Familien das Leben ein wenig schöner zu machen. Fast schon unnötig zu erwähnen, dass Oberländer auch regelmäßig dem Kind einer alleinerziehenden Mutter bei den Hausaufgaben hilft.

Anderen helfen: Darum geht’s doch an Weihnachten

Bei so viel ehrenamtlicher Arbeit reichte das Geld im teuren München irgendwann nicht mehr. Oberländer kommt aus einem Nichtakademikerhaushalt, ihre Eltern sind Rentner. Um ihnen nicht auf der Tasche zu liegen, nahm sie jeden Job an, den sie zwischen die Finger bekam. Sie arbeitete in einem Auktionshaus, gab Nachhilfe, sittete Babys, dekorierte Schaufenster, modelte für eine Marketingagentur oder veranstaltete mit einer Freundin vegane Dinner in einem Gewächshaus. „Egal ob krank oder Nachtschicht: Ich habe immer gearbeitet, damit wieder Geld in die Studentenkasse kommt“, sagt sie. Trotz Studium und Nebenjobs will sie sich auch in Zukunft weiter um Bedürftige kümmern. „Ich würde mir wünschen, es würden sich viel mehr Menschen engagieren“, betont sie. „Wenn jeder der rund 120 000 Studierenden in München jede Woche eine Stunde freiwillig arbeiten würde, würde sich in München viel ändern.“ Ganz zu schweigen von den knapp 1,5 Millionen Einwohnern. (David Lohmann)

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