Leben in Bayern

Gianluca Beraldo auf der Baustelle der Autobahn A8 bei Burgau. Die vergangenen vier Jahre war er für den Ausbau der Autobahn zwischen Augsburg und Ulm zuständig. (Foto: Marcus Merk/dpa)

24.09.2015

Herr über die A8

Ein Italiener baut deutsche Autobahnen. Auf der viel befahrenen Autobahn München-Stuttgart ist ein weiteres Stück sechsspurig ausgebaut - jetzt sucht Gianluca Beraldo eine neue Herausforderung

Für seinen späteren Beruf hat Gianluca Beraldo schon als Kind im Sommerurlaub geübt. Während andere am Strand Burgen und Türmchen bauten, hat der junge Italiener Autobahnen in den Sand gebuddelt. Beraldos Lebensweg war damit schon vorgezeichnet. Die vergangenen vier Jahre war er für den Ausbau der Autobahn 8 zwischen Augsburg und Ulm zuständig. Nun ist auch dieses 410 Millionen Euro teure Werk des technischen Geschäftsführers der Baugesellschaft Pansuevia vollbracht. Der 57-Jährige wird wohl weiterziehen und sich die nächste Herausforderung suchen.

Am 28. September werden Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und sein Amtskollege aus München, Joachim Herrmann (beide CSU), zusammen mit Beraldo die neue 41 Kilometer lange Fernstraße freigeben. Damit läuft dann die komplette Strecke zwischen München und Ulm - die früher chronisch überlastet war - sechsspurig.

Privatunternehmen bauen und halten die Fernstraße auch für mehrere Jahrzehnte instand

Der Ausbau der A8 ist ein sogenanntes ÖPP-Projekt (Öffentlich-Private Partnerschaft). Die Autobahngesellschaft Pansuevia ist eine Tochter der Baukonzerne Hochtief und Strabag und soll die Autobahn drei Jahrzehnte lang für den Staat auch betreiben. Nach diesem Modell wurde zuvor von anderen Partnern auch schon die A8 zwischen München und Augsburg ausgebaut.

ÖPP-Projekte sind nicht unumstritten. Kritiker bezweifeln, dass sich solche Projekte für den Staat, der den Bauunternehmen einen Teil der Lastwagen-Maut überlässt, lohnen. Geschäftsführer Beraldo sieht das naturgemäß anders. Ein konventioneller Autobahnbau könne mit einem ÖPP-Projekt nicht mithalten, ist sich der Italiener sicher. "Während wir zehn Kilometer sechsspurige Autobahn bauen, ist woanders eine Ortsumfahrung von zwei Kilometern noch immer nicht fertig." Das sei eine Zumutung für die Bürger. "Für mich ist das nicht nachvollziehbar", sagt der Ingenieur. "Die Menschen wollen nicht 20 Jahre lang die Qualen einer Baustelle haben."

Beraldo kommt aus einer Autobahn-Familie

Beraldo hatte zuvor schon an dem ÖPP-Projekt A4 in Thüringen mitgearbeitet. Dass er so gerne große Straßen baut, ist kein Wunder, schließlich kommt er aus einer Autobahn-Familie. Die Fotografien in seinem Büro zeugen von Urlaubsidylle, Familienglück und dem Dolce Vita der 60er Jahre. Dazwischen Fernstraßen aus der Vogelperspektive. Die Tradition reicht weit zurück. Schon der Bruder seines Großvaters hatte italienische Städte miteinander verbunden, war an der Autostrada beteiligt. Seine Kindheit verbrachte der gebürtige Venezianer dann mit seinem Vater auch auf Baustellen. "Jeden Sonntag", erzählt Beraldo. Unzählige habe er gesehen.

Später hat er dann selbst mit seinen Bautrupps Brücken gezogen, Tunnel gegraben und einen Staudamm gebaut. Ausgerechnet im Irak, mitten im Golfkrieg zwischen Iran und Irak. Der Mossul-Damm war Beraldos erstes Großprojekt. "Es war der 18. Januar 1985", erinnert er sich an den Telefonanruf. "Ich hörte nur Irak und fragte: Ist da nicht Krieg?" Beraldo, frisch von der Universität und von Abenteuerlust gepackt, sagte dennoch zu. "Ich habe ungefähr zehn Sekunden überlegt." Mehr als 8000 Menschen aus 42 Nationen arbeiteten damals an dem Damm, der später nach Diktator Saddam Hussein in "Saddam-Damm" umbenannt wurde.

Gianluca Beraldo ist nun seit fast zehn Jahren in Deutschland, Schwaben wird er möglicherweise aber bald verlassen. "Der Wunsch nach etwas Neuem ist da, ich warte nur noch auf die passende Gelegenheit", sagt der dreifache Vater. Irgendetwas Großes will er wieder mit anpacken. Ob es erneut eine Autobahn sein wird, ist aber noch nicht sicher. (Manuela Rauch, dpa)

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