Leben in Bayern

Das neue Nürnberger Christkind Benigna Munsi. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

12.11.2019

"Ich fühle mich sehr gut gerade"

Strahlendes Lächeln, aber schwere Arme. Das neue Nürnberger Christkind hat seinen ersten offiziellen Auftritt gemeistert. Schon vorher gab es viel Wirbel um Benigna Munsi

Ein letzter kritischer Blick in den Spiegel, die Krone noch mal gerade gerückt, dann verlässt das Nürnberger Christkind die Garderobe. Begleitet von Blitzlichtgewitter marschiert Benigna Munsi durch das Staatstheater zum Fotoshooting. Am Dienstag zeigt sich die 17-Jährige erstmals in ihrem engelsgleichen Kostüm - mit Sternen verziertes Kleid, goldene Flügel, blonde Lockenperücke und Krone. Unermüdlich lächelt die Schülerin in die Kameras, dreht sich auf Anweisung, hebt ihre Arme, guckt nach unten, nach oben.

"Ich fühle mich sehr gut gerade", sagt sie. Die Arme würden allerdings schon etwas schwer, gibt sie zu. Und wieder dieses strahlende Lächeln. Für die Nürnberger Gymnasiastin geht an diesem Tag ein Traum in Erfüllung, wie sie sagt. "Ich freue mich sehr darauf, was jetzt noch ansteht." Ein bisschen aufgeregt ist sie aber auch. In den nächsten Wochen wird sie ständig im Rampenlicht stehen.

Schnell noch ein paar Selfies mit Journalisten, dann ist Munsi für kurze Interviews bereit - allerdings nicht zur AfD, wie Susanne Randel, Christkind-Betreuerin von der Stadt Nürnberg, betont. Das Thema wolle man heute beiseite lassen. Vor gut zwei Wochen hatte eine Jury die Schülerin zum neuen Christkind gewählt. Und gleich sorgte ein AfD-Kreisverband mit einem rassistischen Kommentar auf seiner Facebook-Seite für Aufregung. Munsis Vater stammt aus Indien, besitzt aber seit langem die deutsche Staatsbürgerschaft.

Die 17-Jährige ist kaum wiederzuerkennen

In ihrem Christkind-Kostüm ist die 17-Jährige kaum wiederzuerkennen. Die dunklen Locken hat sie unter der blonden Perücke hochgesteckt, die Brille gegen Kontaktlinsen getauscht. Lieblich sieht sie aus, so engelgleich wie ihre Vorgängerinnen. Ist das in einer vielfältigen Gesellschaft, wie sie Deutschland heutzutage hat, überhaupt noch zeitgemäß? "Also das Christkind, das Nürnberger Christkind, ist das hier", sagt Munsi selbstbewusst und breitet ihre goldenen Flügeln aus. Da brauche man keine Veränderung, findet sie.

Theaterschneider haben das Ornat - wie es offiziell heißt - extra für Munsi angefertigt. Für die Auftritte draußen hat es verstärkte Flügel, damit diese bei Wind nicht unschön durch die Gegend flattern. Für drinnen bekommt das Christkind ein zweites Kostüm mit weicheren Flügeln. Das Einkleiden sei schnell gegangen, sagt Munsi. Am längsten habe es gedauert, die Haare festzustecken.

Der erste offizielle Termin als Christkind ist für Munsi quasi ein Heimspiel. Sie selbst spielt im Jugendclub des Staatstheaters, stand dort schon viele Male auf der Bühne. Bei ihrem Christkind-Amt könnte das hilfreich sein. Rund 160 Termine stehen jetzt schon in ihrem Kalender. Höhepunkt wird natürlich der 29. November sein, wenn sie von der Empore der Frauenkirche den weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkt eröffnen wird.

Unterricht von einem Schauspiellehrer

Vor Tausenden Zuschauern wird Munsi dann ein mehrere Strophen langes Weihnachtsgedicht vortragen, möglichst ausdrucksstark und fehlerfrei. Dafür bekommt sie Unterricht von einem Schauspiellehrer. "Er wird den Prolog mit dem Christkind üben, die Aussprache, die Gestik, die Mimik", sagt Randel. "Er gibt dem Mädchen auch gute Tipps, wie sie mit dem Lampenfieber umgehen kann."

Auch von den ehemaligen Christkindern gibt es Hilfe. Munsi war zum Beispiel schon mit ihrer Vorgängerin shoppen: warme Skiunterwäsche und Schminke. "Das machen die Mädchen immer zusammen", sagt Randel. "Das ist wie so eine kleine Familie - eine Christkindfamilie." Seit 1948 gibt es das Nürnberger Christkind. Früher übernahmen noch Schauspielerinnen die Rolle, seit 1969 sind es Mädchen aus Nürnberg.

In der Vorweihnachtszeit wird Munsi mehrmals die Woche auf dem Christkindlesmarkt unterwegs sein. Sie wird Kitas besuchen, Altenheime, Krankenhäuser, Wärmestuben und Kinder zu einer Märchenstunde einladen. Zurzeit schreibt die Schülerin noch fleißig Klausuren, in diesem Schuljahr steht immerhin das Abitur an. Ab dem 29. November bekommt sie aber schulfrei - damit sie sich voll auf ihre Aufgaben als Christkind konzentrieren kann.
(Irena Güttel, dpa)

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