Leben in Bayern

Die Klinik in Schwabing gehört neben dem Hamburger Uniklinikum Eppendorf und dem Uniklinikum Düsseldorf zu den Zentren, an denen die Wirkung des Ebola-Präparates in Deutschland untersucht wird. (Foto: München Klinik Schwabing)

24.03.2020

Klinik Schwabing forscht mit

Bundesweit erste Studie zu möglichem Covid-19-Medikament gestartet

Im Kampf gegen das Coronavirus ist die bundesweit erste Studie mit einem Medikament gegen die Lungenkrankheit Covid-19 angelaufen. Das ursprünglich gegen Ebola entwickelte US-Präparat namens "Remdesivir" werde in einer international angelegten Studie an rund 1000 Patienten in etwa 50 Kliniken rund um die Welt erprobt, teilte Chefarzt Clemens Wendtner von der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing am Dienstag mit. Das Medikament solle dabei an 600 Patienten mit moderaten Symptomen und an 400 mit schwerer Symptomatik erprobt werden.

Wendtner verfügt in Deutschland über die bisher längste Erfahrung mit Covid-19. Er hatte in Schwabing Ende Januar die bundesweit ersten mit dem Sars-CoV-2-Virus infizierten Patienten behandelt. Die Klinik in Schwabing gehört neben dem Hamburger Uniklinikum Eppendorf und dem Uniklinikum Düsseldorf zu den Zentren, an denen die Wirkung des Ebola-Präparates in Deutschland untersucht wird.

Problematisch sei, dass das Medikament nirgends zugelassen sei. Die Haftung bei Anwendung der Substanz außerhalb dieser Studie im Sinne eines individuellen Heilversuchs läge ansonsten voll beim Arzt, sagte Wendtner. Die Regierung von Oberbayern hatte kürzlich eine Sondergenehmigung zur Einfuhr des Medikaments für einen solchen Heilversuch bei einem 80-jährigen Patienten in Weilheim erlassen.

Gut verträglich

"Bei einer Studie an Ebola-Patienten hat es sich als gut verträglich, aber nicht sehr effizient erwiesen", sagte Wendtner. Deshalb sei die Zulassung nicht weiter verfolgt worden. "Jetzt gibt es beim Coronavirus Labordaten, die darauf hinweisen, dass es hier sehr gut wirkt." Zudem lägen Einzelberichte vor, von denen ermutigende Signale ausgingen. Sollte die Studie Erfolge bringen, könnte das Mittel bis frühestens Ende 2020 auf den Markt kommen können, hofft Wendtner.

Auch andere bestehende Medikamente sollen auf ihre Wirksamkeit gegen Covid-19 untersucht werden. Wissenschaftler vom Deutschen Primatenzentrum - Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen und der Charité Berlin haben ein Enzym identifiziert, das den Eintritt des Virus in Lungenzellen ermöglicht. Das in Japan zugelassene Medikament Camostat Mesilate, bisher bei Entzündungen der Bauchspeicheldrüse eingesetzt, hemmt diese Protease und könnte eine Behandlungsmöglichkeit darstellen. Auch hier soll es klinische Studien geben.

Wenig Erfolge brachte laut Wendtner das HIV-Medikament Ritonavir/Lopinavir ("Kaletra"). "Wir hatten subjektiv den Eindruck, dass wir einzelnen Patienten damit helfen konnten", sagte Wendtner. "Leider hat sich in einer Studie mit knapp 200 Patienten aber kein signifikanter Benefit gezeigt." Das verdeutliche, wie wichtig Studien seien.

Viruslast senken

Diskutiert werde auch, ob ein altbekanntes Malariamittel helfen könnte, etwa in Kombination mit einem bestimmten Antibiotikum. Bisher sei das an etwa 20 Patienten getestet worden, es scheine die Viruslast senken zu können. "Das muss weiter untersucht werden."

Es wird wie die parallel laufende Entwicklung eines Impfstoffs ein Wettlauf mit der Zeit. Wendtner rechnet zwar mit einem Abflauen der Infektionen im Sommer. "Man wird schon saisonal mit den höheren Temperaturen eine Pause haben." Jedoch rechne er mit einer weiteren Welle etwa ab Oktober.
(Sabine Dobel, dpa)

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