Leben in Bayern

Artisten in historischer Kleidung vor jeder Menge Zuschauern. (Foto: Armin Weigel/dpa)

03.07.2017

Mittelalterliche Pracht

Vier Wochen lang lebt in Landshut das Mittelalter auf. Mit einem prachtvollen Festzug haben sich am Sonntag die Brautleute der Landshuter Hochzeit ihrem Volk präsentiert. Zehntausende feierten bei dem nur alle vier Jahre stattfindenden Spektakel mit

Mit einem zehntausendfachen "Hallooooo" begrüßen die Besucher der Landshuter Hochzeit am Sonntag das Brautpaar. Aus aller Welt reisen Menschen an, wenn in der niederbayerischen Stadt alle vier Jahre mittelalterlich geheiratet wird. Etwa 2500 Mitwirkende in originalgetreuen Kostümen machen das Spektakel zu einem der größten Historienfeste Europas. Seit diesem Jahr gilt das Ereignis als immaterielles Kulturerbe.

Die sonntäglichen Festumzüge mit dem Brautpaar, der polnischen Königstochter Hedwig und dem Landshuter Herzog Georg, bilden die Höhepunkte der Landshuter Hochzeit. Die Festspielsaison dauert in diesem Jahr bis zum 23. Juli. Die Stadt ist schon seit Wochen im Hochzeitsfieber.

Viele Besucher sitzen seit den Morgenstunden auf Klappstühlen am Wegesrand und sichern sich die besten Plätze. Sie haben Brotzeitkörbe und Getränke dabei. Mit Kartenspielen vertreiben sich Kinder die Zeit, andere bestaunen neugierig den Trubel um sie herum. Die Schülerinnen Lisa und Julia sind aufgeregt, sie sehen den Umzug heuer zum ersten Mal. Ein älteres Ehepaar aus der Nähe von Landshut hat es sich auf Campingstühlen bequem gemacht. "Wir wollen nichts verpassen. Den Festzug anzuschauen gehört einfach dazu." Angst vor schlechtem Wetter haben sie nicht, sondern Regenjacken mitgebracht.

In schweren Samtkleidern oder Rüstungen marschieren die Hochzeitsgäste eine Stunde lang durch die Altstadt - mit Fahnen und Buchskränzen geschmückte Patrizierhäuser und die Martinskirche bilden eine prachtvolle Kulisse für das historische Fest. Der wolkenverhangene Himmel kann die Stimmung nicht trüben. Im Gegenteil: Milde 20 Grad machen das Spektakel für Besucher und Mitwirkende angenehm. Ein Regenguss am Ende des Umzuges ist glücklicherweise gleich wieder vorbei.

Knapp vier Millionen Euro kostet das Spektakel

Tänzer, Jongleure und Fanfarenbläser sorgen für Unterhaltung. Ritter und Reiter begleiten den Zug, dazu huldvoll winkende Bischöfe, adelige Gäste wie Kaiser Friedrich III. von Österreich und eine große Gefolgschaft. Auch Edelleute, Knechte und Mägde, Ratsherren und das herzogliche Küchenpersonal marschieren mit. Falkner präsentieren ihre Tiere und Fahnenschwinger ihre Wurfkünste. Etliche Meter lassen sie die Fahnen in die Luft fliegen und fangen sie sicher wieder auf.

Die Landshuter Hochzeit war schon 1475 legendär. Schließlich durften die knapp 10 000 Landshuter eine Woche lang kostenlos feiern. Die Zeche zahlte der Vater des Bräutigams, der glücklicherweise Ludwig der Reiche hieß und seinen Geldbeutel weit öffnete. So wurde die Vermählung auf gigantische Art zelebriert.

Aufwendig ist das Festspiel auch heute. Knapp vier Millionen Euro kostet das Spektakel. Es trägt sich nach Angaben der Veranstalter aber mit Hilfe von Sponsoren und Eintrittsgeldern selbst. In diesem Jahr müssen die Veranstalter jedoch etwa 100 000 Euro mehr für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen stemmen. Hotels sind schon lange ausgebucht, die Gastronomie floriert und mancher Geschäftsmann in der Altstadt vermietet die Fensterplätze in den oberen Etagen an Hochzeits-Zuschauer.

Wichtig ist den Veranstaltern die Echtheit des Festes. So werden die etwa 2500 Kostüme nur an Menschen aus Landshut und dem Landkreis vergeben. Bei der Auswahl spielt neben der Körpergröße auch die Haarlänge eine entscheidende Rolle. Außerdem müssen die Teilnehmer auf Accessoires wie Brillen und Piercings verzichten. Neben dem sonntäglichen Hochzeitsumzug gibt es Ritter- und Reiterspiele, mittelalterliches Lagerleben und Konzerte. (Ute Wessels, dpa) Foto (dpa): Stephanie Müller als polnische Königstochter Hedwig und Felix Feigel als Herzogssohn Georg. Sie spielen das Hochzeitsfest vom Landshuter Herzogsspross im Jahr 1475 nach.

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