Leben in Bayern

„Maschkera im Homeoffice“: Zu Hause feiern heißt es auch heuer wieder für alle Hexen, Gnome und Schellenrührer. (Foto: dpa/Warmuth)

25.02.2022

Nix mit Helau und Törööö

Der Fasching fällt heuer vielerorts wieder flach: Omikron und Co nerven die Narren, statt feucht-fröhlicher Stimmung herrscht Frust

Omikron hat Bayerns Narren die Zeit des Austobens gehörig verhagelt. Während sie zum Start der „fünften Jahreszeit“ am 11.11.2021 noch zuversichtlich auf anstehende Prunksitzungen und den Straßenfasching blickten, haben die Rekordinfektionszahlen im dritten Corona-Jahr dem närrischen Treiben ein jähes Ende bereitet. Besonders bitter ist es für die Kinder. Faschingskrapfen müssen nun zu Hause gegessen werden, während die Vereine etwa in sozialen Netzwerken versuchen, die Laune zu heben.

Franken gilt als Hochburg der Narretei in Bayern. In Nicht-Corona-Jahren kommen Hunderttausende Zuschauerinnen und Zuschauer zu den Faschingsumzügen etwa nach Nürnberg, Bayreuth und Bamberg. Wie vielerorts fällt auch in Würzburg der größte Faschingsumzug in Süddeutschland „rechts des Rheins“, so die Eigenwerbung, aus. Normalerweise schauen bis zu 100 000 Menschen dem bunten Spektakel zu. „Es ist für alle Karnevalisten ein zweites sehr trauriges Jahr, weil die fünfte Jahreszeit nicht annähernd so verlaufen kann, wie es viele Jahre war“, sagt der Sprecher der 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg, Kay-Horst Dempewolf.

Monatelang haben die Tanzmariechen zwischen Schwaben und Oberfranken eifrig trainiert, Garden an ihren aufwendigen Choreografien gearbeitet, wortgewaltige Büttenredner an ihrer Rede gefeilt. „Kinder, Jugendliche und Aktive bereiten sich vor, trainieren, studieren Beiträge ein, und dann können wieder keine Veranstaltungen stattfinden“, bedauert Marco Anderlik, der Präsident des Fastnacht-Verbands Franken. Es sei für das gesamte Vereinswesen extrem belastend. „Unser Brauchtum Fasching, Fastnacht, Karneval ist ein Kulturgut, das sich als ein Fest im christlichen Jahreskreis definiert und dessen Pflege am Aschermittwoch endet. Es lässt sich nicht verschieben.“

Auch der Tanz der Marktweiber in München fällt

Auch in Nürnberg herrscht Grabesstimmung. Kein stundenlanges Schunkeln und Klatschen beim „Gaudiwurm“ am Faschingssonntag, der Kinderfaschingszug am Rosenmontag ist ebenfalls gestrichen. „Gesundheit steht an oberster Stelle, und da muss sich auch die Tradition unterordnen“, meint Elvira Reuther vom Förderverein Nürnberger Fastnachtszug. Seniorenfasching, Rathaussturm und Fastnachtszug mit anschließender Feier auf dem Schlossplatz, alles für Februar geplant, wurden in Aschaffenburg schon Ende November abgeblasen.

Auf dem Münchner Viktualienmarkt ist der traditionelle Höhepunkt des Faschings in der Landeshauptstadt ebenfalls abgesagt. Üblicherweise führen am Faschingsdienstag die Standfrauen des Marktes ihren „Tanz der Marktweiber“ vor. Auch die anderen Veranstaltungen in der Landeshauptstadt, ob drinnen oder draußen, wird es heuer nach Angaben der Stadt nicht geben.

Ähnlich im Allgäu oder im Osten des Freistaats: Der Landesverband Ostbayerischer Faschingsgesellschaften hat den für Regensburg vorgesehenen Faschingszug gestrichen, ebenso den Kinderfasching. „Es wäre nicht verantwortbar, viele Kinder in einem geschlossenen Raum tanzen und feiern zu lassen, wenn in den Kindergärten und Schulen immer mehr Corona-Fälle auftreten“, erklärt der 1. Präsident der Karnevalsgesellschaft Narragonia Regensburg, Erich Lichtl. „Auch wenn die Verläufe nicht so schwer sind, wollen wir kein Hotspot für eine größere Ansteckungswelle sein.“

Der beliebte Chinesenfasching in Dietfurt an der Altmühl mit mehreren Tausend Schaulustigen fällt ebenfalls pandemiebedingt aus. Normalerweise geht das Spektakel mit einer mehr als 90-jährigen Geschichte am „unsinnigen Donnerstag“ vor dem Rosenmontag über die Bühne. Mit Schellen und teils auch mit Kuhglocken lärmend ziehen traditionell am unsinnigen Donnerstag Maskierte mit historischen geschnitzten Holzmasken – „Maschkera“ – durch Orte in Oberbayern, insbesondere durch Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen. Nach altem Brauch läuten sie damit den Frühling ein und vertreiben die Dämonen der dunklen Jahreszeit. Aber auch dieses Jahr heißt es für die Maskierten: zu Hause bleiben, Kontakte vermeiden.

Und was bleibt den Narren? Das Internet. „Auch online finden Veranstaltungen statt“, sagt Lichtl aus Regensburg. „Und manche Vereine überraschen ihre Mitglieder mit Orden, Faschings-Care-Paketen und Krapfen“, erzählt Elvira Reuther aus Nürnberg. „Mit Humor und Improvisationsgeschick genießen wir jetzt den Rest der Session und schielen bereits auf eine hoffentlich normale Fastnacht 2022/23.“
(Angelika Resenhoeft, dpa)

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