Die Geschwister Pindl aus der Nähe von Regensburg gehören zu den ganz wenigen professionellen Krippenbauern Deutschlands. Bereits in der dritten Generation schnitzen sie die Figuren der heiligen Familie. Besonders beliebt sind Weihnachtskrippen im Freistaat seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Weil sie in Kirchen verboten wurden, stellten sie die Menschen einfach zu Hause auf.
Staade Zeit? Von wegen! Für zwei Brüder aus der Oberpfalz ist die Vorweihnachtszeit alles andere als besinnlich. Aber das stört sie mitnichten. Denn die beiden haben ihre große Leidenschaft zum Beruf gemacht: Richard und Peter Pindl bauen Weihnachtskrippen. Mit ihrem kleinen Handwerksbetrieb in Regendorf bei Regensburg gehören sie zu den ganz wenigen professionellen Krippenbauern Deutschlands.
Schon als Kinder haben die beiden Brüder ihrem Vater in der kleinen Familien-Werkstatt beim Krippenbau geholfen. Später betrieben der gelernte Elektriker Richard und Bürokaufmann Peter das Geschäft mit den Krippen erst mal nebenbei. Doch die Nachfrage war so groß, dass sie vor über 15 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit wagten. Und auch heute sind sie gut im Geschäft, darf doch die traditionelle Krippe mit Jesuskind, Maria und Josef, Ochs und Esel in vielen bayerischen Familien in der Weihnachtszeit nicht als Dekoration fehlen.
Dass vor allem in Bayern Weihnachtskrippen so beliebt sind, hat auch einen skurrilen Grund. Während der Zeit der Aufklärung waren die Krippendarstellungen massiver Kritik ausgesetzt. „Unnötig“, „ärgerlich“, „kindisch“ und „lächerlich“ seien sie, hieß es in einem kaiserlichen Verdikt von 1802. Am Ende wurden Krippen in Kirchen sogar verboten. Nach und nach wurden sie aus den Gotteshäusern entfernt.
1802 wurden Kirchenkrippen in Bayern verboten
Doch die Krippen bekamen schnell Asyl – in den Privathäusern der bayerischen Bevölkerung. Ob aus bäuerlichen oder bürgerlichen Verhältnissen – die Menschen ließen sich die Darstellungen der Geburt Christi nicht verbieten. Viele Bauern schnitzten sich ihre Figuren einfach selbst. Und so entstanden mitunter großartige Werke der Volkskunst. Aber auch als professionelles Handwerk erlebte der Krippenbau einen Aufschwung. Berühmt sind bis heute die Schnitzerwerkstätten in Oberammergau, aber auch im Salzburgerischen und in Tirol. Aufgehoben wurde das Krippenverbot in Kirchen erst wieder im Jahr 1825.
Die Gebrüder Pindl aus der Oberpfalz bauen bereits in der dritten Generation Krippen. Bis zu 700 Stück im Jahr. Ob ländlich, orientalisch oder meterlange Spezialanfertigungen – auf Weihnachtsmärkten, in Schaufenstern und Privathäusern sind die Krippen aus der Oberpfalz ein echter Renner. Und so haben Richard und Peter Pindl nicht nur vor Weihnachten jede Menge zu tun, um genügend Krippen für ihren Stand auf dem Regensburger Weihnachtsmarkt zu bestücken. Händler aus ganz Deutschland und auch aus Österreich kaufen bei ihnen ein. Deshalb stehen die beiden das ganze Jahr über – auch im Hochsommer – in ihrer Werkstatt und schnitzen das Christkind, Maria und Josef.
Die ersten Weihnachtskrippen gehen übrigens auf das frühe Christentum zurück. Damals zeigten die Darstellungen allerdings nur das Jesuskind in der Futterkrippe mit Ochs und Esel. Die Figur der Maria kam erst im Mittelalter hinzu, die des Josefs noch später.
Franz von Assisi als „Vater der Weihnachtskrippe“
Franz von Assisi soll die Weihnachtskrippe und das Krippenspiel verbreitet haben. 1223 soll er im Wald von Greccio zum ersten Mal ein Krippenspiel inszeniert haben – anstelle einer Predigt. Er baute eine Krippe auf – die Figuren aber waren real, inklusive Ochs und Esel.
Erst allmählich wurde aus dem Krippenspiel eine dekorative Weihnachtkrippe, die Darsteller durch Holzfiguren ersetzt. Erste Kirchenkrippen sind in Deutschland Anfang des 17. Jahrhunderts in Altötting und in der Münchner Frauenkirche bezeugt.
Rund 20 Modelle in drei Standardgrößen von acht bis 15 Zentimeter Stall-Breite haben die Geschwister Pindl im Angebot. Jedes Jahr kommen etwa zwei neue Modelle hinzu – von ländlich bis orientalisch, mit barocken Figuren oder eher modernen. Die Preise für die normalen Größen reichen von knapp 20 bis zu rund 300 Euro.
Auch Spezialanfertigungen sind für die Oberpfälzer Krippenbauer kein Problem. So bauten die Gebrüder Pindl beispielsweise für das Schaufenster eines Tiroler Geschäfts eine 2,5 Meter breite Krippe. Rund 14 Tage haben die Pindls für die 2000 Euro teure Weihnachtsdekoration gebraucht. Etwa 20 Prozent ihres Geschäfts machen die Gebrüder Pindl auf dem Regensburger Weihnachtsmarkt. Der Rest geht das ganze Jahr über an Privatpersonen und an Händler. Im eigenen Haus stellen sie die schönsten Stücke für den Verkauf aus.
Bereits im Januar denken die Pindls an Weihnachten 2013
Auch nach der hektischen „Krippen-Saison“ im Dezember haben die Gebrüder Pindl kaum Zeit für Besinnung und Ruhe. Denn auch dann können sie sich nicht von ihrer Weihnachtsdekoration lösen. Nach dem Fest ist vor dem Fest: Im Januar ist schon wieder die erste Messe – für die neuen Krippen-Modelle zum Weihnachtsfest 2013. (Angelika Kahl, obx)
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