Leben in Bayern

Mit zehn Jahren ist Tim Jugendeuropameister der Kaninchenzüchter. Zu dem Hobby hat ihn sein Opa Herbert Behringer inspiriert. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

11.02.2016

"Opa, das ist so cool!"

Kaninchenzüchten - ist das nicht ein langweiliges Rentnerhobby? Nein, findet Tim Behringer. Er ist mit seinen zehn Jahren Europameister

Die Kaninchen von Tim Behringer haben keine süßen Namen, sondern Nummern. Es stört den Zehnjährigen auch nicht weiter, dass ab und an ein Kurierdienst vorbeikommt und eines der Tiere abholt. Dafür gibt es schließlich etwas Geld. Und dass die Tiere so begehrt sind, ist vor allem eine Auszeichnung für seine Arbeit als Züchter. Die größte Auszeichnung hat Tim Behringer aus dem fränkischen Zirndorf aber vor einigen Wochen bekommen: Er ist neuer Europameister, genauer: Jugendeuropameister der Kaninchenzüchter.

Tim wurde in die Hasen- beziehungsweise Kaninchenzucht quasi hereingeboren. "Wenn mein Opa mal im Urlaub war, musste ich mich halt immer um die Hasen kümmern", sagt er. Auch sein Vater war schon deutscher Jugendmeister, der Opa hat vom Vereinsmeister bis zum Europa-Champion alle Titel geholt. "Füttern, Wasser und Heu geben, Krallen schneiden, Stall ausmisten", zählt Tim auf. So sei er zu den Kaninchen gekommen. Von klein auf war er dabei, wenn der Opa bei seinen 60 bis 120 Kaninchen in den Ställen im Garten war.

Herbert Behringer hat den Enkel, der in direkter Nachbarschaft wohnt, "ohne Zwang" an das eigene Hobby herangeführt. "Im Winter hilft er mir immer ein bisschen mehr als im Sommer. Da wartet natürlich das Fußballspielen mit Freunden", sagt der 62-Jährige. Noch größer als seine Leidenschaft für die Kaninchen ist nämlich Tims Leidenschaft für den Zweitligisten 1. FC Nürnberg.

Die Behringers sind eine richtige Kaninchenzüchter-Dynastie

Dennoch kann die Kaninchenzucht mithalten. Das scheint aber nicht bei allen Jungen und Mädchen in Tims Alter zu funktionieren. "Die Mitglieder werden weniger", berichtet Behringer über die Situation im Bezirksverband Mittelfranken der Kaninchenzüchter. Ursache dafür sei vor allem der Zeitaufwand. Auch finanzielle Gründe spielten eine Rolle. Karnickel europaweit auf Schauen zu präsentieren, koste mit Standgebühr, Fahrt- und Hotelkosten sowie jahrelanger Pflege des Prachtexemplars schnell knapp 1000 Euro pro Auftritt.

Derzeit wird Tim noch von seinem Opa unterstützt. Irgendwann will er die Zucht aber ganz übernehmen. Uncool findet er das Hobby überhaupt nicht. Den Auftritt nach seiner Auszeichnung in der Schule hat er genossen. "Opa, das ist so cool", habe der Enkel dem Opa geantwortet, als der fragte, wie die Freunde reagiert hätten. "Als ich ihn angerufen habe und sagte: Du bist Europameister - da war er schon richtig stolz."

Tim selbst war bei dem besonderen Moment gar nicht dabei. Während der Europameisterschaft Mitte November im französischen Metz drückte er die Schulbank. 12 000 Kaninchen aus 18 Ländern waren dort ausgestellt. Sein Opa hatte Tim mit angemeldet - und kam mit dem Titel für den Enkel zurück in die Heimat.

Gebissen worden ist Tim noch nie

Talent und Gespür für die Tiere hat Tim. Ohne Scheu öffnet er die Stalltüre und packt die Zehn-Kilogramm-Karnickel am Nacken. Gebissen worden sei er noch nie. "Das sind lammfromme, brave Tiere", sagt Tim. Er kann auch damit umgehen, dass nicht alle Tiere den natürlichen Tod sterben. Wenn der Opa schlachtet, ist der Enkel dabei. Das Fleisch kommt zu speziellen Anlässen in der Familie öfter mal auf den Tisch. "Ein Schwein wird auch geschlachtet", sagt Tim. "Bei uns ist es ein Kommen und Gehen."

Auch von dem Wurf der Rasse Deutsche Kleinwidder, mit dem er Europameister geworden ist, sitzt nur noch einer im Stall des Opas. Die anderen drei sind inzwischen verkauft worden. Etwa 40 Euro bringt ein ausgezeichnetes Exemplar ein. Ein handgestickter Wimpel, eine Medaille und etwas Preisgeld gab es in Metz obendrauf. Tim erreichte 388 Punkte mit seinen Tieren. "Mit so einem Ergebnis würde man beim Fußball in der Champions League spielen. Das passiert im Leben nur einmal", sagt sein Opa. Was jetzt noch kommen soll? "Alles, was ich noch nicht gewonnen habe", antwortet Tim. (Teresa Tropf, dpa)

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