Leben in Bayern

DiePadres vom Karmelitenkloster. Der Freistaat hat das Anwesen gekauft, die TUM zieht ein. (Foto: dpa)

18.10.2018

Profs und Padres

Immer mehr Klöster im Land sind von Schließung bedroht, es fehlt an Nonnen und Mönchen. In Straubing ist nun der Freistaat eingesprungen und hat das Karmelitenkloster gekauft. Künftig nutzt die Technische Universität München das Ordenshaus - gemeinsam mit den Patres

Professoren und Ordensbrüder ziehen in Straubing unter ein Dach. Der Freistaat hat das von Schließung bedrohte Karmelitenkloster gekauft und stellt es dem Campus der Technischen Universität München (TUM) zur Verfügung. Diese wird die Räume wohl in Büros für Professoren und deren Mitarbeiter umwandeln, wie Volker Sieber, Rektor des Campus Straubing, sagt. Wann es soweit sein wird? "Wir rechnen nicht vor 2022 damit", wagt er eine Prognose. Ein Bereich soll für die drei verbliebenen Mönche abgetrennt werden.

Drei Jahre lang haben viele Straubinger um die Zukunft des Klosters gebangt. Seit 650 Jahren gibt es den Karmelitenorden in der Stadt. Die prachtvolle Kirche im Stadtzentrum ist Anlaufstelle für Gläubige, Touristen und Geschichtsinteressierte. An der Klosterpforte fanden Menschen Einlass, die ein seelsorgerisches Gespräch suchten. Die Karmelitenpatres sind in Straubing eine Institution.

Als 2015 jedoch innerhalb kurzer Zeit von den sechs dort lebenden Mönchen drei starben, zwei abberufen wurden und ein weiterer altersbedingt in eine Wohnung bei den Barmherzigen Brüdern zog, schloss die Provinzleitung in Bamberg das Straubinger Kloster.

Dank der TUM können die Karmeliten bleiben

Die Bürger der 47 000-Einwohner-Stadt äußerten ihren Protest mit einer Unterschriftenaktion, an der sich mehr als 10 000 Menschen beteiligten - mit Erfolg. Die Provinzleitung ließ drei indische Karmelitenpatres nach Straubing kommen. Die leben zwar nicht im Kloster, das weiterhin geschlossen ist, jedoch in einem dazu gehörenden Wohnhaus, von wo aus sie seelsorgerisch arbeiten.

"Es gab damals Anzeichen, dass das Kloster an einen Privatinvestor verkauft werden sollte", sagt Monika Schneider-Stranninger, Vorsitzende des Karmeliten-Fördervereins. Das hätten die Straubinger nicht gewollt, der Rückhalt für die Karmeliten sei enorm. Das Kloster sollte für die Öffentlichkeit zugängig bleiben. "Einfach im Kloster den Schlüssel herumdrehen - das geht doch nicht." Zumal angesichts der jahrhundertelangen und ununterbrochenen Historie. Dann sei die Idee entstanden, dass der Freistaat tätig werden könnte.

Das Kloster liegt zentral in der Stadt, die TUM braucht mehr Platz und die Karmeliten könnten bleiben - so stellten sich das viele Straubinger vor. Und so kommt es nun auch. Jüngst ist der Kaufvertrag unterschrieben worden. Kloster und Kirche gehören nun dem Freistaat.

Eine Idee für die Padres: Uniseelsorge

Wie genau das Zusammenwirken von Orden und Wissenschaft umgesetzt werden kann, müsse jetzt abgestimmt und dann ein Nutzungs- und Raumplan erstellt werden, sagte eine Sprecherin des Bauministeriums in München. "Der Freistaat und die TUM begrüßen sehr, dass die Patres der Karmeliten weiterhin in Straubing ansässig sind und selbstverständlich auch in einem Teil des Klosters wohnen sollen."

Die TUM würde die Patres gerne in den Unibetrieb integrieren, etwa in der Uniseelsorge oder bei der Leitung von Gottesdiensten. Da die früher vorwiegend technisch-naturwissenschaftlich ausgerichtete Ausbildung vor einigen Jahren um ethische, kulturelle und soziale Inhalte erweitert worden ist, sei auch hier für die TUM eine Mitwirkung der Patres gut vorstellbar, sagte die Sprecherin.

Auch die Mönche aus Indien freuen sich auf die Zusammenarbeit, wie Pater Jim sagt. Seit zwei Jahren leben sie in Straubing, halten Messen und führen Beichtgespräche. Auch mit dem Dialekt kämen sie ganz gut zurecht, sagen sie und lachen. Und der 90-jährige Pater Englmar steht dem jungen Trio gerne unterstützend zur Seite.

Der TUM-Campus benötigt mehr Fläche und da habe es nahegelegen, das Kloster zu nutzen. "Wir haben ja Erfahrung mit Klosterräumen", sagt Sieber. Denn auch in das direkt neben dem TUM-Gebäude in Straubing liegende ehemalige Franziskanerkloster sind Wissenschaftler mit Büros, Hörsälen und einer Cafeteria eingezogen. "Klöster waren schon im Mittelalter Horte der Bildung."

Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte im August, als er bei der Eröffnung des Gäubodenvolksfestes den Kauf des Klosters zusicherte, gesagt: "Für mich geht Kreuz und Computer, Kirche und künstliche Intelligenz sehr gut zusammen." Das sehen auch die Straubinger so. Sie hoffen, dass die Patres nun bald in das Kloster zurückkehren und sie wieder an der Pforte um Einlass bitten können.
(dpa)

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