Leben in Bayern

Claudia Schwarz Ende Februar während des Prozesses vor dem Landgericht München II. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

12.04.2018

Raus aus dem Kloster

Claudia Schwarz will Nonne werden - ausgerechnet in dem in Auflösung begriffenen Birgitten-Kloster Altomünster. Damit beschäftigte sie unterschiedlichste Gerichte - und auch den Vatikan. Jetzt muss sie wohl endgültig ausziehen

Mit der von Rom beschlossenen Auflösung des oberbayerischen Klosters Altomünster bei Dachau steht der Auszug der letzten Bewohnerin Claudia Schwarz bevor. "Wenn nicht noch eine positive Wendung eintritt, müsste ich nach gegenwärtigem Stand am 25. April ausziehen", sagte sie. Dies gehe auf einen Vergleich zurück, den sie mit dem Erzbistum München und Freising geschlossen hatte. Wann das Erzbistum den Termin für einen Auszug sieht, blieb zunächst offen.

Die Juristin hatte sich über zwei Jahre und vor unterschiedlichen Gerichten gegen ihren drohenden Rauswurf gewehrt. Die 39-Jährige argumentiert, sie wolle Nonne werden und den Orden erhalten. Als Klosterbesetzerin war sie bundesweit bekannt geworden.

Das oberste Gericht der Apostolischen Signatur hat aber nun die Entscheidung zur Auflösung des Ordens endgültig bestätigt, wie das Erzbistum München und Freising am Mittwoch mitteilte. Schwarz lebte seit 2015 in dem einzigen deutschen Kloster des alten Birgitten-Ordens, um dort Novizin zu werden.

Vielleicht geschehe ja noch ein Wunder in letzter Minute

"Wenn es die endgültige Entscheidung des Vatikans ist, halte ich mich an mein im Vergleich gegebenes Wort, innerhalb der vereinbarten Frist auszuziehen", sagte sie nun. So, wie sie es auf den ersten Blick aussehe, sei es tatsächlich die endgültige Entscheidung. Allerdings könne in zwei Wochen noch viel passieren. "Abraham hat das Messer gegen Isaak erhoben - und Gott hat in letzter Minute eingegriffen."

In dem Dekret aus dem Vatikan wird laut Erzbistum die bereits im Juni 2017 erfolgte Zurückweisung einer Beschwerde bestätigt, die die letzte in dem Kloster lebende Ordensangehörige, Schwester Apollonia Buchinger, gegen die Auflösung eingereicht hatte. Sie hatte sich aber dann gebeugt und war nach Vilseck in der Oberpfalz umgezogen.

Das Erzbistum erläuterte, man könne sich nun verstärkt auf ein Nutzungskonzept für das ehemalige Kloster und damit verbundene Flächen konzentrieren und die Zukunft Altomünsters als einen kirchlichen Ort entwickeln.

Das Erzbistum hatte Claudia Schwarz nie anerkannt

Das in lateinischer Sprache verfasste Dekret aus Rom halte ausdrücklich fest, dass es im Kloster Altomünster zum Zeitpunkt der Auflösung keine Kandidatinnen, Postulantinnen oder Novizinnen gab und die so bezeichneten Frauen weder gültig zugelassen noch Nonnen aus einem anderen Kloster waren, betonte das Erzbistum weiter.

Das Erzbistum hatte Schwarz nie anerkannt. Schwarz selbst sagte hingegen stets, Schwester Apollonia habe sie als Postulantin aufgenommen. Sie hatte außerdem stets gesagt, es gebe weitere Frauen, die in Altomünster Nonne werden wollten. Mindestens drei Ordensfrauen sind für den Erhalt eines Klosters nötig.

Noch weiß Schwarz nicht, wo sie mit ihren Hunderten Büchern hinziehen könnte. "Gott wird für mich sorgen", sagt sie. Wichtig sei ihr, Gesangbücher aus dem Kloster mitnehmen zu können. Und über die anderen Frauen, die auch Nonne werden wollten: "Wir sind wild entschlossen, dass wir ein Ordensleben führen wollen."

Wo - das ist offen. Das Kloster Reutberg in Sachsenkam (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) kommt nicht in Frage, es wird ebenfalls aufgelöst. Es ist ähnlich wie in Altomünster: Derzeit leben dort zwei Franziskanerinnen, von denen eine hochbetagt und pflegebedürftig ist. Bisher habe sich die Frage nicht gestellt, eventuell in Reutberg anzuklopfen, sagt Schwarz. Denn dort habe es schon 2013 geheißen, dass niemand mehr aufgenommen werden dürfe.
(dpa)

Kommentare (1)

  1. Kipsburg am 13.04.2018
    Gott hat den besseren Plan!
    Ich war selbst von 2002-2004 in er gleichen Situation als die bekannte Abtei Grüssau der Beuroner Benediktiner in Bad Wimpfen bei Heilbronn aufgelöst werden sollte. Der Abt-Administrator hat sich entsprechend seiner Autorität gegen meine Bewerbung entschieden. Und das war völlig in Ordnung. Gott möchte nicht, dass wir uns um Rechtspositionen und auch nicht um eine aufrichtig empfundene Berufung streiten. Er hat den besseren Plan für uns: In meinem Fall sendete er mich in eine Zeit der langjährigen Ausbildung und demütigender Neuorientierung. Nur Elektroingenieur wollte ich jedenfalls nie sein...
    Auch wenn ich immer noch nicht das gefunden habe, was ich immer für richtig hielt: Geistlich ist www.emmausbewegung.de in der Charismatischen Erneuerung meine neue Familie. In der Wallfahrtsstadt Werl lebe ich in einem privaten, christlichen Wohnprojekt mit 24h eucharistischer Anbetung und festen geistlichen Strukturen. Gern erwarte ich eine EMail von Claudia Schwarz. Sie hat es wirklich schwer! Wir sollten nicht nur füreinander beten sondern uns auch nach Kräften unterstützen. "Unruhig ist unser Herz, bis dass es Ruhe findet in Dir, oh Gott!" Auch: www.ev-eucharistic.com
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