Leben in Bayern

Erfinder einer "Regenschutzscheibe" für Motorradhelme: Albert Keller. (Foto: dpa)

26.10.2016

Ritterschlag für Tüftler

Ein Blindenhund-Ersatz, ein "Scheibenwischer" für Motorradfahrer oder eine Allwetter-Drohne: Bei der Erfindermesse Iena in Nürnberg werden wieder zahlreiche Neuentwicklungen vorgestellt. Für eine davon müsste allerdings eigentlich erst noch ein Gesetz erlassen werden

Die Konstruktion sieht erstmal wild aus. Doch was sie kann, ist verblüffend: Ein Basketball am Boden treibt einen kleinen Motor in einem durchsichtigen Zylinder darüber an. Darin steckt auch die übrige Technik. Infrarot-Sensoren an der Vorderseite erfassen die Umgebung. Der Clou: Ein Programm mit GPS-Empfänger kann Routen lernen und diese dem Nutzer später wie ein Navigationsgerät ansagen. Das Ganze ist ein "Blindenhund-Ersatz", wie Alexander Bayer aus Aalen in Baden-Württemberg erklärt. Zusammen mit Niklas Gutsmiedl hat er den Roboter entwickelt. "Die Software muss noch verbessert werden, er ist aber schon einsatzfähig", sagte Gutsmiedl vor Beginn der Erfindermesse Iena in Nürnberg. Die beiden 17-Jährigen haben sogar schon ein Patent auf ihren Prototyp angemeldet - so wie Tausende andere in Deutschland auch. Fast 66 900 Patente wurden im vergangenen Jahr hierzulande angemeldet. Etwa 3800 davon kamen von Einzelerfindern. So weit wie die zwei Schüler sind jedoch noch nicht alle Tüftler auf der am Donnerstag gestarteten Iena. Manche Idee steckt noch in den Kinderschuhen - wie etwa ein Tassenmixer ohne Strom oder ein stufenlos verstellbarer Einlegeboden für den Kühlschrank. "Damit auch Wassermelonen rein passen", erklären die beiden zwölfjährigen Erfinder Maximilian Klein und Roman Schmid aus Cham in der Oberpfalz.

Oft bringen eigene Probleme Erfinder auf Ideen

Andere Produkte werden dagegen schon verkauft - ihre Erfinder wollen sie aber noch bekannter machen. Albert Keller aus Immendingen (Baden-Württemberg) beispielsweise hat eine Art Scheibenwischer für Motorradfahrer entwickelt: Der kleine Propeller wird mit einem Saugnapf am Visier befestigt und vom Fahrtwind angetrieben. Sobald er in Bewegung ist, sieht der Fahrer ihn nicht mehr. Der Propeller säubert die Sichtscheibe von Wassertropfen. "Man fährt als Motorradfahrer bei Regen oft wie im Blindflug", sagt der 43 Jahre alte Automechaniker, der selbst oft lange Touren fährt. Benutzen und verkaufen darf er seine "Regenschutzscheibe" bereits. Vor allem in Österreich und Finnland laufe sein Produkt bisher gut. Kostenpunkt: 40 Euro. "Es gibt aber kein Gesetz dafür", klagt Keller. Daher liege es im Ermessen des einzelnen Polizisten, ob er den Nutzer verdonnere, den Propeller abzunehmen. Oft bringen eigene Probleme Erfinder auf eine Idee. Zu einem CO2-neutralen Eiswagen mit Solarzellen auf dem Dach inspirierte Gerd Heinlein aus dem oberfränkischen Rödental dagegen ein Freund. Dieser wollte sich einen alten Bus kaufen und zum Eiswagen umbauen. "Das ist aber doch nicht innovativ", sagte sich Fotograf Heinlein (59) und baute kurzerhand ein kleines Elektroauto um. Auch junge Tüftler brauchen zuweilen einen Anstoß von außen. So entwickelte der 16 Jahre alte Max Janik aus Ochsenhausen (Baden-Württemberg) nach der Bitte einer Firma ein Reinigungsgerät für Farbwalzen. Und der Azubi Johannes Maier konstruierte beim oberpfälzischen Holzverarbeiter Pfleiderer ein Messgerät in einer Motorsäge. "Abmessen eines Baumstamms und Zusägen funktioniert so mit nur einem Gerät", erklärt der 18-Jährige. Alexander Bayer und Niklas Gutsmiedl kamen übrigens durch ein früheres Forschungsprojekt mit Sehbehinderten zusammen - und wurden so auf deren Probleme aufmerksam. "Ein Blindenhund kostet etwa 25 000 Euro und ist nur schwer zu bekommen", erläutert Bayer. Ihr Gerät koste nur etwa ein Zehntel davon. Es erkenne Treppen, Autos und Laternen über einen Ultraschall-Sensor - "wie bei einer Fledermaus". Die Software für das drei bis vier Kilo schwere Gerät haben die beiden selbst programmiert. Auf der Iena sozusagen den Tüftler-Ritterschlag erhalten haben drei Schüler aus Baden-Württemberg: Ein Unternehmen hat die 17- und 18-Jährigen engagiert und sponsort sie nun. Fabian Albrecht, Felix Haag und Jonas Gehring haben eine Drohne entwickelt, die dank einer Heizung bei jedem Wetter fliegen kann. "Durch Kälte und Luftfeuchtigkeit verlieren Drohnen normalerweise den Auftrieb", erklärt Haag. Dank ihres speziellen Heizmaterials am Rotorblatt wird das verhindert. Was das für ein Material ist, ist noch geheim. "Dazu wollen wir noch ein Patent anmelden", betont Haag. (Catherine Simon, dpa) Die beiden jungen Erfinder Alexander Bayer und Niklas Gutsmiedl (von links) mit ihren elektronischen Blindenhund "Blindbot". (Foto: dpa)

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