Leben in Bayern

Feuerwehrmänner schaufeln Schnee vom Dach eines Hauses. Nach starkem Schneefall sitzen bei Berchtesgaden rund 350 Menschen fest. (Foto: Bernd März/dpa-Zentralbild/dpa)

09.01.2019

Schnee und kein Ende

An die zwei Meter hat es mancherorts in Bayern heuer schon geschneit. Und es geht weiter. Immer wieder ist von besonders schwerem Schnee die Rede. Was heißt das und welche Folgen bringt das mit sich?

Der Winter hat vor allem den Süden Bayerns fest im Griff. Und das dürfte auch noch eine ganze Weile so bleiben. Antworten auf die wichtigsten Fragen zu dem Thema.

Was ist das Gefährliche an der derzeitigen Wetterlage?
Mit Tief "Benjamin" über Osteuropa und entsprechend hohem Luftdruck über dem Ostatlantik gelangt polare Meeresluft in den Süden Deutschlands, die über der Nordsee mit Feuchtigkeit angereichert wird. "Das bedingt eine stramme Nordwestströmung gegen die Alpen", sagte am Mittwoch der Leiter der Regionalen Wetterberatung München des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Guido Wolz. Zudem sei es windig, der Schnee sei sehr schwer, es besteht weiterhin die Gefahr, dass er etwa an Bäumen und Oberleitungen festfriert, während pulvriger Neuschnee vom Wind weggeweht werden könnte.

Wieso ist Schnee unterschiedlich schwer?
Da kommen zwei Faktoren zusammen. Zum einen sei die Schneemasse an sich entscheidend, erklärte Wolz: Anderthalb Meter wiegen mehr als 20 Zentimeter. Das Gewicht steigt zudem, wenn der Schnee abwechselnd taut und friert oder wenn es in den Schnee noch reinregnet. "Regentropfen sind nun einmal schwerer als leichte Schneeflocken", sagte Wolz. "Das Ganze verfestigt sich." Bei einer mächtigen Schneedecke kommt hinzu, dass der Regen nicht nach unten ablaufen kann. Der DWD schreibt auf seiner Internetseite, die Schneedichte werde in Kilogramm in Kubikmetern gemessen. "Die höchste mögliche Dichte liegt bei 917 kg/m³ und bedeutet porenfreies Eis."

Wie außergewöhnlich ist das Winterwetter in Bayern?
Bis Mittwochmorgen waren weite Teile Unter- und Mittelfrankens im Flachland schneefrei beziehungsweise es liegen dort nur wenige Zentimeter Schnee. In Richtung Oberfranken und Oberpfalz lagen 5 bis 30 Zentimeter, im Bayerischen Wald bis zu 90 Zentimeter. Im südlichen Alpenvorland sei der Neuschneezuwachs allerdings enorm, sagte Wolz. In Miesbach liegen 40, in Holzkirchen 50 Zentimeter Schnee, auf einer Höhe von 1500 Metern an manchen Stellen um die zwei Meter. "Das sind schon sehr hohe Mengen."

"Letztes Jahr lag Ende Januar auf der Zugspitze deutlich mehr als jetzt", so der Fachmann. Da sei aber in tieferen Lagen immer wieder richtiges Tauwetter dazugekommen. "So eine anhaltende Nordwestlage, vor allem so lange, ist schon nichts komplett Ungewöhnliches - aber so häufig kommt es nicht vor." Bei der Lawinenkatastrophe von Galtür in Tirol im Winter 1999 gab es auch eine länger anhaltende Nordwestlage mit erheblichen Neuschneemengen an den Alpen. Damals lagen Ende Februar auf der Zugspitze sogar bis zu 540 Zentimeter Schnee.

Wann ist Schnee zu schwer für Bäume und Hausdächer?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Bei Gebäuden gilt nach Angaben von Manfred Nikui, Justiziar bei Haus & Grund Bayern, dass flache Dächer eher gefährdet sind als schräge. Dann aber kommt es etwa auf die Schneebeschaffenheit und die Neigung des Dachs an. "Entscheidend ist, dass der Eigentümer eine Verkehrssicherungspflicht hat, das heißt, er muss das Erforderliche tun, damit das Dach frei ist." Hilfreich seien Anfragen bei den Landratsämtern oder in den Städten bei den Rathäusern. Dort könne man sich erkundigen, ob die Dächer geräumt werden müssen und wie. "Man kann ja auch nicht einfach auf das Dach steigen, manchmal muss das die Feuerwehr machen." Die Regierung von Oberbayern warnte am Mittwoch explizit, die Dächer sollten wegen des neuen Schnees von Altschnee befreit werden.

Auch bei Bäumen komme es darauf an, wie alt oder krank er ist, wie pappig der Schnee ist, wie gepflegt der Baum ist, sagte Philipp Bahnmüller von den Bayerischen Staatsforsten. Jüngere Äste sind stabiler als alte. Generell sollte man vorsichtig sein, wenn man derzeit in den Wald geht. "Man sollte mit einer gesunden Vorsicht an solche Dinge rangehen", sagte Bahnmüller. "So wie ich mich beim Autofahren anpasse oder mich entsprechend kleide."

Wie wirkt sich die Schneebeschaffenheit auf die Lawinengefahr aus?
Weil die Schneedecke durchnässt ist, kann sie laut der Bayerischen Lawinenwarnzentrale am Boden ins Rutschen geraten. Starke Winde aus westlichen Richtungen verfrachten den Neuschnee zudem, es bilden sich Triebschneepakete. "Die Bindung zur mächtigen Altschneedecke ist schlecht und der Triebschnee dadurch sehr störanfällig. Im Altschneepaket finden sich zudem schwache Zwischenschichten aus massivem Graupel und eine durch Nebelnässen entstandene Eislamelle."

Wie lange soll es noch weiterschneien?
Die Menschen vor allem im Alpenraum müssen sich noch tagelang auf Schnee einstellen. Eine aktuelle Unwetterwarnung des DWD gilt bis Freitag. Am Samstag könnte sich die Lage laut Wolz vorübergehend etwas entspannen. Doch dann folgt schon das nächste Tief mit kräftigen Niederschlägen, die am Sonntag wegen höherer Temperaturen vorübergehend unter 1000 Metern wohl als Regen niederprasseln. In mittleren und höheren Lagen der Alpen werden weitere kräftige und starke Schneefälle erwartet. Zum Wochenstart wird es dann voraussichtlich bis in tiefere Lagen wieder schneien. Bis Mittwoch nächster Woche sind im Allgäu, im Werdenfelser Land um am östlichen Alpenrand Neuschneemengen von 80 bis 130 Zentimetern möglich. "Das ist schon immens viel", sagte Wolz. (Marco Krefting, dpa)

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