Leben in Bayern

Stecken mitten in den Prüfungen: Abiturienten. (Foto: Felix Kästle/dpa)

06.05.2019

Schüler protestieren gegen Mathe-Abi

Dass Schüler über angeblich zu schwere Aufgaben klagen, kommt nicht selten vor. Dass aber - wie in Bayern - gleich Zehntausende gegen eine Abiturprüfung mobil machen, passiert nicht alle Tage

Wegen einer angeblich zu schweren Abiturprüfung im Fach Mathematik gehen in Bayern Zehntausende Schüler auf die Barrikaden. In einer an das Kultusministerium gerichteten Online-Petition heißt es: "Wir Abiturienten bitten darum, den Notenschlüssel des Mathematik Abiturs in Bayern 2019 zu senken und dem Schwierigkeitsgrad anzupassen." Begründet wird dies mit Aufgabenstellungen, die vorher kaum einer gesehen habe, dies betreffe vor allem Geometrie und Stochastik.

Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) kündigte eine Überprüfung der Aufgaben an. Unterstützung für die Schüler kam auch vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) und der SPD-Opposition im Landtag.

Piazolo sagte: "Wir nehmen das natürlich ernst und werden das sorgfältig prüfen." Dies werde "zeitnah" geschehen. Bereits an diesem Montag wolle er sich mit den Experten in seinem Ministerium besprechen. Einbezogen werden sollen auch Lehrkräfte und Fachberater. Bis zum Sonntagnachmittag hatten fast 50 000 die Online-Petition unterschrieben.

Nach Ansicht des BLLV hatten die Schüler zu wenig Zeit bei der Bewältigung der Prüfungen in Mathematik. Diesen Eindruck hätten mehrere Lehrer gehabt, sagte Verbandspräsidentin Simone Fleischmann der Deutschen Presse-Agentur. So habe es in einem Teil der Prüfung sehr viel - teils auch unnötigen - Text gegeben. "Eklatant viele" Schüler seien deswegen nicht rechtzeitig fertig geworden.

Unterschiedliche Bewertungen seitens der Lehrerverbände

Fleischmann erklärte, dass es außerdem mehr Hürden in den Rechenaufgaben gegeben habe als in den Jahren zuvor. Selbst Mathelehrer hätten keine einzige Aufgabe im Kopf rechnen können, was bisher teilweise immer möglich gewesen sei. "Ich will diskutieren", sagte sie mit Blick auf die Debatte um den Schwierigkeitsgrad des Abiturs. "Aber nicht während der Prüfungen." Erst wenn die Ergebnisse vorlägen, fordere sie eine Debatte über das Abitur-Niveau.

Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes (bpv), Michael Schwägerl, riet den Abiturienten, nicht mit der Matheprüfung zu hadern. "Konzentriert Euch jetzt voll auf die anstehenden Aufgaben und weiteren drei Prüfungen und wartet dann das Ergebnis ab." Florian Borges, Fachgruppenleiter Mathematik im bpv, widersprach den Schülern. Er sagte, es habe in der Prüfung keine lehrplanfremden Inhalte gegeben. "Viele Kollegen vor Ort teilen die Einschätzung, dass es insgesamt eine sehr faire Aufgabenstellung war. Insofern sind wir überrascht, dass es jetzt eine solche Reaktion gibt." Der bpv riet, jetzt zunächst die erste Benotung abzuwarten. In den vergangenen Jahren habe der Schnitt bei den Mathe-Abinoten immer um 3,1 gelegen. Nur wenn das heuer nicht so sei, könne man über die Schwere der Prüfungen sprechen. Nach Einschätzung seiner Kollegen seien die Aufgaben nicht schwerer gewesen. Der Verband vertritt unter anderem die Gymnasiallehrer im Freistaat.

Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands sieht bisher keine Anzeichen dafür, dass die Aufgaben zu schwierig waren. "Im Internet lässt sich Erregung sehr schnell mobilisieren. Deshalb sollten wir abwarten", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Online). Meidinger leitet ein Gymnasium im bayerischen Deggendorf und sagte: "Ohne dem endgültigen Bewertungsergebnis vorwegzugreifen: Die Tendenz zeigt für Bayern, die Notenresultate bewegen sich im durchschnittlichen Bereich der Abi-Prüfungen in Mathematik." Wenn es Anzeichen für eine erschwerte Prüfung gebe, müsse man über eine Neubewertung nachdenken. "Aber derzeit gibt es dafür keine Anzeichen."

Die SPD im Landtag solidarisierte sich mit den Schülern. Die bildungspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, Simone Strohmayr, appellierte an das Kultusministerium, die Beschwerden der Schülerschaft ernst zu nehmen und die Aufgaben noch einmal gewissenhaft zu prüfen. Falls die Mathematik-Aufgaben tatsächlich deutlich schwerer gewesen seien als in den vergangenen Jahren, müsse das Ministerium die entsprechenden Konsequenzen ziehen, sagte Strohmayr laut Mitteilung. Der Notenschlüssel müsse dann gesenkt und an den Schwierigkeitsgrad angepasst werden.
(dpa)

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