Leben in Bayern

Begehrt: Eine Mass Wiesnbier. "Der Bierpreis war nie missbräuchlich überhöht", betont der Sprecher der Wiesn-Wirte. (Foto: dpa)

07.03.2017

"Schützt den Biertrinker"

Der Bierpreis auf dem Oktoberfest ist ein Politikum. Jetzt will der Wiesn-Chef für drei Jahre einen Höchstpreis vorschreiben. Zumindest das Kartellamt hat vom Grundsatz her nichts dagegen. Die Wirte schäumen

Eine behördlich verordnete Obergrenze für den Wiesn-Bierpreis: Das gab es in den vergangenen Jahrzehnten noch nie. Der Münchner Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) will den alljährlich steigenden Preis für die Maß auf dem Oktoberfest drei Jahre lang bei 10,70 Euro deckeln - dem Höchstpreis 2016. Zumindest die Landeskartellbehörde schiebt dem grundsätzlich keinen Riegel vor. Der Wirtschaftsauschuss der Stadt muss dem Plan noch zustimmen, und auch die Gerichte könnten noch angerufen werden. Doch längst bringt das Thema die Emotionen zum Schäumen - vor allem bei den Wirten. "Das hat für mich nichts mit freier Marktwirtschaft zu tun. Das ist nur Populismus", schimpft Wirtesprecher Toni Roiderer. Er spricht von einem "Machtdiktat" und warnt: "Das schützt nur den Biertrinker." Familien hingegen müssten womöglich noch tiefer in die Tasche greifen, weil die Preise für Hendl, Würste und Brezen mehr steigen könnten. "Die Wirte müssen ja ihre Kosten decken."

Die Bierpreisbremse gehört zu einem Maßnahmenpaket, das Schmid vorgelegt hat. Dazu zählt auch eine Umsatzpacht für die Wirte, mit der zusätzliche Ausgaben der Stadt in Millionenhöhe unter anderem für mehr Sicherheitspersonal wegen der Terrorgefahr finanziert werden sollen. Schmid möchte anstatt bisher rund 3,5 Millionen von den Wirten künftig etwa 8,5 Millionen Euro kassieren. Die Befürchtung: Dass die Wirte dann die Mehrkosten aufs Bier umlegen und damit für einen drastischen Anstieg des Bierpreise sorgen könnten. Immerhin machen sie 75 bis 80 Prozent ihres Umsatzes mit dem Gerstensaft.

Kartellwächter haben kein Problem mit behördlicher Preisvorgabe

Um den Wirten entgegenzukommen, will Schmid die Wiesn um einen Tag verlängern: Statt am Sonntag soll am Montag Schluss sein. Davon hält Roiderer aber gar nichts: "Wir wollen den Tag gar nicht."

Meist prüfen Kartellbehörden illegale Absprachen von Herstellern oder Händlern. Mit Bier mussten sich Wettbewerbshüter schon mehrfach befassen; sie verhängten Strafen in zwei- und dreistelliger Millionenhöhe - mal gegen Supermarktketten, mal gegen Brauereien. Nun aber prüften die Kartellwächter in Bayern eine behördliche Preisvorgabe. Ergebnis: Die Landeskartellbehörde werde die "grundsätzlich problematische Höchstpreisklausel" nicht beanstanden, wenn die Stadt jährlich prüfe, ob sie noch angemessen sei. Wenn sich die Kalkulationsgrundlage der Wirte verändere, weil sie höhere Ausgaben hätten, müsse dem Rechnung getragen werden.

Die Kartellbehörde unterstütze das Ziel verbraucherfreundlicher Preise auf dem Oktoberfest, teilte das Wirtschaftsreferat am Montag mit. "Ein Preiswettbewerb unterhalb der Festpreisgrenze ist ausdrücklich erwünscht", hieß es.

Die Wirte schimpfen und sprechen von Machtdiktat und Populismus

"Der Bierpreis war nie missbräuchlich überhöht", protestiert Roiderer. Vielmehr liege er unter dem Preis verschiedener Innenstadt-Lokale, die alljährlich zum Vergleich herangezogen werden. Dabei sei das eigens für das Volksfest mit mehr Stammwürze gebraute Wiesn-Bier in der Herstellung besonders teuer.

Nun muss Schmid seinen Vorschlag im Wirtschaftssausschuss durchsetzen, voraussichtlich im Mai. "Die von mir vorgeschlagenen Reformen geben der Stadt München wieder mehr Handlungsmöglichkeiten, den Charakter der Wiesn als traditionelles Volksfest zu schützen", sagt er. Es gilt aber nicht als ausgeschlossen, dass er noch Gegenwind bekommt.

Der Bierpreis auf dem Oktoberfest ist seit Jahrhunderten Thema. Kolportiert ist er sogar von der ersten Wiesn 1810, der Hochzeit von Kronprinz Ludwig I mit Therese von Sachsen-Hildburghausen. Damals kostete die Maß braunes Wiesn-Bier 3 Kreuzer. (Sabine Dobel, dpa)

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