Leben in Bayern

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist Verfechter der traditionellen katholischen Lehre . (Foto: Nicolas Armer/dpa)

19.09.2019

Seilspringen und sein Glaube halten ihn fit

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick wird 70

Nicht einmal für ein Stück Kuchen wird Erzbischof Ludwig Schick an seinem 70. Geburtstag Zeit haben. Um 4.45 Uhr wird er zu seiner täglichen Laufrunde durch Bamberg aufbrechen, dann steht das Morgengebet an. Am Vormittag wird er eine Messe halten, am Nachmittag den Klängen von Felix Mendelsohn Bartholdy und Jospeh Haydn im Bamberger Dom lauschen. Schließlich will er noch Glückwünsche im Domkreuzgang entgegennehmen. "Da bleibt einfach keine Zeit. Ich bin aber auch sonst kein Kuchenesser", erzählt der Erzbischof der Erzdiözese Bamberg.

Ludwig Schick will an seinem Geburtstag am 22. September auch keine Geschenke. Stattdessen wünscht er sich Spenden für seine beiden Stiftungen "Kinderreich" und "Brot für alle Menschen". Mit dem Geld unterstützt er kinderreiche Familien und landwirtschaftliche Projekte in Afrika. Die Geburtstagsspende kann er wirklich gebrauchen: Im November eröffnet seine Stiftung eine Landwirtschaftsschule in Kamerun. Und erst vor ein paar Tagen hat ein Flüchtlingslager in Uganda um Lebensmittel gebeten.

Auch die Stiftung "Brot für alle Menschen" feiert Geburtstag, Schick hat sich damit einen Wunsch zu seinem Sechzigsten erfüllt. "Das sind die Felder, die mich schon immer interessiert haben: Familien und Menschen in aller Welt", sagt der Erzbischof.

Fast wäre er Arzt geworden - und hätte eine Familie gegründet

Fast hätte er selbst eine Familie gegründet und wäre Arzt geworden. Aber schon auf der Stiftsschule im Marburger Land war er "im Theologieunterricht immer der Bessere", erzählt Alois Rhiel, ehemaliger Wirtschafts- und Verkehrsminister in Hessen und Schulfreund des Erzbischofs.
Also studierte Schick Theologie in Fulda und Würzburg. 1975 wurde er in Fulda zum Priester geweiht, fünf Jahre später promovierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Zurück in seiner hessischen Heimat machte Schick Karriere: Er wurde Generalvikar des Bistums Fulda, 1998 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof. Bis zu seiner Einführung als Erzbischof war er Lehrstuhlinhaber für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät Fulda.

Als Theologieprofessor und Kirchenrechtler verteidigt Schick die traditionelle, katholische Lehre. Beliebige Anpassungen an den Zeitgeist lehnt er ab, kirchliche Reformen wie die Lockerung des Zölibats hält er aber für notwendig. Er wirkt konservativ, wenn er in einem Brief an den Papst die Zulassung von Protestanten zur Kommunion in Frage stellt. Gleichzeitig tritt Schick hochmodern auf, mit mehr als 5 000 Followern auf Twitter, 4 000 "Gefällt mir"-Angaben auf Facebook und 1 000 Abonnenten auf Instagram.

Fast täglich verbreitet er kirchliche Botschaften auf Social Media, auch wenn er die Schattenseiten nur zu gut kennt. Bei einer Podiumsdiskussion in Nürnberg erwähnte er 2016, dass laut Grundgesetz auch ein Moslem Bundespräsident werden könnte. Ihn erreichte eine Welle hasserfüllter Kommentare bis hin zu Morddrohungen. Doch Schick ließ sich nicht einschüchtern, bis heute engagiert er sich gegen Populismus und religiöse Fanatiker.

Kirchliche Reformen hält er für nicht notwenig

"Er tut die richtigen Dinge richtig", fasst es Alois Rhiel zusammen, der jede Woche mit ihm telefoniert. Der Erzbischof sei für ihn "nicht weniger als ein Bruder", der früher regelmäßig als Babysitter für seine Kinder einsprang. So kennt er auch dessen Familie: Sein Vater habe Schick die Liebe zur Natur mitgegeben, seine Mutter die religiöse Stärke. "Die wichtigste Tugend ist aber seine Wahrhaftigkeit. Er macht keine halben Sachen."

So weihte er gleich am Tag nach seiner Einführung als Erzbischof von Bamberg zwei Diakone. Ausgerechnet am 22. September, seinem Geburtstag. Damals wurde er 53 Jahre, dieses Jahr 70. Das Alter scheint seiner Energie kein Abbruch zu tun. Neben seinen Aufgaben als Erzbischof reist er als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz immer wieder in Krisenregionen wie Syrien, Irak oder Nigeria.

Ans Aufhören verschwende er keine Gedanken. "70 ist 70. Aber ich spüre keine Beeinträchtigung", sagt der Erzbischof. Sport halte ihn fit, jedes Jahr mache er das Goldene Sportabzeichen: Nach mehreren Kilometern Laufen, Schwimmen und Standsprung springt er noch bis zu Hundert Mal Seil. Aber es sei vor allem der Glaube, der ihn antreibt. Dann fällt dem Erzbischof doch noch ein Geburtstagswunsch ein: "Ich wünsche mir, dass Christen ihren Glauben lebendiger wahrnehmen und leben."
(Mirjam Uhrich, dpa)

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