Leben in Bayern

"Social Philately": Dabei spüren Sammler die Geschichte rund um sein Objekt auf. (Foto: BSZ)

26.02.2015

Social Philately statt Briefmarkensammeln

Eine neue Sammelform wird bei den Briefmarkenfans immer beliebter

„Social Philately“ heißt der neue Trend, der in den 1980er-Jahren in Australien und Neuseeland begann und seit der Jahrtausendwende zunehmend auch in Europa Einzug hält. Im Mittelpunkt steht ein Ausgangsobjekt, dessen historischen, regionalen oder biografischen Kontext der Sammler erforscht und dokumentiert. Die lebendige Geschichte, die dabei entsteht, fasziniert nicht nur Briefmarkenfans Ein Luft-Feldpostbrief aus dem Zweiten Weltkrieg, aufgegeben am 20. November 1942 von einer Mutter in dem kleinen Dorf Homberg. „Mein lieber Junge …“, schreibt sie an ihren Sohn, schildert ihm das Leben zu Hause und ihre große Sorge um ihn. Der Brief erreicht den Sohn aber nicht mehr lebend: „Zurück, Empfänger gefallen für Gross-Deutschland“, steht auf dem Umschlag. Der Brief ist ein historisches Dokument, eine bewegende Momentaufnahme aus schlimmen Zeiten, mit dem ein Einzelschicksal philatelistisch dokumentiert wird. Wer war die Mutter, die diesen Brief vergeblich schrieb? Was hat sie alles darin zu Papier gebracht? Wo genau in Homberg wohnte die Familie? Und wie sah der Ort 1942 wohl aus?

Stück für Stück setzt der Anhänger des „Social-Philately“-Trends sich jetzt rund um diesen Brief ein „Puzzle“ zusammen, das schließlich in einer „Gesamtschau“ den historischen, regionalen und auch biografischen Kontext seines Sammelobjektes abbildet. Fotos, Postkarten,Zeitungsausschnitte, Landkarten und viele andere Materialien kommen dabei neben dem klassischen, rein philatelistischen Material zum Einsatz. Anders als beim konventionellen Briefmarken-, Beleg- und Ganzsachensammeln, wo es vor allem um Frankatur, Portostufe, Entwertung und dergleichen geht, kann der Sammler dadurch sein „Puzzle“ auch über den philatelistischen Tellerrand hinaus facettenreich gestalten. Der Brief wird damit zu einem neuen Leben erweckt: Er ist der Ausgangspunkt für eine detailreich gestaltete wahre Geschichte, bei der der Gestalter auf Spurensuche gehen und seine individuellen Schwerpunkte setzen kann.

Entstanden ist die „Social Philately“ bereits in den 1980er-Jahren in Australien und Neuseeland. Im Jahr 2000, als Bestandteil einer Ausstellung in Großbritannien, lernten auch die Europäer diese neue Form des Sammelns kennen und nahmen den Trend begeistert auf. „Die ‚Social Philately‘ ist ein neuer, soziologischer Ansatz und gehört derzeit zu den am stärksten wachsenden Ausstellungsklassen“, erklärt Jan Billion, Philatelie-Experte und Herausgeber der Fachzeitschrift „Deutsche Briefmarken-Revue“.

Die Messe Sindelfingen organisiert jetzt einen der bedeutendsten Events der Briefmarken-Branche in Deutschland, auf dem neben den klassischen philatelistischen Sammelstücken nebst Zubehör auch viele Briefe und andere Objekte offeriert werden, die sich als Startobjekt für „Social Philately“ eignen: die Internationale Briefmarken-Börse München, die vom 5. bis 7. März im MOC stattfindet. Der Eintritt ist frei. (BSZ)

Weitere Informationen zur Messe unter www.briefmarken-messe.de.

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