Leben in Bayern

In vielen Familien eine enorme Stütze: Großeltern. (Foto: Arne Dedert/dpa)

11.09.2019

Söder ruft neuen "Großelterntag" aus

Zu Ehren der Omas und Opas in Bayern gibt es im Freistaat in Zukunft einmal im Jahr einen eigenen "Großelterntag". Er löst aber keineswegs nur Begeisterung aus

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter war Markus Söder vier Jahrzehnte voraus. Und auch die frisch gewählte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen war mit der Idee gut zehn Jahre schneller als Söder. "Ich würde es begrüßen, einen Großelterntag zu feiern", sagte die damalige Bundesfamilienministerin schon im Jahr 2008. Doch der bayerische Ministerpräsident macht nun Nägel mit Köpfen - und beglückt mit einem Kabinettsbeschluss nicht nur die Familien im Freistaat, sondern am Ende vielleicht auch manche Blumenhändler und Pralinenhersteller: In Bayern, das gerne vornedran ist, gibt es ab sofort einmal im Jahr einen neuen "Großelterntag".

Söder, der sich das selbst ausgedacht hat, wie Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) später betonen wird, lässt sich nicht nehmen, die Botschaft als erstes zu verkünden. "Wertschätzung für unsere Großeltern: Bayern führt deutschlandweit den ersten Großelterntag ein", schreibt er auf Twitter. "Am zweiten Sonntag im Oktober würdigen wir Oma und Opa, die so viel leisten für ihre Kinder und Enkel." Zum ersten Mal soll der Tag am 13. Oktober begangen werden, und beim ersten Mal mit einem Familienfest in München - mit Söder.

Tatsächlich fehlt der Großelterntag bislang in der schier unendlichen Reihe bundesweiter Feier- und Ehrentage. Der Muttertag im Mai ist eine Selbstverständlichkeit, ebenso wie der Vatertag, der an Christi Himmelfahrt gefeiert wird. Abgesehen davon wird manchmal ein "Omatag" im Oktober begangen - der soll auf einen Blumenversender zurückgehen.

In den USA gibt es den Großelterntag seit 1978

In anderen Ländern wird der Großelterntag teilweise groß gefeiert. In den USA rief Präsident Carter 1978 den ersten Großelterntag aus. Und auch in anderen Ländern gibt es entweder Großelterntage oder getrennte Oma- und Opa-Tage. Spanien und Portugal sind darunter, Polen, Frankreich und die Schweiz, aber auch asiatische Staaten.

Und nun also auch Bayern. "Eine wirklich sympathische und wichtige Entscheidung", sagt Staatskanzleichef Herrmann. "Wir wollen damit den hohen Stellenwert der Großeltern in einer Familie würdigen."

Tatsächlich sind Opas und Omas eine wichtige Stütze in vielen Familien. Und das geht weit über Geld, Schokolade oder Geschenke für die Enkel hinaus. "Das sind Milliarden an Stunden, die ehrenamtlich für die Enkel geleistet werden", sagt Andreas Reidl, der mit "grosseltern.de" eine eigene Plattform zu dem Thema ins Leben gerufen hat. "Die Großeltern erbringen sehr viel an Leistungen für die Familien." Deshalb sei der neue bayerische Ehrentag eine gute Idee, um die Stellung der Omas und Opas in der Gesellschaft zu stärken.

Bei den Großeltern gab es immer Kuchen, schwärmt Söder

Auch der neue Junge-Union-Vorsitzende Christian Doleschal lobt die Leistung der Großeltern: "Sie übernehmen auch bei der Kindererziehung eine tragende Rolle und entlasten junge Eltern." Aus eigener Erfahrung wisse er, "wie wertvoll Großeltern sein können". Söder selbst sagt im Gespräch mit "Passauer Neue Presse" und "Donaukurier" (Mittwoch): "Diese sind eine unverzichtbare Stütze in der Familie. Sie haben immer ein offenes Ohr und helfen auch gerne aus." Dabei denke er an seine eigenen Großeltern, die schon lange gestorben seien. Diese seien "milder" gewesen. "Und es gab immer Kuchen."

Die Händler im Freistaat frohlocken aber noch nicht ob möglicher zusätzlicher Umsätze für Großeltern-Geschenke. "Ich glaube kaum, dass wir damit im Einzelhandel das große Geschäft machen werden", sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. So ein Tag müsse sich erst durchsetzen. "Bei Valentinstag oder Muttertag, da merkt man das." Bei Halloween aber beispielsweise habe es Jahre gedauert, bis der Brauch sich in Deutschland einigermaßen etabliert habe. Helfen könnte es dem Großelterntag, beziehungsweise dann auch den Einzelhändlern, wenn er deutschlandweit zelebriert würde. "Dann würde das Gewicht bekommen."

Gewisse Bedenken und weitergehende Forderungen hat derweil die Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher. "Großeltern sind etwas Wunderbares und verdienen alle Anerkennung. Ich fürchte aber, dass ein "Großelterntag" dasselbe traditionelle Familienbild stützt, wie es der Muttertag heute noch tut", sagt sie. Und das könne nicht im Sinne einer modernen Generationenpolitik sein. "Großeltern dürfen keine Lückenbüßer für fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder mangelnde finanzielle Ausstattung von Familien sein." Ein "Großelterntag" berge aber die Gefahr, dass genau diese Erwartungen sich im gesellschaftlichen Bewusstsein festsetzen, warnt Mascher.
(dpa)

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