Leben in Bayern

Am Morgen nach dem schweren Unwetter: Aufräumarbeiten in Landshut. (Foto: dpa/Armin Weigel)

30.06.2021

Sturzbäche und Verkehrschaos

Starkregen und Sturmböen richten in vielen Regionen Deutschlands schwere Schäden an. Zahlreiche Keller laufen voll, Bäume werden entwurzelt und müssen beseitigt werden. Im bayerischen Landshut steht zeitweise sogar die Altstadt unter Wasser

Erneut haben heftige Unwetter und starke Regenfälle in Teilen Deutschlands für Chaos gesorgt. Vor allem im Süden und Westen der Republik hatten die Menschen mit vollgelaufenen Kellern und überspülten Straßen zu kämpfen. Am Mittwochmorgen beruhigte sich die Wetterlage zwar vielerorts, im Tagesverlauf könnten nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) aber im Osten und Nordosten wieder extreme Unwetter drohen.

Alleine in Frankfurt seien am Dienstagabend binnen zwei Stunden mehr als 600 Einsätze gemeldet worden, teilte die Feuerwehr am späten Dienstagabend mit. Die starken Regenfälle mit Niederschlägen von bis zu 45 Liter/qm in kürzester Zeit hätten zu vollgelaufenen Kellern und Garagen, überfluteten Unterführungen und Durchfahrten geführt. In der Folge seien vielerorts Kanaldeckel nach oben gedrückt worden. Der Verkehr mit Bahnen und Bussen sei in manchen Stadtteilen zeitweise zum Erliegen gekommen.

600 Notrufe in Landshut

Auch in Bayern hatten heftige Unwetter den Bahnverkehr beeinträchtigt. In Landshut stand in Teilen der Stadt das Wasser in den Straßen. Zahlreiche Bäume stürzten um, Keller liefen voll. Bei der Landshuter Feuerwehr gingen mehr als 600 Notrufe ein, wie ein Sprecher der Integrierten Leitstelle am Dienstagabend sagte.

Zum Anpfiff des EM-Fußballspiels Deutschland gegen England waren dichte Wolken mit Starkregen, Blitz und Donner über die Stadt gezogen. Sturzbäche bildeten sich auf den Straßen, Autos wurden weggeschwemmt, aus den Gullydeckeln sprudelte das Wasser, das die Kanalisation nicht mehr aufnehmen konnte. Das Wasser beschädigte Stromkästen und Öltanks, wie Mirko Olzem von der Integrierten Leitstelle sagte. "Das war ein Unwetter, wie es nur alle fünf bis zehn Jahre vorkommt", sagte er.

Das schwere Unwetter in Landshut hat die Stadt völlig überraschend getroffen. "Binnen Minuten sind Straßen zu reißenden Bächen geworden", sagte Feuerwehrsprecher Dominik Zehatschek am Mittwochmorgen. Straßen und Häuser standen teilweise bis zu einem Meter unter Wasser. Einige Menschen wurden in ihren Autos von den Wassermassen umflutet. Mit Hilfe der Feuerwehr kletterten sie durch die Autofenster ins Freie und wurden in Sicherheit gebracht. Dabei seien einige leicht verletzt worden, sagte Zehatschek.

Die Stadt Landshut spricht von einem "hundertjährlichen Ereignis". Innerhalb von nur einer halben Stunde seien 57 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gefallen. "Wir haben Wildbäche gehabt, wo sonst Straßen sind", sagte Oberbürgermeister Alexander Putz dem Bayerischen Rundfunk (BR). Unvorstellbare Wassermassen seien die Hänge rings um die Stadt heruntergekommen. Nach Auskunft der Feuerwehr rissen die Fluten Autos mit und spülten große Mengen an Schlamm auf die Straßen und in die Häuser. Viele Menschen waren am Morgen damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen, aus Privathäusern ebenso wie aus Geschäften oder Restaurants. Bei einigen gehe es wohl um die Existenz, vermutete Zehatschek.
(dpa)

Experte: Müssen uns in Zukunft auf mehr schwere Gewitter einstellen
Hagel dick wie Tennisbälle, Sturzfluten und tosender Sturm - auf Unwetter wie derzeit müssen sich die Menschen nach Angaben eines Wetterforschers in Zukunft mehr einstellen. Weil sich die Erde infolge des Klimawandels erwärme, werde es mehr extreme Wetterlagen geben, sagte der Physiker Christian Plaß-Dülmer, Leiter des Bergobservatoriums auf dem Hohen Peißenberg am Starnberger See, der "Süddeutschen Zeitung". "Wir erwarten, dass Extremwetterlagen häufiger werden. Solche schweren Gewitter wird es dann häufiger geben."

Durch den Klimawandel seien die Temperaturen in der Region im Schnitt um zwei Grad Celsius gestiegen. "Damit ist die Luft wärmer und hat in der Regel auch mehr Feuchtigkeit." Wärmegewitter bildeten sich bei zunehmender Hitze. "Wenn die Luft im Sommer wärmer wird, enthält sie mehr Feuchtigkeit und Energie, Gewitter bilden sich und werden mit zunehmender Temperatur meist heftiger."

So viel Hagel wie zuletzt am Starnberger See habe er noch nie gesehen. "Wir beobachten die Unwetter mit Radargeräten und hatten einen Radarstrahl in die Gewitterzelle geschossen, der die Regentropfen und Hagelkörner reflektiert. Einen Wert der Reflektivität wie bei diesem Unwetter konnten wir noch nie zuvor beobachten. Das heißt, die Regen- und Hagelmenge war so hoch wie nie, zumindest nach den ersten Auswertungen."
(dpa)

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