Sie stehen am Münchner Flughafen: 15 Sammelboxen für Kleingeld – oder auch Scheine. Zurückkehrende Urlauber können hier ihre ausländischen Münzen oder Banknoten spenden. Die Boxen werden nicht vom Flughafen aufgestellt, sondern von gemeinnützigen Organisationen wie dem Bayerischen Roten Kreuz, den SOS-Kinderdörfern oder der Katholischen Jugendfürsorge. Was aber passiert mit all den Münzen und wie viel Geld kommt auf diese Weise zusammen? Nachgefragt bei der Caritas in München, die ebenfalls ausländisches Geld, sogenanntes Restgeld, sammelt.
Geld aus aller Herren Länder
Der dritte Stock im Pater-Rupert-Mayer-Haus am Münchner Hauptbahnhof. Auf einem Tisch in einem Besprechungszimmer liegt ein ordentlicher Haufen Kleingeld. Die Münzen stammen aus aller Herren Länder, etwa aus Mexiko, aus Panama, aus Singapur oder aus Japan. Auch einige alte 2-D-Mark-Münzen sind darunter.
„Man kann das Restgeld unten an der Pforte abgeben“, erklärt Irmgard Czech, man kann es aber auch mit der Post schicken. Die Caritas-Mitarbeiterin betreut bei der Wohlfahrtsorganisation seit neun Jahren den Bereich Restgeld beziehungsweise Fremdwährung. „Die Leute freuen sich, wenn sie das Geld sinnvoll loswerden“, ist ihre Erfahrung.
Aufbewahrt werden die Spenden, für die es übrigens keine Spendenquittung gibt, in einer roten Plastikkiste. Manchmal kommt das Geld in alten Schachteln an, oft ohne Absender. „Da wird dann ein Leben sichtbar“, erzählt sie aus ihrer Erfahrung, „das rührt mich dann wirklich an.“ Tatsächlich liegen in der roten Plastikkiste etliche solcher Schachteln. Die Münzen stammen dann aus dem Nachlass von Verstorbenen oder aus Haushaltsauflösungen, wenn der Besitzer in ein Pflegeheim wechselt.
Was passiert mit den Münzen? Dreimal im Jahr kommt eine Firma aus Münster und sammelt das Geld ein: „Wir haben einen Vertrag mit einem Dienstleister“, erklärt die Caritas-Mitarbeiterin. Denn es ist ja nicht so einfach, Münzen aus dem Ausland – es gibt weit über einhundert verschiedene Staaten und damit auch Währungen – in Euro umzutauschen.
Bundesweit eingesammelt wird das Geld von der Firma Coins. „Bei uns kommen jedes Jahr an die 100 Tonnen Münzen zusammen“, erklärt Geschäftsführer Marinus Lass. Der 61-Jährige hat 1998 ehrenamtlich mit dieser Tätigkeit begonnen, seit 2003 macht er das hauptberuflich. Entwickelt hat sich das Ganze aus seinem Hobby, dem Münzsammeln, heraus. Mit seinen 13 Mitarbeitern betreut er heute diverse gemeinnützige Organisationen und Verbände, darunter eben auch die Caritas.
Die eingesammelten Münzen werden zunächst maschinell nach Größe sortiert. Man könnte die Maschine, so Lass, auch dazu programmieren, bestimmte Münzen wie Schweizer Franken oder US-Dollars herauszufischen, was sich aber nur bei großen Aufträgen lohnt. Ansonsten wird nach der maschinellen Sortierung noch per Hand ausgelesen.
Wie geht es dann weiter mit den Münzen? „Wir schicken sie per Seefracht in ihre Herkunftsländer zurück“, so Geschäftsführer Lass. Und erhält dann den Gegenwert in Euro je nach Wechselkurs.
Nur fünf Firmen weltweit nehmen die Münzen
Weltweit gebe es nur fünf Firmen, die sich mit dem Thema Münztausch beschäftigen, und mit denen stehe man in Kontakt. Manchmal sei die Rückführung der Münzen aber schwierig, Tunesien zum Beispiel wolle nicht, dass die Währung des Landes eingeführt werde, so Marinus Lass. Da müsse man sich etwas einfallen lassen.
Während die D-Mark noch in Euro umgetauscht werden kann, ist das bei anderen alten Währungen wie etwa der Mark der DDR nicht der Fall. Dann wird der Materialwert der Münzen in Rechnung gestellt. Sind so die Münzen sortiert und gewogen, kommt bei der Caritas in München vier bis sechs Wochen nach der Abholung eine Rechnung an, in der der Gegenwert des eingesammelten Geldes genannt wird.
Und wie viel kommt bei diesen Sammlungen für die Caritas herein? „So zwischen fünf- und achttausend Euro pro Jahr“, sagt Irmgard Czech, das schwanke, einmal seien es sogar 10 000 Euro gewesen.
Das Geld fließt in den sogenannten Einzelfallhilfefonds der Caritas. Dabei geht es um konkrete Hilfen in Notlagen. „Das kann ein neuer Kühlschrank für die Familie sein, weil der alte kaputtgegangen ist“, erklärt Irmgard Czech. Oder eine Seniorin benötigt eine spezielle Brille. Oder es wird ein Zuschuss für eine Klassenfahrt benötigt.
„Man kann mit dem Restgeld etwas Gutes tun, bevor es nur zu Hause herumliegt“, lautet jedenfalls die Meinung der Caritas-Mitarbeiterin. 150 bis 200 Mal kann so im Jahr geholfen werden. (Rudolf Stumberger)
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