Leben in Bayern

Erlebnisburg in blühender Landschaft: Auf der Cadolzburg im Landkreis Fürth lässt sich das Schlossleben im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“. (Foto: Heinz Wraneschitz)

30.06.2017

Wie riecht das Mittelalter?

Die Staatszeitung hat einen ersten Blick hinter die Mauern der neuen Erlebnisburg Caldolzburg geworfen – das Motto dort: Vergangenheit fühlen, schmecken, hören und riechen

Plötzlich riecht es stark nach Gegrilltem. Der Duft liegt in der Küche der Cadolzburg in der Luft. Die Hohenzollernburg im Landkreis Fürth ist Bayerns erstes Museum, in dem man sich die Vergangenheit auch erschnüffeln kann. Und das Mittelalter roch intensiv: Immerhin verputzten die Adeligen damals jeden Mittag fast anderthalb Pfund Fleisch.

Der Bratengeruch ist künstlich erzeugt, eine Spezialfirma hat ihn entwickelt. Ebenso wie den Rosenduft im Eingangsbereich, mit dem die damaligen Bewohner schlechte Gerüche übertünchen wollten. Zum Beispiel den eines herumstehenden Schlachtrosses. Auch dessen Ausdünstungen kann der Burgbesucher deutlich wahrnehmen. Im Tanzsaal dagegen steigt einem der Duft von Bienenwachs in die Nase. Das wurde früher für die Beleuchtung benutzt. Aber nicht nur riechen, sondern auch fühlen, schmecken und hören lässt sich das Mittelalter neuerdings auf der wiederaufgebauten Cadolzburg. 1945 geriet die Burg in Brand. Für den Auf- und Umbau in eine Erlebnisburg investierte der Freistaat rund 36,8 Millionen Euro.

Das erste Museum, in dem Duftstoffe eingesetzt werden

Am besten lässt man sich einfach durch die 1500-Quadratmeter-Schau treiben. Und testet selbst, wie es sich als Burgherr oder Burgfräulein gelebt hat. Legt man sich in das Strohsack-Bett, kann man zum Beispiel feststellen: So unbequem ist das gar nicht. Auch Rüstungsteile wie Ritterhelm und Lederweste dürfen anprobiert werden. Moderne Polizeihelme und Schutzwesten liegen ebenfalls bereit. Die überraschende Erkenntnis: So weit liegen Vergangenheit und Gegenwart gar nicht auseinander. Zumindest was den Tragekomfort angeht. Und öffnet man den Deckel der Burgtoilette, hört man ein lautes Platschen.

Es gibt jede Menge zum Testen in den vier Etagen des alten Schlosses. Neben Originalen finden sich aufwendig hergestellte Reproduktionen, die die „verschiedenen Facetten des Lebens auf einer Herrschaftsburg erfahrbar machen“. Markus Söder, als Finanzminister Herr über die bayerische Schlösserverwaltung und damit auch Hausherr von Cadolzburg, erklärte bei der Eröffnung das neue Burgerlebnis zu „einem Brückenschlag zwischen Mittelalter und Moderne“. Söder selbst habe dieses „bahnbrechende Konzept“ nach seinem Amtsantritt entwickelt, wie Bernd Schreiber, Präsident der Schlösserverwaltung, verrät. Auch Fürths Landrat Matthias Dießl dankt Söder – und greift dabei auf eine Märchenmetapher zurück: „Damit etwas aus dem Dornröschenschlaf erwacht, braucht es tapfere Leute, Prinzen, die es wachküssen“, sagt er. „Finanzminister Söder hat bei der Cadolzburg die Rolle des Prinzen angenommen.“

Und tatsächlich ist von Dornröschenschlaf in der Burg keine Spur. Bereits die ersten Tage zeigen: Das Burgerlebniszentrum „HerrschaftsZeiten“ kommt bei den Besuchern an. Sie trauen sich, hinzulangen. Und mit Schwertern gegeneinander zu kämpfen– wenn auch freilich nur virtuell, also ohne Verletzungsgefahr. Und lustvoll verkleiden sich Besucher für einen Ball und tanzen in roten, blauen, grünen Roben. Andere wiederum wirken nachdenklich, denn auf Bildschirmen werden Tote, Verletzte oder sonstige schlimme Ereignisse optisch präsentiert.

Einziges Manko: Die Beschilderung könnte etwas übersichtlicher sein. Der Begeisterung der Besucher aber tut das keinen Abbruch. Fragt man sie, bestätigen sie das mit dem höchsten Lob, das Franken vorrätig haben: „Bassd scho.“
(Heinz Wraneschitz) Bilder (Wraneschitz):
Kriegt man mit dem Ritterhelm noch Luft? Jeder kann es ausprobieren.
„Prinzessin ohne Erbse“: Probeliegen auf dem Strohsack-Bett ist erlaubt.

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