Leben in Bayern

Neugierig betrachtet Luna den Besucher – der erfährt: „Kamele sind nie schlecht drauf, immer freundlich und gelassen.“ (Foto: Rudolf Stumberger)

02.09.2016

Wüstenschiffe unter weißblauem Himmel

2016 ist das Internationale Jahr der Kamele – der Oberbayer Konstantin Klages lebt seit 27 Jahren mit den faszinierenden Tieren zusammen

Eine Wiese in der Ortschaft Grub, zwischen München und Rosenheim gelegen. Hier grasen Attila, Kalif, Sara, Tamara und wie sie alle heißen. Gerade trabt Luna heran und blickt den Besucher interessiert mit ihren großen Augen an. „Kamele sind nie schlecht drauf“, betont Konstantin Klages, „sondern sehr gelassen, freundlich und ausgeglichen.“ Der 30-Jährige lebt seit 27 Jahren mit Kamelen.

Klages Vater brachte damals nach einem Zirkusbesuch drei Tiere mit nach Hause auf den Hof. Seit ein paar Jahren ist dort das Kamelreiten durch das Mangfalltal zu einem beliebten Freizeitvergnügen geworden. Im heimischen Stall der Klages können Gäste auch in Beduinenzelten Familienfeiern oder Geschäftsessen abhalten.

Mit dabei im Team sind Klages Ehefrau Bianca und Tierpfleger Raffael. Der Tiroler ist ein erfahrener Kameltreiber (und Reptilienexperte) und gerade dabei, eines der Trampeltiere zu satteln. Sitzt man kurz darauf im Sattel, weiß man, warum Kamele auch Wüstenschiffe genannt werden. Der Ritt erinnert ein wenig an den Citroen DS aus den 1960er-Jahren, ein Auto das dank der hydraulischen Federung sanft über alle Schwellen glitt und ebenso sanft hin- und her wogte. So ähnlich fühlt es sich an auf dem Rücken eines Kamels – das Tier bewegt sich im sogenannten Passgang vorwärts, das heißt, die linken und rechten Beine bewegen sich abwechselnd. Die Folge ist ein stetes Schwanken – nicht unangenehm. Problematischer sind „Start“ und „Landung“, denn das Kamel neigt sich tief nach unten, indem es die Vorderbeine einklappt.

Meist bringen Tierschutzbehörden Klages die Tiere

Konstantin Klages kennt sich aus mit Kamelen und muss das auch, denn ohne „Sachkundenachweis“, wie es im amtsdeutsch heißt, dürfte er mit den Tieren nicht gewerblich arbeiten. Zu dieser Sachkunde gehört auch die Unterscheidung der Wüstenschiffe in jene mit einem Höcker und jene mit zwei Höckern. Erstere sind Dromedare, zweitere Trampeltiere. Kamel ist der Oberbegriff. Zur Kamelfamilie gehören übrigens auch die südamerikanischen Lamas, Guanakos und Alpakas. Aber wie sieht es in Bayern eigentlich mit dem Kamelmarkt aus, woher bekommt man die Tiere und was kosten sie? „Manche Tiere“, sagt Klages, „bringen uns die Tierschutzbehörden und wir päppeln sie wieder auf.“ Die meisten der 26 Kamele auf dem Hof sind aber mittlerweile dort geboren, 14 Monate dauert eine Kameltragezeit. Will man Tiere kaufen, dann geschieht das meist von Zirkussen. Der Preis beginnt bei 2000 Euro, für eine weiße Stute mit stehendem Höcker können aber auch schon mal 6000 Euro verlangt werden.

Apropos Höcker. „Nein“, sagt Kamelexperte Klages, „da ist nicht das Wasser drin. Sondern Fett.“ Und: „Ja, es stimmt, die Tiere können lange ohne Wasser auskommen.“ Bis zu zweieinhalb Wochen, wenn sie vorher an die 80 Liter Wasser gesoffen haben.

Was Kamele am liebsten machen? Faulenzen!

Kamele sind überhaupt sehr interessante Tiere, erklärt Kalges. So können sie ihre Körpertemperatur der Umgebung anpassen und bis zu um neun Grad verändern; in der Nacht beträgt sie schon mal 34 Grad Celsius und am Tage 42. Als Lastentier schleppen sie bis zu vierhundert Kilo, fressen aber auch 20 bis 30 Kilogramm Heu am Tag.

Und gäbe es einen Kamelhimmel aus, Tierpfleger Raffael glaubt zu wissen, wie der aussähe. „Sich auf keinen Fall bewegen“, sagt er. Obwohl bei Kamelrennen sichtbar wird, wie schnell die Tiere sein können – am liebsten ruhen sie. Und auch heute liegen Dromedare und Trampeltiere faul auf der grünen Wiese.
Außenstehende könnten schnell mal einen falschen Eindruck bekommen, sagt Klages. Er erzählt von Anzeigen wegen Tierquälerei, weil die Tiere im Winter im Freien unterwegs waren. Dabei stammen Kamele aus Regionen wie Kasachstan, in denen es auch sehr kalt werden kann. „Der Schnee macht ihnen nichts aus“, betont Klages.

Und dann tauchen schon die ersten Reiter des Tages auf: Großeltern mit ihren beiden aufgeregten Enkelinnen. Diesmal packt Bianca Klages die Sättel. Angeleint und hintereinander wie bei einer Wüsten-Karawane geht es mit den bayerischen Kamelen hinab in das Mangfalltal. (Rudolf Stumberger) Foto (Stumberger): Lebt fast sein ganzes Leben mit Kamelen: Konstantin Klages.

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