Politik

Ein eingestürztes Haus im Juni 2016 im bayerischen Untertürken. (Foto: dpa)

07.04.2017

Alles eine Frage des Preises

Die Staatsregierung will nicht mehr für Hochwasser-Opfer zahlen – wie schwer ist es eigentlich, eine Versicherung zu bekommen?

Immer wieder ist der Staat eingesprungen: Beim letzten schlimmen Hochwasser in Bayern, im Sommer 2013, stellte der Freistaat 150 Millionen Euro an Soforthilfen zur Verfügung. Im vergangenen Jahr waren es nach Angaben des Heimatministeriums immerhin noch 57 Millionen Euro. Doch ab 1. Juli 2019 soll damit Schluss sein. Die Staatsregierung fordert: Die Leute mögen sich fortan selbst gegen entsprechende Schäden versichern. Nur wer nachweislich keinen Vertrag erhält, soll künftig noch Hilfe vom Staat bekommen.

 Doch wie realistisch ist das eigentlich: keinen Versicherungsschutz zu bekommen? Häufige Klage: Die Policen der Anbieter seien unerschwinglich oder man werde gar nicht erst versichert. Nachfrage bei der Versicherungskammer Bayern, die im Freistaat einen Marktanteil von zirka 40 Prozent aufweist: „Von den Antragstellern, die neu zu uns kommen, können 99,8 Prozent problemlos gleich vom Schreibtisch aus versichert werden“, sagt Stefan Liebl, stellvertretender Pressesprecher des Unternehmens.

Bei den übrigen 0,2 Prozent würden Vertreter vor Ort vorbeischauen und bauliche Vorsorge-Maßnahmen fordern – woraufhin dann ebenfalls ein Versicherungsschutz möglich sei, versichert Liebl. Für das vergangene Jahr wird die Versicherungskammer Bayern für insgesamt 5500 Elementarschäden (dazu gehören formal auch Lawinenabgänge und anderes, im Wesentlichen betrifft es aber Hochwasser) knapp 50 Millionen Euro auszahlen. Die Hälfte der Summe sei bereits überwiesen, der Rest erfolge im Laufe des Jahres.

Nur wer nachweislich keinen Vertrag erhält, soll künftig Hilfe vom Staat bekommen

Die sogenannte Wohngebäudeversicherung mit Klimakasko schützt nicht nur vor den Klassikern Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel, sondern auch vor Überschwemmung, Erdbeben, Lawinen, Schneedruck und – jawohl – Vulkanausbrüchen. Gut 50 Prozent der Neu-Versicherungsnehmer von eigenen Immobilien entscheiden sich für das Rundum-sorglos-Paket, der Rest ist bereit, mit einer abgespeckten Version Risiken zu tragen. Oder hofft wie bisher darauf, dass die Solidargemeinschaft im Fall des Falles einspringt.

Und was kostet das dann? Die meisten Versicherer nutzen das „Zonierungssystem für Überschwemmungsrisiko und Einschätzung von Umweltrisiken“, das vier Gefährdungsklassen aufweist: von mindestens einmal in zehn Jahren bis seltener als einmal in 200 Jahren. Nach Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft betreffen mehr als 90 Prozent der Fälle Gefährdungsklasse 1 und weniger als ein Prozent Gefährdungsklasse 4.

Die Versicherungskammer Bayern hat übrigens sechs statt vier solcher Zonen. Ein Standardhaus im Wert von zirka 350 000 Euro in der sicherheitstechnisch besten Zone kann schon ab einem Jahresbeitrag von 100 Euro versichert werden, versichert Liebl. Und dort befinden sich 90 Prozent aller Gebäude im Freistaat. Teurer wird’s in risikobelasteten Landstrichen wie der Passauer Altstadt. Dort kostet eine Police schon mal 900 Euro jährlich oder mehr. Hinzu kommt eine Selbstbeteiligung von 5000 Euro.

Dass es dennoch schwer werden kann, an sein Geld zu kommen, gab jetzt der Passauer OB Jürgen Dupper (SPD) zu bedenken. Man dürfe nicht vergessen, so der über die Entscheidung der Staatsregierung enttäuschte Rathauschef, wie zäh, langwierig und kleinlich mitunter die Antragsbearbeitung bei den Versicherern erfolge. (André Paul)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Sollen Schwimmbäder manche Ausländer abweisen dürfen?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.