Politik

In Deutschland gibt es nur 9,7 Spender pro eine Million Einwohner. Das liget klat unter dem Niveau anderer Länder. (Foto: dpa)

05.09.2018

"Neuregelung nicht einfach von oben verordnen"

CDU-Gesundheitsminister Spahn will Zahl der Organspenden erhöhen. Söder lobt die Idee, fordert aber eine Gewissensabstimmung im Bundestag

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagene Neuregelung der Organspende sollte nach Ansicht von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nicht einfach per Gesetz erfolgen. "Die Widerspruchslösung wäre die einfachste und beste Lösung, aber sie muss im gesellschaftlichen Konsens erfolgen", sagte er. Aus diesem Grund müsse es im Bundestag darüber eine Abstimmung ohne Fraktions- und Parteizwänge, sondern nach freiem Gewissen geben. Immerhin sei dies ein weitreichender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte.

Spahn hatte vorgeschlagen, dass in Deutschland eine "doppelte Widerspruchslösung" eingeführt wird. Das heißt, erstmal ist jeder automatisch ein Spender. Dann soll man dazu aber zu Lebzeiten ausdrücklich Nein sagen können, ansonsten können dies - als weitere Schranke - auch noch die Angehörigen. Bisher ist es grundsätzlich genau andersherum: Organe dürfen nur entnommen werden, wenn eine Einwilligung vorliegt - über den Spenderausweis oder zum Beispiel eine Patientenverfügung. Hat man keine Entscheidung getroffen, müssen erst nächste Angehörige wie Ehepartner, volljährige Kinder oder Geschwister gefragt werden.

Spahn plädiert für die Widerspruchslösung

"Ich bin sehr für die Organspende. Meine Mutter hätte dringend eine Niere gebraucht", betonte Söder, der im Freistaat Schirmherr der Dialysepatienten ist. In seiner Zeit als Gesundheitsminister habe er ebenfalls sehr dafür geworben, die Zahl der Organspender zu erhöhen. "Ich habe auch fast überall bei mir Organspendeausweise."

Söder lobte zudem ausdrücklich die Initiative Spahns: "Die Grundidee ist auch deswegen gut, weil einfach endlich wieder das Thema Organspende auch die Tagesordnung gebracht wird. Was dann am Ende bei rauskommt, muss der Bundestag entscheiden."

Einen Organspendeausweis haben in Deutschland laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung inzwischen 36 Prozent, 2012 waren es nur 22 Prozent. Im selben Zeitraum sank aber die Zahl der Spender von 1046 auf 797 im vergangenen Jahr - ein Tiefpunkt, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation bilanzierte. Das entspricht 9,7 Spendern pro eine Million Einwohner und liegt klar unter dem Niveau anderer Länder. Mehr als 10 000 Menschen warten hierzulande auf gesunde Organe.
(dpa)

Kommentare (2)

  1. Nick am 11.09.2018
    Ich war länger in USA, dort ist die Regelung, dass der Führerschein auch Organspendeausweis ist, wenn man nicht widerspricht. Ich finde diese Regel gut und wünsche mir, dass sie auch in Deutschland eingeführt wird.
  2. GG Art. 1 am 05.09.2018
    Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
    Art 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Art. 1 unseres Grundgesetzes soll künftig mit dem Tod enden? Das riecht schwer nach Leichenfledderei! Ist das nicht strafbar?

    Naja, man braucht halt doch keine besondere Qualifikation um Politiker zu werden. Zur Bevormundung der Wählerschaft reicht es allemal.
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