Politik

Die Nachfrage nach FFP2-Masken ist hoch, die Lager seinen aber voll, erklärt der Apotheker-Verband. (Foto: dpa/Friso Gentsch)

13.01.2021

Bayern gibt 2,5 Millionen FFP2-Masken an Bedürftige aus

In Bayern sind künftig FFP2-Masken in Bussen, Bahnen und Geschäften Pflicht. Nun regelt die Staatsregierung die Details. Jugendliche unter 15 Jahren sind von der Pflicht ausgenommen

Bayern stellt 2,5 Millionen FFP2-Schutzmasken für Bedürftige kostenlos zur Verfügung. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch an. Damit will die Staatsregierung Härten abfedern, wenn vom kommenden Montag (18. Januar) an eine FFP2-Maskenpflicht im gesamten öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen gilt. Sie reagiert damit auf vielfältige Forderungen von Sozialverbänden und der Opposition.

Das Kabinett hatte die FFP2-Maskenpflicht am Dienstag beschlossen. Vom kommenden Montag an sind damit einfache Community-Masken, aber auch einfacher medizinischer Mund-Nasen-Schutz, in Bussen, Bahnen und Geschäften im Freistaat verboten. Die FFP-Maskenpflicht gelte aber erst für Jugendliche ab 15 Jahren,  erklärte Söder am Mittwoch. Ziel ist nach Worten Söders ein noch höherer Schutz vor einer Ausbreitung des Coronavirus. Gängiger Mund-Nasen-Schutz kann Experten zufolge andere Menschen schützen, FFP2-Masken schützen - richtig benutzt - auch den Träger selbst.

Die FFP2-Maskenpflicht an sich stieß zwar auf viel Zustimmung. Weil Söder und Holetschek allerdings zunächst keine Lösung präsentiert hatten, was die Kosten der Masken für Bedürftige angeht, hatte es auch viel Kritik gegeben. Es brauche schnelle und unbürokratische Lösungen für die Beschaffung solcher Masken für Menschen mit geringem Einkommen, hatte unter anderem der Sozialverband VdK gefordert.

Die AWO fordert kostenlose Masken für alle

Die Arbeiterwohlfahrt forderte kostenlose Masken für alle: "Wenn Fachleute FFP2-Masken nur zur Einmalnutzung zulassen und das Stück mindestens zwei Euro kostet, dann überfordert der Freistaat Bayern nicht nur Grundsicherungsempfänger und Menschen mit wenig Einkommen, sondern auch Familien und alle Arbeitnehmer, die täglich mit dem ÖPNV pendeln müssen", argumentierte der Landesvorsitzende Thomas Beyer.

Mehrere Experten halten die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken grundsätzlich für sinnvoll. Andere Fachleute sind skeptisch, ob die neue Regel im Kampf gegen Corona am Ende einen Unterschied macht.

"Prinzipiell finde ich die Idee gut", sagte etwa der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit der Deutschen Presse-Agentur. Es müssten aber zwingend Angebote damit verbunden sein: zum einen der kostenlose Zugang zu solchen medizinischen Masken, zum anderen Anleitungen zur richtigen Benutzung. "Ohne solche Angebote sehe ich das kritisch."

Auch eine FFP2-Maske schütze nur, wenn sie korrekt angelegt und verwendet werde, betonte Schmidt-Chanasit. Sie müsse dicht abschließen, die Außenfläche dürfe auch beim Ablegen nicht berührt werden. Korrekt verwendet biete eine solche Maske anders als die einfachen Einweg- und Baumwollmasken viel Eigenschutz. "Ich kann mich selbst schützen und bin weniger darauf angewiesen, dass die Menschen in meiner Umgebung sich richtig verhalten." Kaum beurteilen lasse sich allerdings, wie viel weniger Infektionen es etwa in einem Bus geben würde, trügen die Menschen darin alle korrekt angelegte FFP2-Masken anstelle korrekt angelegter einfacher Einwegmasken. "Das ist spekulativ, dazu gibt es keine Daten", sagte Schmidt-Chanasit.

Skeptische Stimmen

Auch der Virologe Alexander Kekulé hält die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im öffentlichen Nahverkehr und Einzelhandel grundsätzlich für sinnvoll. "Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird."

Es gibt aber auch skeptischere Stimmen zur FFP2-Pflicht. "Ich glaube nicht, dass das einen großen Unterschied macht", sagte Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Deutschen Presse-Agentur. "Im schlimmsten Fall kann sich die Lage sogar verschlechtern, weil sich die Leute geschützter fühlen und weniger vorsichtig sind."

Es bedürfe bei einer FFP2-Maske großer Expertise, sie komme aus dem Arbeitsschutz und sei nicht für Laien gedacht. "Wenn sie nicht absolut dicht aufgesetzt wird, wirkt sie nicht besser als eine einfache Einwegmaske", so Knobloch. Der Atemwiderstand sei bei den dichteren FFP2-Masken größer als bei einfachen Masken. "Durch eine Stoffmaske atme ich immer zumindest zum Teil hindurch, aber wenn bei einer FFP2-Maske irgendwo am Gesicht eine kleine Lücke bleibt, geht fast alle Luft dort hindurch - und mit ihr das Virus", sagte er.

Auch der Pandemiebeauftragte des Klinikums rechts der Isar in München hält die FFP2-Maskenpflicht für problematisch. "Damit sie zusätzlichen Schutz bieten, müssen sie dicht sitzend getragen werden, was die Mehrheit der Nutzer schon mit den normalen Masken kaum schafft", gab Christoph Spinner, Oberarzt für Infektiologie zu bedenken. "Daher verspreche ich mir kaum zusätzlichen Schutz."

Teilweise ausverkauft - ein grundsätzlicher Engpass besteht nicht

Nach der Bekanntgabe der FFP2-Maskenpflicht ist die Nachfrage in Bayern gestiegen. In manchen Geschäften waren die Masken am Mittwoch ausverkauft, ein grundsätzlicher Engpass zeichnete sich aber nicht ab. "Die Lagerbestände an FFP2-Masken sind gut", sagte ein Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands. "Großhandlungen und Zulieferer haben den Apotheken bestätigt, dass Nachbestellungen in allen Größenordnungen zügig getätigt werden können."

Auch der Handelsverband Bayern berichtete am Mittwoch zwar von einer gestiegenen Nachfrage. Einen Ansturm gebe es aber nicht, sagte Geschäftsführer Bernd Ohlmann. "Von Hamsterkäufen oder dem Kampf um die letzte FFP2-Maske kann keine Rede sein."

In den Onlineshops großer Drogerie-Ketten waren am Mittwoch allerdings viele Angebote für FFP2-Masken nicht lieferbar. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Drogeriemarkt-Kette dm, Christoph Werner, sagte, es sei aufgrund der "abrupt gestiegenen Nachfrage" in Bayern möglich, "dass an vielen Standorten und auch im Onlineshop dm.de FFP2 Masken temporär ausverkauft sind". Man habe aber "sofort reagiert, unsere Beschaffung an FFP2-Masken ausgeweitet und die logistischen Prozesse entsprechend angepasst". Auch deutschlandweit bereite man sich auf eine erhöhte Nachfrage vor.

Beim Bundesverband Medizintechnologie hieß es, die Unternehmen könnten die "Versorgung ihrer Kunden aktuell sicherstellen, teilweise sogar mit höheren Mengen als bisher". Allerdings gehe es dabei in erster Linie um Kliniken und Praxen und nicht Verbraucher. Generell habe sich die Lieferfähigkeit von medizinischer Schutzausrüstung gegenüber der ersten Welle "deutlich verbessert". (dpa)

Kommentare (2)

  1. RoyalClipper am 16.01.2021
    Dies war ein Schnellschuss von unserem Ministerpräsidenten Söder. Erst wird angeordnet und irgendwann wird dann mal darüber nachgedacht, wie das ganze ablaufen soll. Wenn ich als Arbeitnehmer bei meinem Arbeitgeber so handeln würde, wäre die Kündigung die folge. Es ist ja noch nicht einmal geklärt wieviele Masken jeder Einkommensschwache erhalten soll. Ich kann über diesen Schnellschuß vom Ministerpräsidenten den Kopf schütteln.
  2. Mal nachgerechnet am 14.01.2021
    Wenn eine FFP2-Maske nur einmal benutzt werden kann/darf, wird dies ein teurer Spaß für Pendler. Da benötige ich stolze 10 Stück pro Woche, macht ca. 25,00 € und dann war ich noch nicht einkaufen.

    Wer glaubt, dass dies dann auch so umgesetzt wird, lebt nicht auf dieser Welt. Es hat ja schließlich nicht jeder einen Geldscheißer. Spätestens jetzt muss man sich Gedanken machen, ob man nicht doch das Jobticket kündigt.
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