Politik

Geld ausgeben: für Krösus Dagobert Duck ein Graus. Horst Seehofer fällt's leichter. Bayern gibt mehr aus als Seehofer eigentlich vorhatte. (Foto: dpa)

11.08.2016

Bayern gibt viel mehr Geld aus als es mal wollte

Seehofer verstößt bis 2019 gegen eigenes Haushaltsziel

Bayerns Staatsregierung wird bis zum Ende dieses Jahrzehnts gegen das selbst gesetzte Ziel maßvoller Ausgabensteigerung verstoßen. Das geht aus dem internen Finanzplan für die Jahre 2016 bis 2020 hervor. Finanzminister Markus Söder (CSU) macht für diese Entwicklung die nach wie vor rasant steigenden Einzahlungen Bayerns in den Länderfinanzausgleich und die Ausgaben für Flüchtlinge verantwortlich.

Eigentlich hatten Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und sein Kabinett vereinbart, im Interesse solider Staatsfinanzen das jährliche Ausgabenwachstum auf drei Prozent zu begrenzen. Doch schon im Doppelhaushalt 2017/18 wird dieses Ziel mit einer Ausgabensteigerung von durchschnittlich 3,3 Prozent pro Jahr verfehlt. 2019 ist dann ein nochmaliger kräftiger Aufschlag von vier Prozent vorgesehen. Das Finanzministerium rechnet dann mit Ausgaben von knapp 62 Milliarden Euro, wie in dem Dokument festgehalten ist.

"Ohne das Thema Asyl und ohne den Länderfinanzausgleich wären wir zum Teil bei unter zwei Prozent Ausgabensteigerung", erklärte Finanzminister Söder auf Anfrage. "Diese Sonderbelastungen müssen in den nächsten Jahren weniger werden."

Mehr Geld fließt in den Länderfinanzausgleich, zusätzlich hat Bayern viele neue Stellen  geschaffen

Erst 2020 soll das Ausgabenwachstum mit einem Plus von lediglich 1,5 Prozent gebremst werden. Das Drei-Prozent-Ziel basiert auf der Annahme, dass die Staatsausgaben nicht dauerhaft die Wachstumsraten der Wirtschaft überschreiten sollten. Die Zahlungen Bayerns in den Länderfinanzausgleich steigen in der Tat ebenso kontinuierlich wie kräftig: Von derzeit über fünf Milliarden auf fast sieben Milliarden im Jahr 2020.

Eine weitere Ursache des schnellen Anstiegs der Ausgaben sind aber auch die vielen tausend neuen Stellen für Lehrer und Polizisten, die die Staatsregierung in den vergangenen Jahren bereits geschaffen hat und weiter schaffen will: Allein die Personalausgaben werden laut Finanzplan bis 2020 um über drei Milliarden Euro auf dann 24,7 Milliarden Euro anwachsen.

Das Finanzministerium geht aber davon aus, dass die Staatsregierung dennoch jedes Jahr weiter eine halbe Milliarde Euro Schulden abzahlen kann. Denn auch die Steuereinnahmen sollen weiter kräftig zulegen.

Und abgesehen davon profitieren Seehofer und sein Kabinett von der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank: 2019 wird das Finanzministerium laut Finanzplan noch knapp 700 Millionen Euro Kreditzinsen für die Schulden des Freistaats berappen müssen - 150 Millionen Euro weniger als 2016. Dass Bayern über fünf Milliarden Euro in den Länderfinanzausgleich zahlt und Länder wie Berlin davon profitieren, finden die Freien Wähler einen "echten Skandal": "Ich frage mich schon, was aus der Klage Bayerns vor dem Bundesverfassungsgericht geworden ist, die hier spürbare Entlastungen bringen sollte", fragt deren Abgeordneter Bernhard Pohl. "Die Begrenzung des jährlichen Ausgabenwachstums auf drei Prozent hat die CSU schon vor dem Anstieg der Flüchtlingszahlen nicht eingehalten, von Sparsamkeit der CSU kann also keine Rede sein", meint die haushaltspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Claudia Stamm. Aber bei der CSU seien "ja immer die anderen Schuld". Seitens der CSU-Regierung habe es nie ein tragfähiges Konzept zum Länderfinanzausgleich gegeben, "immer nur Gejammer, Drohungen und Anzettelung von Neiddebatten". (BSZ/dpa)

Kommentare (1)

  1. Miiich am 14.08.2016
    Bayern hat inzwischen um über 43 Milliarden € mehr in den Länderfianzausgleich gezahlt, als es in den ersten 35 Jahren erhalten hat. Alleine 2015 waren weit über 5 Milliarden € (1/8 der gesamten Steuereinnahmen !) und das mit steigender Tendenz.. Das sind pro Einwohner Bayerns (incl. der Babys und 100-jährigen) Steuern von weit über 400€ im Jahr! Was soll da ein Rabatt von 1 Milliarde im Jahr, wie in Bayern anstrebt, bewirken, wenn es künftig immer noch jährlich 4,5,6, oder vielleicht 7 Miliarden sind, die Bayern jährlich fehlen werden?
    Dazu kommen für 2015 und 2016 laut Doppelhaushalt zusätzliche vom Bund aufgebürdete Folgekosten von 2,2 Milliarden für die Fllüchtlingswelle des letzten Jahres.

    Liebe nicht nur Auschreibungenleser der Staatszeitung, überlegt mal, ob ihr euch die Luxusmitgliedschaft in diesem "neuen Deutschland" auf Dauer leisten wollt, oder ob es nicht doch besser wäre, wenn Bayern diese Milliarden künftig für Projekte wie Rentensicherung, Straßenerneuerung und Schuldentilgung verwenden könnte, anstatt es in Prestigeobjekten wie dem Berliner Protzflughafen regelrecht zu verbrennen?

    Wäre es nicht besser, wenn Bayern wie Schottland eine eigene EU Mitgliedschaft anstreben würde, um Europa aktiv nach unseren Interessen mitgestalten zu können?

    Habt ihr schon einmal überlegt eure Unterschrift für die Zulassung des Volksbegehrens "Freiheit für Bayern" abzugeben, in dem ihr euch einfach die Unterschriftenliste aus dem Internet herunterladet und ausfüllt?
    Vertreten die bayerischen Abgeordneten der im Bundes- und Landtag vertretenen Parteien wirklich (noch) die Interessen Bayerns und seines Volkes, oder braucht es zumindest im Landtag künftig 5% Bayernpartei um den Rest insbesondere die CSU mit ihrer unselligen Landesgruppe im Bundestag wieder auf die richtige "Spur" zu bringen?
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