Politik

Heuer ist die Nachfrage für eine Grippe-Impfung besonders hoch. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

16.11.2020

Bayern hat 550 000 Grippe-Impfdosen in Reserve

Arztpraxen und Apotheken mussten die Patienten im Oktober oft vertrösten: Kein Grippe-Impfstoff verfügbar. Dabei hat der Freistaat Hunderttausende Dosen auf Lager

Bayern hat noch immer mehr als eine halbe Million Grippe-Impfdosen in Reserve. Die rund 550.000 Dosen sollen in Kürze verteilt werden, unterstrich das bayerische Gesundheitsministerium am Wochenende. "Bayern hat erstmals in seiner Geschichte zusätzlichen Grippeimpfstoff beschafft - auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie", erläuterte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Die "Augsburger Allgemeine" hatte zuerst über das noch bestehende Kontingent berichtet.

Im Oktober hatten Patienten vielerorts auf die Grippe-Impfung warten müssen, da Praxen und Apotheken angesichts der hohen Nachfrage keinen Impfstoff mehr hatten. Die Opposition kritisierte deshalb laut Zeitung, dass die Reserven nicht früher ausgegeben worden seien.

Huml wies die Kritik an den Vorkehrungen als "sachlich nicht nachvollziehbar" zurück. Von "Geheimniskrämerei" könne keine Rede sein. Das Ministerium habe Anfang Oktober auf den Kauf der zusätzlichen Impfdosen hingewiesen.

"Diese Impfdosen sind die Reserve für den Fall, dass der Grippe-Impfstoff knapp wird. Deshalb ist auch die Kritik, die Impfdosen seien "zurückgehalten" worden, völlig unangebracht", sagte Huml. Vor der Verteilung seien wichtige Fragen zu klären, was derzeit geschehe, erläuterte das Ministerium. Wegen der Corona-Pandemie ist das Interesse an der Impfung höher als sonst. Auch die Gesundheitsministerien hatten für die Impfung geworben.

Noch ist Bayern von einer Grippe-Welle weit entfernt. Seit Anfang Oktober registrierte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 16 Influenza-Fälle. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 186 Fälle. Unter anderem könnten die Abstandsregeln und andere corona-bedingte Hygienemaßnahmen dazu beitragen, dass sich auch die Grippe nicht so stark ausbreite, hieß es. Allerdings erreichen die Influenzainfektionen stets erst im Februar oder März bis in den April hinein ihre Spitze. Für eine Impfung ist es deshalb keineswegs zu spät.

Gesundheitsministerin Huml weist Kritik von sich

Huml sagte, seit dem 11. November laufe über die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) eine Abfrage bei den Ärzten, wie viele Grippe-Impfstoff-Dosen sie noch für ihre Patienten benötigten. "Damit können diese Impfstoff-Dosen rechtzeitig vor dem Höhepunkt der Grippewelle verimpft werden."

Der KVB-Vorstandschef Wolfgang Krombholz sagte: "Wir begrüßen es sehr, dass die sogenannte "Bayern-Reserve" an Grippeimpfstoff jetzt den Praxen zur Verfügung gestellt werden soll." Die "Augsburger Allgemeine" zitierte Krombholz weiter, er habe die Freigabe der Reserve bereits Ende Oktober gefordert.

Scharfe Kritik kam laut der Zeitung von der Opposition im Landtag. "Seit Wochen gibt es Berichte, dass der Grippeimpfstoff knapp wird und viele Ärzte und Apotheken am Markt keinen mehr bekommen", sagte die SPD-Gesundheitsexpertin Ruth Waldmann der "Augsburger Allgemeinen". Sie verwies auch auf zahlreiche Impfappelle des Gesundheitsministeriums. Der Kemptener FDP-Abgeordnete Dominik Spitzer, selbst praktizierender Arzt, sagte der Zeitung: "Das ist schon ein Hammer. Wir mussten unsere Patienten drei Wochen lang vertrösten." Auch von den Grünen kam Kritik: "Das ist ein unhaltbarer Zustand. Der Engpass war längst bekannt."

Das Ministerium verwies hingegen auf das als Bundesbehörde für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut, das auf seiner Webseite keinen Lieferengpass bei Grippe-Impfstoffen angebe.

Bundesweit stünden laut Bundesgesundheitsministerium noch 7,4 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung, die bis Jahresende ausgeliefert werden könnten - auch wenn kurzfristige Lieferverspätungen möglich seien. Auch in vergangenen Jahren sei nicht der gesamte Impfstoff auf einmal verfügbar gewesen. Insgesamt gebe es in dieser Saison für ganz Deutschland 26 Millionen Impfstoffdosen, ein Drittel mehr als in den vergangenen Jahren.

In Bayern wurden laut Ministerium bisher jährlich rund 1,5 Millionen Grippe-Impfstoffdosen von Ärzten abgerechnet. Obwohl der Vorverkauf üblicherweise bis zum 31. März laufe und die Annahme der Bestellungen schon abgeschlossen gewesen sei, sei es dem Freistaat gelungen, im Sommer die zusätzlichen Impfdosen zu beschaffen. (dpa)

Kommentare (1)

  1. Alexander am 23.11.2020
    Ich warte seit 4 Wochen, keine mehr vorhanden, lt. Apotheken kommen nur noch regelmäßig
    die Werbeplakate!!!
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