Politik

11.10.2019

Beamte in die Rentenkasse!

Ein Kommentar von Tobias Lill

Es sind düstere Prognosen: Wirtschaftsforschern zufolge wird in zwei Jahrzehnten mehr als jeder fünfte Rentner von Armut bedroht sein. Heute schon ist die derzeitige Durchschnittsrente von knapp 1200 Euro brutto nicht üppig. Die Folge: Viele Rentner können sich nicht einmal einen Cafébesuch leisten.

Die Rente für arme Ruheständler müsste deshalb eigentlich massiv erhöht werden. Doch das wird nicht passieren. Denn auch ohne weitere Wohltaten für Rentner droht eine Kostenexplosion. Selbst wenn es beim heutigen Niveau bliebe – wonach eine Standardrente nicht einmal halb so hoch wie ein Durchschnittseinkommen ist, wird sich der Beitragssatz Prognosen zufolge bis 2050 um gut die Hälfte auf 26,7 Prozent erhöhen. Da dieser von Beschäftigten und Firmen getragen wird, müssten zum einen die heute Jungen bluten. Zum anderen würde die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft beeinträchtigt. Dabei schießt der Bund bereits heute mehr als 100 Milliarden Euro jährlich an Steuern zu.

Pensionen weit höher als Renten

Um einen Rentenkahlschlag zu verhindern, muss die Zahl der Beitragszahler steigen. Auch angehende Beamte sollten deshalb in die Rentenversicherung einzahlen. In Österreich ist das bereits der Fall. Ein solches Modell wäre auch gerechter. Denn nur jeder sechste Rentner erhält monatlich mindestens 1500 Euro, obwohl er jahrzehntelang hohe Beiträge zahlt. Dagegen beziehen neun von zehn Pensionären Altersbezüge von 1800 Euro oder weit mehr. Denn nach 40 Dienstjahren erhalten Beamte gut 72 Prozent ihrer letzten Gehälter.

Zwar bekommen manche Angestellten eine Betriebsrente - doch die fällt gerade in Zeiten von Niedrigzinsen oft gering aus. Und auch die im Schnitt besseren Bildungsabschlüsse von Staatsdienern rechtfertigen nicht die aktuell exorbitanten Unterschiede bei den Altersbezügen.

Eine Voraussetzung bei einer Rentenversicherungspflicht für neue Beamte: Die Besoldung neuer Staatsdiener muss um die Höhe der Rentenbeiträge steigen. Mindestens. Denn gerade in den Großstädten kommen junge Beamte heute bereits kaum mit ihrem Gehalt aus. Eine Familiengründung darf für einen Streifenpolizisten nicht zum Armutsrisiko werden. Von der Aussicht auf eine hohe Pension können die Kinder nicht abbeißen.

Kommentare (4)

  1. Elisabeth am 11.07.2020
    Keine Angst jeder verdient eine Rente. Nur Problem wie viel will DRV zahlen. Ich war 3 Jahren in Öfentlichendienst tätig und habe für Zusatzversorgung " gespart ". Nach 35 Jahren schwere Arbeit als 3 Fach Alleinerziehende Mutter. Bekomme ich Erwerbsminderungsrente in die Höhe 477Euro. Zusatzrente gibt's zuerst nach 62 L.J . DRV hat vergessen,das ich noch 2 Kinder vor 1992J habe. Mutterrente nur für 1 Kind in 1998J geboren. Und über 5 Jahren Gerichte . So muss man "sparen " DRV haben Angst ,das für seine Muttis nichts übrig bleibt. Tatjana Ruf Danke
  2. ICH FASS ES NICHT am 17.06.2020
    Ich glaube nicht, was ich hier lesen muss.
    Zum Glück sind das nur zwei Kommentare und im Regelfall hebt mich diese Ignoranz nun wirklich nicht an.
    Aber,... zieht man in Betracht das diese Äusserungen, höchstwahrscheinlich von Betroffenen, einer verantwortungsvollen und dem Rechtsstaat dienenden, Position begleitenden Personen publiziert werden, so werfen sich mir Fragen des Verständnisses auf.

    Beamte jeglicher Einstufung bekommen keine Altersrente, auch unterscheidet sich das Eintrittsalter zu dem der gesetzlichen Altersrente. Beamte bekommen Pension, gezahlt vom Staat, finanziert vom Volk, besser noch finanziert aus der gesetzlichen Rentenversicherung.
    "In höhe von 72% ihrer letzten Bezüge."
    Laut Adam Riese wären das bei einem angenommenen Brutto von 2700,00 € monatlich, ganze 1944,00 € im Monat. In Anbetracht dessen fällt der Regelsatz der Altersrente schon prozentual auf, da dieser bei aktuell 48,5% liegt. (die Vergleichsrechnung sollte jeder selbst aufstellen können)
    Obszön und Diskriminierend thront schon der prozentuale Unterschied.
    Und das diese Ungleichheit tatsächlich "verschenkt" wird.
    Doch das es Mitbürger gibt welche dies auch noch als ihr sogenanntes "gutes Recht" ansehen und Argumentationen ausbreiten welche jeglicher Verständnis entzieht, ist für mich einfach nur unfassbar.
    #mitmenschen_mitdenken
  3. beamtin am 22.03.2020
    klar warum sollte man einem beamten mit 2700 brutto auf a7 nicht noch 20% abzwacken damit er am ende weniger netto als ein angestellter bekommt (der auf A7 locker 3250 euro brutto erhält), sich dafür vom staat rumschubsen lassen muss, enorme gesundheitliche und rechtliche anforderungen erfüllen muss, in eine private versicherung genötigt wird, damit er am ende ganz normale altersrente bekommt? - klingt nach nem super deal ... angestellte bekommen fast 40% mehr bruttolohn auf gleicher einstufung, sind nicht der laufbahn unterworfen (mehr gehalt erst mit höherem dienstalter statt stellengerechter bezahlung), und zahlen davon in renten, al, und gesundheitsversicherung ein. ich wage zu bezweifeln dass man im diesem zug dann die bruttolöhne der beamten anpasst. denn die sind im mittleren und einfachen dienst so minimal, dass 20% weniger bedeuten, dass sich ein Sachbearbeiter im wohngeld oder jobcenter direkt auf die andre seite des tisches setzen kann. - der öffentliche dienst hat PERSONALMANGEL weil kein schwein diese arbeit machen will, die wenigen beamten die jetzt neu anfangen auch noch zu betrügen (und nichts anderes ist dieser vorschlag) wird dafür sorgen, dass bald keine behörde mehr funktioniert, denn wie zuverlässig besonders angestellte im ernstfall sind, den wir zb grade erleben ...
  4. Miiich am 12.10.2019
    Und warum hat die Rentenkasse Probleme?
    Der (plötzliche??) demographische Wandel, die Niedrigzinsen?, die Beamten?
    Wohl eher nur zu einem löeinen Teil. Eine Hauptschuld trägt wohl der Gesetzgeber in Berlin, der die Rentenkasse mit von ihm aufgebürdeten versicherungsfremden Leistungen regelrecht geplündert hat.
    Wikipedia schreibt hierzu:
    "Die Ausgaben für die versicherungsfremden Leistungen in der Gesetzlichen Rentenversicherung werden je nach Abgrenzung auf 58–93 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Es ist umstritten inwieweit diese Ausgaben der Rentenversicherung durch Bundeszuschüsse abgedeckt werden, sodass sie nicht aus den Beiträgen der Versicherten, sondern wie gesetzlich vorgesehen aus Steuermitteln finanziert werden."
    Seit der Wiedervereinigung gab es diesbezüglich viele politische Entscheidungen des Bundes. So werden so die beitragsfreien Zeiten, der Ostrentner, der Rentner nach dem Fremdrentengesetz, Mütterrente und womöglich auch die Mindestrente von den aktuellen Beitragszahlern gezahlt und nicht aus dem Steuertopf (d.h. nicht nur von allen den Beamten, Freiberuflern, Selbständigen, Unternehmern, sondern VOR ALLEM AUCH der Konzerne).
    Gleiches galt für Frühverrentungen, um die Arbeitslosenstatistik zu schonen oder besser zu schönen.
    Dass das auf Dauer nicht funktionieren kann ist doch logisch.
    Die Schwarze Null in Berlin ist eine Mär. Es gibt zu viele "ausgelagerte" Schattenhaushalte in Form von Sonderfonds etc.
    Bevor über die Beamten, oder eine andere Einzelheit geredet wird, müssen erst alle Zahlen und Fakten auf den Tisch. Alles andere ist Flickschusterei !!!!
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