Politik

An einer Stelle am Zaun eines Wildgeheges ist unter dem Maschendraht die Erde weggescharrt. Hier haben sich vermutlich Wölfe Zugang verschafft und anschließend 18 Tiere gerissen. (Foto: dpa/Nicolas Armer)

09.03.2021

Behörden beraten, Ministerium zahlt Zäune

Wie können Wölfe und Nutztiere friedlich koexistieren? Seit den 90er Jahren breitet sich der Wolf in Deutschland aus - streng geschützt. Um Schafe, Ziegen oder auch Rinder zu schützen, bieten die Behörden in Bayern zahlreiche Maßnahmen an

 Zwei Angriffe auf Damwild in Oberfranken haben eine Debatte um die Ansiedlung des Wolfes in Bayern entfacht. Das Landwirtschaftsministerium weist Kritik, Nutztierhalter nicht ausreichend informiert zu haben, zurück. Vielmehr gebe es diverse Angebote zum Herdenschutz, sagte ein Sprecher. Die Behörden appellieren an die Halter, die Möglichkeiten zu nutzen - sie seien freiwillig.

Einerseits gibt es den Ausgleichsfonds Großer Beutegreifer, der Nutztierhaltern Schäden wie etwa ein gerissenes Schaf ersetzt. Hinzu kommt seit April 2020 die finanzielle Förderung des präventiven Herdenschutzes, also zum Beispiel die Investition in wolfssichere Zäune und Herdenschutzhunde.

In der Region Betzenstein, in der jüngst 25 Hirsche, Rehe und Schafe Wölfen zum Opfer gefallen sind, berate seit 2010 eine Spezialistin Nutztierhalter zum Herdenschutz, berichtete der Ministeriumssprecher. Seit 2017 gebe es landesweit Seminare zu diesem Thema, etwa zum Zaunbau. Jedes Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Freistaat habe seit 2019 einen eigenen Ansprechpartner speziell für Herdenschutz.

Bis zu 100 Prozent der Herdenschutzmaßnahmen werden demzufolge vom Landwirtschaftsministerium erstattet. Im Laufe des ersten Jahres, seit April 2020, wurden Anträge von rund 300 Betrieben bewilligt und etwa 500 000 Euro ausgezahlt.

Gefördert werden können nach Angaben der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising Schutzmaßnahmen für Herden in Regionen, in denen sich Wölfe angesiedelt haben. Würden hier sämtliche Herden sicher gegen das Raubtier eingezäunt - sofern das in bergigen Regionen überhaupt möglich ist - wären laut einer LfL-Studie aus dem Jahr 2017 rund 240 Millionen Euro erforderlich.

Agrarministerin Kaniber: Schutzvorgaben für Wölfe senken

Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) hatte nach den Wolfsangriffen bei Betzenstein vergangene Woche eine Senkung der Schutzvorgaben für Wölfe gefordert, so dass sie leichter getötet werden dürften. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) kritisierte dies postwendend und verwies darauf, dass die angegriffene Herde nicht wolfssicher eingezäunt gewesen sei. Die Behörden hätten versäumt, die Halter zu beraten. Der Tierhalter wiederum hatte angegeben, die Sicherungsmaßnahmen seien im Gange gewesen. So verfügte das Gehege bereits über einen verstärkten Wildgatterzaun, jedoch fehlten noch ein Untergrabschutz und die elektrische Sicherung.

Am Dienstag forderte der LBV Wildtierhalter in der Region um Betzenstein sowie in anderen Wolfsgebieten auf, ihre Gehege umgehend zu sichern. Seit drei Jahren sei bekannt, dass im Veldensteiner Forst ein Wolfsrudel lebt und so hätten dem LBV-Vorsitzenden Norbert Schäffer zufolge "allerspätestens nach dem Übergriff auf das erste Gatter alle Alarmglocken zum Schutz des benachbarten Geheges" läuten müssen. Er forderte eine Versachlichung der Debatte um den Wolf. Ein Abschuss des geschützten Tieres dürfe nicht zur Diskussion stehen.

In das Thema Wolf und Herdenschutz sind Landwirtschafts- und Umweltministerium eingebunden. Für die Nutztiere ist ersteres zusammen mit der LfL in Freising zuständig. Geschützte Tiere wie der Wolf fallen in den Bereich des Umweltministeriums und das ihm zugeordnete Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg.

Im Freistaat gibt es acht standorttreue Rudel beziehungsweise Einzeltiere: Zwei Rudel leben im Bayerischen Wald, darüber hinaus gibt es standorttreue Wölfe im Veldensteiner Forst, in der Rhön, im Manteler Forst und jeweils auf den Truppenübungsplätzen in Grafenwöhr und Hohenfels in der Oberpfalz sowie ein Einzeltier im Allgäu.
(dpa)

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