Politik

13.03.2020

Berufstätige Mütter: Die Frauenquote reicht nicht

Ein Kommentar von Tobias Lill

Es war ein langer Kampf, bis die Bundesregierung 2015 eine verpflichtende Frauenquote für die Aufsichtsräte von 105 Großunternehmen beschloss. In diesen Konzernen erreichte der Anteil der Frauen im vergangenen Sommer 34 Prozent. In nur vier Jahren ein Plus von einem guten Drittel. Auch die Zahl der Frauen in den Parlamenten hat, dank der Quoten mancher Parteien, deutlich zugelegt. Dennoch bot der angesichts des Corona-Horrors beinahe untergegangene Weltfrauentag am 8. März kaum Anlass zum Feiern. Denn in den Vorständen der wichtigsten knapp 200 deutschen Unternehmen war im vergangenen Jahr gerade einmal jedes zehnte Mitglied eine Frau.

Ein Aspekt bleibt in der Debatte weitgehend unbeachtet: Mütter profitieren von der Frauenquote offenbar kaum. Eine Bremer Soziologie-Professorin hatte über viele Jahre den Frauenanteil im Bundestag untersucht. Ihr Ergebnis: Quoten „nützen in erster Linie kinderlosen Frauen“. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung analysierte 2017, dass der Frauenanteil in den Führungsebenen mit Beginn der Familienphase abrupt abnimmt. Und dass dies auch in der Folgezeit so bleibt. Wer mit Personalern oder Betriebsräten spricht, erfährt, dass manche Firmen Mamas gern aussortieren, wenn es um die Verteilung von Führungsjobs geht.

Eine Mütterquote würde helfen

Fakt ist: In Deutschland verdienen Mütter zehn Jahre nach der Geburt des ersten Kindes im Schnitt 61 Prozent weniger als im letzten Jahr vor der Geburt. Hauptsächlich deshalb, weil Frauen mit Nachwuchs häufig in Teilzeit arbeiten. Doch auch, wenn diese wieder auf Vollzeit umstellen, bleibt im Vergleich zu Kinderlosen oft ein enormes Gehaltsminus.

Eine Mütterquote, die einen Teil der für Frauen reservierten Posten ausmacht, könnte helfen, mehr Mamas in Spitzenpositionen zu hieven. Doch ohne ein Umdenken der Entscheider in Wirtschaft und Politik würde sie ins Leere laufen. Flexibilität ist nötig. Muss etwa das Vorstandstreffen unbedingt um 17 Uhr sein, wenn die Kita gleich schließt? Zudem müssen auch Unternehmen mehr Betreuungsplätze schaffen. Und auch die Väter sind gefragt. Zwei Monate Papazeit sind nett. Besser wäre, wenn Väter ihre Arbeitszeit reduzieren, damit die Kinder für die Frau nicht zum Karrierekiller werden.

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