Politik

In Bayern gibt es rund 2800 Biogasanlagen. Dort wird aus landwirtschaftlichen Abfällen Energie erzeugt. (Foto: dpa/Patrick Pleul)

15.08.2025

Biogas als Alternative

Neue Gaskraftwerke sind teuer und überflüssig

Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, kann kein Ökostrom erzeugt werden. Um die Dunkelflaute zu überbrücken und das Stromnetz stabil zu halten, plant die Bundesregierung deshalb den Neubau von Gaskraftwerken, die bei Bedarf schnell einspringen und Strom bereitstellen können.

Zur Finanzierung der neuen Kraftwerke mit insgesamt 20 Megawatt Leistung hat Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) eine neue Abgabe ins Spiel gebracht. Und das, obwohl der Strompreis hierzulande sinken soll. Eine Welle der Entrüstung rollte durchs Land (Staatszeitung berichtete). Immerhin schlägt der Bau eines neuen Gaskraftwerks mit zweistelligen Milliardenbeträgen zu Buche. Braucht es das wirklich?

Das wird bezweifelt. Tatsächlich könnten auch bestehende Biogasanlagen helfen, die Dunkelflaute zu überbrücken. Laut bayerischem Wirtschaftsministerium gibt es allein im Freistaat rund 2800 dieser Anlagen. Sie sorgen für 14 Prozent der Stromerzeugung in Bayern.

Längerfristige Perspektive fehlt

Doch es gibt ein Problem. Da die Biogasanlagen größtenteils schon seit 20 Jahren betrieben werden, fallen sie aus der Einspeisevergütung (EEG-Förderung). Damit sie weiterhin wirtschaftlich laufen können, müssten sie neben dem Strom, den sie erzeugen, auch das hergestellte Gas ins Gasnetz einspeisen und verkaufen können. Dieses Gas könnte dann in Kraftwerken zur Stromerzeugung genutzt werden und die teuren Flüssiggasimporte reduzieren.

Allerdings: Ein solcher Anschluss kostet viel Geld. Ohne eine faire Aufteilung der Netzanschlusskosten zwischen Anlagen- und Netzbetreiber lohnt sich vielerorts kaum noch der Einstieg in die Gasaufbereitung, mahnen die Bioenergieverbände im Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB). Sie beklagen, dass im aktuellen Novellierungsentwurf des Energiewirtschaftsgesetzes eine längerfristige Perspektive für die Anlagenbetreiber fehlt.

Wirtschaftsminister Aiwanger: "Der Bund muss sich weiter bewegen"

Den Betreibern von Biogasanlagen muss dringend der Zugang zum Gasnetz erleichtert werden. Dafür kämpfe ich beim Bund schon lange und habe in Bayern sogar ein eigenes Förderprogramm aufgelegt. Der Bund muss sich weiter bewegen“, sagt Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) der Staatszeitung. Die jetzige Übergangsregelung bringe den Biogasanlagenbetreibern zwar etwas Luft, räumt Aiwanger ein. Wer bis Ende dieses Jahres noch einen Antrag stellt, kann auch nach dem 31. Dezember 2025 angeschlossen werden. Was ab 2026 passiert, bleibe jedoch unklar.

Befürworter meinen: Biogasanlagen könnten den Bau vieler neuer Gaskraftwerke überflüssig machen. Wenn Biogasanlagen sehr flexibel ein- und ausgeschaltet werden können, weil sie entsprechend große Gasspeicher haben, und nur die wenigen Stunden innerhalb einer Woche laufen, wo kein Wind weht und keine Sonne scheint, dann könnten sie langfristig circa 24 Gigawatt Leistung bereitstellen – bundesweit. Das hat Jörg Schäfer, Referent für politische Kommunikation beim Fachverband Biogas aus Freising, errechnet. Aktuell seien es in ganz Deutschland circa 6 Gigawatt. Die 24 Gigawatt entsprechen laut Schäfer „einer ganzen Menge an Gaskraftwerken“.

Wie effizient Biogasanlagen bei Dunkelflauten sind, hat vor fast einem Jahr eine Untersuchung der Uni Erlangen gezeigt. Studienautor Jürgen Karl vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik sagt: „Wir müssen die Versorgungssicherheit garantieren und dafür alle vorhandenen Reserven nutzen.“ Der Professor plädiert dafür, Biogasanlagen mit Speichern auszustatten, damit sie flexibel genutzt werden können.
(Ralph Schweinfurth)

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