Politik

24.09.2021

Bundestagswahl: Gefährliche Personalisierung

Ein Kommentar von Tobias Lill

Ein Bild bewirkt oft mehr als tausend Worte. Im Fall von Armin Laschet zeigte sich das einmal mehr: als er im Zentrum der Flutkatastrophe bei einer Rede des Bundespräsidenten lachte. Es war nicht der einzige Schnitzer des CDU-Kanzlerkandidaten. Und auch die Grünen setzten in Sachen persönlicher Integrität auf die falsche Kandidatin. Annalena Baerbock ließ kaum ein Fettnäpfchen aus. Die Umfragewerte halbierten sich in der Folge beinahe. Um grüne Inhalte ging es kaum mehr. Für die vielen Menschen, denen die Klimakrise Sorge bereitet, gäbe es indes gute Gründe, auf eine Grün-geführte Regierung zu hoffen.

Auch die Union steht für Inhalte, die für erhebliche Teile der Bevölkerung von großer Bedeutung sind: eine konsequente Linie bei der inneren Sicherheit, ein konservatives Familienmodell und ein Bekenntnis gegen jegliche Steuererhöhungen.

Inhalt werden zur Nebensache

Doch die starke Personalisierung des Wahlkampfs seitens vieler Medien hat dazu geführt, dass Inhalte im Vergleich zur Kandidat*innenfrage beinahe zur Nebensache verkamen. In den TV-Shows ist von vielen großen Fragen der Zeit wie der Zukunft der EU oder der Digitalisierung kaum die Rede. Stattdessen wird diskutiert, ob ein Kanzler Krawatte oder Fliege tragen sollte.

Der lachende Dritte ist SPD-Mann Olaf Scholz. Es wäre unfair, ihn als Einäugigen unter Blinden zu bezeichnen. Doch Fakt ist: Seine Fehltritte, etwa beim Cum-Ex-Skandal, waren schlicht zu kompliziert, um sie in den Social-Media-Kanälen mit zwei Sätzen zu erklären. Natürlich hat auch die SPD zahlreiche Forderungen, die das Leben vieler verbessern könnten – etwa die nach einem höheren Mindestlohn und einer besseren Pflege. Doch den Umfrageboom verdankt die Partei allein ihrem Kandidaten.

Viele Wahlberechtigte vergeben ihre Zweitstimme eher nach persönlicher Sympathie, als auf Inhalte der Parteiprogramme zu achten. Sie verkennen dabei, dass Deutschland kein Präsidialsystem wie die USA hat, wo der Präsident eine immense Machtfülle hat. Hierzulande sind die Parteien und deren Programme von weit größerer Bedeutung. Laschet, Baerbock und Scholz können nicht an den Parteiprogrammen vorbeiregieren. Das sollten die Menschen am Sonntag und bei künftigen Wahlen bedenken.

 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.