Politik

06.09.2024

CO2-Pass für jedes Gebäude: Geht’s noch?

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Als ob bezahlbarer Wohnraum noch nicht knapp genug wäre und die Wohnbautätigkeit nicht sowieso schon am Boden läge, soll der komplette CO2-Verbrauch einer Immobilie, auch der dafür verwendeten Materialien, künftig dokumentiert werden. Das fordern Brüssel und Berlin zunächst für Neubauten und später auch für den Bestand.

Man stelle sich nur den enormen Aufwand und die damit verbundenen Kosten vor, die verwendeten Materialien, deren Herkunft und deren Recyclingfähigkeit zu ermitteln. Hinzu kommt das Eruieren der spezifischen CO2-Bilanz aus Herstellung, Transport und Lebenszyklus. Das soll sich auf 50 Jahre beziehen, denn diesen Zeitraum betrachtet die EU-Kommission als durchschnittliche Lebensdauer von Gebäuden. Zertifizierer und Stoffkreislaufexperten dürften sich schon die Hände reiben angesichts der Unmengen an Arbeit und der damit verbundenen Einnahmen, die da auf sie zukommen.

Doch was bringt das Ganze außer Verdruss? Die Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin wären gut beraten, den ersten vor dem zweiten Schritt zu gehen. Bis heute funktioniert noch nicht einmal die Ersatzbaustoffverordnung, die dafür sorgen soll, dass Bauschutt und Bodenaushub aufgearbeitet und wiederverwendet werden. Denn die mit neuen Bodenschutzvorschriften kombinierten Regeln sind so kompliziert, dass die gut gemeinte Absicht in der Praxis scheitert. Berlin müsste hier für Klarheit sorgen und Länder sowie Kommunen dazu verpflichten, Recyclingmaterial zum Beispiel im Straßenbau zu verwenden.

Der CO2-Pass ist komplett überflüssig. Bei neuen Gebäuden wird das verwendete Material bereits dokumentiert, und angesichts der hohen Baukosten wird sowieso auf Materialeffizienz geachtet. Bei alten Gebäuden wird das ganze Unterfangen in eine Sisyphosarbeit ausarten. Man stelle sich nur einmal vor, alle Materialien des von 1867 bis 1909 erbauten alten Münchner Rathauses zu ermitteln.

Es sind Projekte wie das Heizungsgesetz oder jetzt der CO2-Pass, mit denen die Politik Frust schürt und sich darum nicht über das Erstarken extremistischer Kräfte im Land zu wundern braucht.

 

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