Politik

03.09.2021

Corona-Lockerungen: Pandemie ohne Ende?

Ein Kommentar von Angelika Kahl

Endlich hat sie in Bayern ein Ende: die Fixierung auf die Inzidenz als alleiniges Kriterium für Anti-Corona-Maßnahmen. Diese sind jetzt an eine Krankenhaus-Ampel, also an die Auslastung der Kliniken und Intensivstationen, geknüpft. Markus Söder verkündete in seiner Regierungserklärung vollmundig, dass damit nun ein „neues Kapitel“in der Pandemie-Bekämpfung aufgeschlagen werde. Ob es aber auch das letzte Kapitel der Corona-Strategie durch gravierende Einschränkungen von Grundrechten sein wird, bleibt höchst ungewiss.

Zwar wurden mit dem Inzidenzwert endlich auch so fragwürdige Maßnahmen wie die FFP2-Maskenpflicht und die Sperrstunde entsorgt. Kontaktbeschränkungen gelten nicht mehr und auch das Schreckgespenst Distanzunterricht gehört der Vergangenheit an. Doch völlig unklar ist noch, was passiert, wenn mehr als 600 Corona-Kranke auf bayerischen Intensivstationen liegen und die Krankenhaus-Ampel damit auf Rot springt.

Bedrohlich ist, dass die Politik nicht mehr zurück zur Normalität findet

Einen neuen Lockdown soll es nicht geben, verspricht Söder. Auch der 2G-Regel, mit der er noch vor Kurzem immer wieder gedroht hatte, erteilt er nun eine Absage. Doch was ist nach der Bundestagswahl, wenn Söder nicht mehr auf die Stimmen der von seiner Corona-Politik ermüdeten und frustrierten Bürger*innen schielt?

Tatsächlich ist aber weniger eine mögliche Kliniküberlastung die Hauptgefahr in diesem Winter – das zeigen die Beispiele von Ländern, wo trotz Verzicht auf Einschränkungen und hoher Inzidenzen dank der Impfungen relativ wenig Menschen auf Intensivstationen kommen. Bedrohlicher ist, dass die Politik hierzulande gar nicht mehr zurück in die Normalität findet. Ganz will Söder nämlich doch nicht auf die Inzidenz verzichten. Seine 3G-Zauberformel ist an sie geknüpft. Unwahrscheinlich aber, dass angesichts der Delta-Variante der magische Wert von 35 bald unterschritten wird.

Was muss passieren, damit das normale Leben wieder einziehen darf? Corona wird uns immer bleiben, denn man weiß ja mittlerweile: Eine Herdenimmunität ist utopisch. Da sich aber alle heute mit einer Impfung vor schwersten Folgen einer Corona-Erkrankung selbst schützen können, muss die kollektive Schutzverantwortung des Staates enden. Wer sich nicht impfen lässt, geht ein individuelles Risiko ein.

 

Kommentare (1)

  1. Susamarie am 06.09.2021
    Danke für diesen Kommentar! Mir macht es Angst, wenn Herr Spahn verkündet, die Pandemie wird erst vorbei sein, wenn sie weltweit besiegt ist. Ich sorge mich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Demokratie.
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