Politik

Soll es bald geben: Ein Praktikum bei der Bundeswehr. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

07.05.2019

CSU will "Deutschland-Praktikum" für junge Menschen

Es soll keine Rückkehr zur Wehrpflicht und auch keine allgemeine Dienstpflicht sein: Die CSU will aber mehr junge Menschen als bisher dazu bringen, sich eine begrenzte Zeit für den Staat oder die Allgemeinheit zu engagieren. Locken sollen gewisse Anreize

Die CSU will junge Menschen mit Vorteilen und Pluspunkten etwa bei der Studienplatz-Vergabe zu einem freiwilligen "Deutschland-Praktikum" bewegen. Die Praktikumszeit - die CSU denkt an etwa acht bis zwölf Wochen - soll bei staatlichen, sozialen, ökologischen und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen oder bei der Bundeswehr absolviert werden können. Das erläuterte CSU-Chef Markus Söder am Montag nach einer Parteivorstandssitzung in München.

Das "Deutschland-Praktikum" soll demnach ein weiteres Angebot neben Bundesfreiwilligendienst und freiwilligem Wehrdienst sein, um junge Menschen zu einem Engagement für Staat und Allgemeinheit zu bewegen - aber eben zeitlich begrenzt. Der freiwillige Wehrdienst dauert dagegen mindestens sieben Monate. Der Bundesfreiwilligendienst umfasst mindestens sechs Monate, die Regeldauer sind zwölf Monate.

"Wir brauchen eine engere Bindung der jüngeren Generation zu den Grundfesten dieses Staates - denn es ist ihr Staat", sagte Söder. Das "Deutschland-Praktikum" sei ein ganz bewusstes Angebot an junge Menschen, um mit ihrem Land noch enger zusammenzuwachsen. Eine solche Zeit könne in jedem Fall ein Gewinn für die jungen Menschen sein. Wer sich dafür entscheide, solle aber zusätzlich davon profitieren. "Wer Zeit einbringt, um anderen etwas zu geben, der soll auch einen Vorteil davon haben", erklärte Bayerns Ministerpräsident.

Neben Vorteilen bei der Vergabe von Studienplätzen wird in der CSU auch über gewisse finanzielle Anreize diskutiert. Landesgruppenchef Alexander Dobrindt etwa schlägt vor, den Absolventen eines solchen Praktikums einen Geldbetrag auf einem Zukunftskonto bereitzustellen. Das Geld solle dann später zu Ausbildungszwecken - für Studium, Berufsausbildung oder auch Führerschein - abgerufen werden können.

Soldaten sollen kostenlos Bahn fahren dürfen

Söder berichtete, viele in der CSU hätten zwar Sympathie für eine allgemeine Dienstpflicht. Das "Deutschland-Praktikum" solle aber nun ein Einstieg sein für mehr staatsbürgerschaftliches Engagement.

Vize-CSU-Generalsekretär Florian Hahn betonte, das neue Angebot solle in jedem Fall kompatibel mit den bisher bestehenden, auf längere Zeit angelegten Angeboten sein. All dies wolle man aufeinander abstimmen. Die genauen Details sollten in den kommenden Monaten geprüft werden.

Das Praktikum ist ein Punkt in einem Positionspapier zur Bundeswehr, das Hahn für seine Partei erarbeitet und das der Parteivorstand am Montag einstimmig beschlossen hat. Darin bekennt sich die CSU ausdrücklich zur Bundeswehr, fordert beispielsweise den Aufbau einer europäischen Armee bis 2030 und generell eine Aufwertung der Bundeswehr - mit mehr Geld, mehr Anerkennung und besserer Ausrüstung.

Ein Baustein ist auch, dass Soldaten in Uniform nach CSU-Angaben künftig kostenlos mit der Bahn fahren dürfen. "Das kostenfreie Bahnfahren für Soldaten in Uniform ist ausgemachte Sache", berichtete Dobrindt nach Teilnehmerangaben in der Sitzung. Die CSU-Landesgruppe habe sich mit dem Verteidigungs- und dem Verkehrsministerium und nun auch mit der Deutschen Bahn verständigt. Letzte Details würden jetzt noch geklärt. Die Landesgruppe hatte die Initiative angestoßen.

Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, André Wüstner, der im CSU-Vorstand zu Gast war, begrüßte die "klare Positionierung" der Christsozialen zugunsten der Bundeswehr, aber auch die Idee des "Deutschland-Praktikums". Dieses könne in jedem Fall dazu beitragen, junge Menschen aufgeschlossener für die Bundeswehr zu machen.
(Christoph Trost)

Kommentare (1)

  1. udo am 07.05.2019
    Ein acht bis zwölfjähriges Praktikum - etwa im Sozial-Bereich - was soll das bringen?

    Kaum, dass sich die jungen Leute da in irgendein Aufgabenfeld eingearbeitet haben , packen sie schon wieder ihre "Koffer".

    Mein Sohn hat ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht - das hatte für ihn Substanz und Wert. So ein Jahr sollte, will man auf dem Gebiet schon etwas bewegen, nicht mehr "freiwillig" sondern verordnet sein.

    Wo die jungen Leute das dann leisten, bleibt ihrer Wahl überlassen.

    In 12 Monaten kann man den Grundstock legen helfen, um manche am Ende tatsächlich in soziale Berufe - wie in der Pflege - zu bringen. Aber nicht in 2 oder drei hektischen Monaten.

    Wer für die Gesellschaft hier neue Pflöcke einschlagen will, sollte diese Zusammenhänge bedenken.

    Alles andere ist wahltaktischer Aktionismus - der viel Staub macht, aber keinen "Durchblick" bringen wird.
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