Politik

08.05.2025

Soll es jährliche Hauptuntersuchungen für ältere Pkw geben?

Die EU-Kommission will neue Regeln für die Verkehrssicherheit erlassen. Eine Regel sieht vor, dass Autos, deren Erstzulassung mehr als zehn Jahre zurückliegt, jährlich zur Hauptuntersuchung müssen. Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, befürwortet das. Rüdiger Lode, Vorstand für Verkehr, Umwelt, Fahrzeugtechnik des ADAC Südbayern, ist dagegen

JA

Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband

Der Vorschlag der EU-Kommission zu jährlichen Prüfungen von Kraftfahrzeugen ab zehn Jahren ist aus Sicht der Verkehrssicherheit und des Umweltschutzes eine sinnvolle Maßnahme. Der technische Zustand verschlechtert sich mit zunehmendem Alter der Fahrzeuge und das Sicherheitsrisiko steigt. Statistiken wie der TÜV-Report zeigen, dass Pkw ab einem Alter von zehn Jahren erheblich anfälliger für technische Mängel sind als jüngere Fahrzeuge. 2024 ist fast jedes vierte der zehn bis elf Jahre alten Fahrzeuge bei der Hauptuntersuchung mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln durchgefallen. Insbesondere sicherheitsrelevante Systeme wie Bremsen, Fahrwerk und Beleuchtung leiden unter fortschreitendem Verschleiß und Materialermüdung, wodurch das Risiko von Verkehrsunfällen steigt.

Auch Pannenstatistiken im In- und Ausland bestätigen, dass Fahrzeuge in höheren Altersklassen um die zehn Jahre bis zu fünfmal häufiger mit einem Defekt liegen bleiben als drei Jahre alte Pkw. Technische Defekte sind bei Unfällen keineswegs ein Randproblem, sondern spielen bei etwa 10 Prozent der schweren Verkehrsunfälle als direkte Ursache oder als verschärfender Faktor eine Rolle. Oftmals bleiben solche technischen Mängel jedoch in offiziellen Statistiken unberücksichtigt, da primär menschliches Versagen registriert wird. Hinzu kommen Umweltaspekte. Ältere Fahrzeuge verursachen oft überproportional viele Emissionen, insbesondere wenn Abgasreinigungssysteme defekt sind oder manipuliert wurden. Jährliche Kontrollen älterer Pkw könnten solche technischen Mängel und illegale Manipulationen frühzeitig erkennen, wodurch nicht nur die Verkehrssicherheit, sondern auch die Luftqualität verbessert wird.

Andere EU-Länder wie Österreich, Belgien, Spanien oder die Niederlande haben bereits gute Erfahrungen mit jährlichen Untersuchungen gemacht und konnten dadurch sowohl Verkehrsunfälle als auch Umweltschäden verringern. In 16 von 27 Mitgliedländern werden ältere Fahrzeuge jährlich geprüft. Und auch in Großbritannien ist das bereits bei drei Jahre alten Pkw der Fall. 

NEIN

Rüdiger Lode, Vorstand für Verkehr, Umwelt, Fahrzeugtechnik des ADAC Südbayern

Die Verbesserung der Verkehrssicherheit ist seit Jahrzehnten ein Kernanliegen des ADAC. Ein wichtiges Instrument hierfür ist die Hauptuntersuchung – sie ist etabliert und gesellschaftlich anerkannt. Für ihre Weiterentwicklung im Sinne der Verkehrssicherheit, des Umweltschutzes, der Datensicherheit und des Datenschutzes ist ihre Effizienz unabdingbar. Andernfalls ist die gesellschaftliche Akzeptanz gefährdet. Vor diesem Hintergrund steht der ADAC einer Überarbeitung der Richtlinie 2014/45/EU über die regelmäßige technische Überwachung von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern positiv gegenüber. 

Im Zuge der Überarbeitung der Richtlinie sollen die Prüffristen der einzelnen Fahrzeugklassen überprüft werden. Die aktuellen Vorschläge der Europäischen Kommission, eine jährliche Pflichtinspektion für Autos einzuführen, die älter als zehn Jahre sind, hält der ADAC nicht für notwendig. Zwar nimmt die Pannenhäufigkeit mit steigendem Fahrzeugalter zu – dies bedeutet aber nicht, dass die Fahrzeuge gleich „unsicher“ und deswegen öfter an Unfällen beteiligt sind. 

Durch die gewissenhafte Durchführung der Hauptuntersuchung im aktuellen Intervall ist die Verkehrssicherheit des Fahrzeugbestands gewährleistet. Der Umfang der Hauptuntersuchung wurde bereits in den letzten Jahren aufgrund der komplexeren Fahrzeuge deutlich erweitert. Ein engerer Turnus ist aus Sicht der Fahrzeugtechnik nicht notwendig. Auch die Eigendiagnosefähigkeit moderner Fahrzeuge sowie die Implementierung eines On-Board-Monitoring-Systems (OBM) sorgt schon heute dafür, Fehler im Betrieb zu erkennen.

Eine jährliche Überprüfung älterer Fahrzeuge führt hauptsächlich zu einer deutlichen finanziellen Mehrbelastung der Verbraucher und stellt auch die Prüforganisationen vor eine neue organisatorische Herausforderung. Aus Sicht des ADAC ist eine Verschärfung der Prüfintervalle, insbesondere in Deutschland, daher nicht angemessen. 
 

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