Politik

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20.09.2022

Weltkindertag: Das Leiden der Schwächsten

Fünf Millionen Mädchen und Jungen sterben weltweit vor ihrem fünften Geburtstag. Gut jedes fünfte Kind ist in Deutschland armutsgefährdet. Der Weltkindertag am heutigen 20. September steht unter keinem guten Stern

Sie zählen zu den großen Verlierern der Corona-Pandemie: Mädchen und Jungen. Am heutigen 20. September wird in Deutschland und in zahlreichen anderen Ländern der Weltkindertag gefeiert. Das diesjährige Motto lautet "Gemeinsam für Kinderrechte". Diverse Kinderschutzorganisationen und Initiativen planen zu diesem Anlass auch hierzulande zahlreiche Aktionen – etwa Demonstrationen und andere Veranstaltungen, mit denen auf die Situation der Kinder weltweit und in Deutschland aufmerksam gemacht werden soll.

So rufen Unicef und das Deutsche Kinderhilfswerk heute zur Mitmach-Aktion "Kinder erobern die Straßen" auf. Mädchen und Jungen sowie Eltern sollen sich mit bunten Kreidebildern auf Straßen für die Rechte von Kindern starkmachen.

Fünf Millionen Kinder sterben vor ihrem fünften Geburtstag

Im Jahr 2020 starben weltweit rund fünf Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. Die Überlebenschancen von Kindern hängen vor allem davon ab, in welchem Land sie geboren werden. Von 1.000 Jungen oder Mädchen, die lebend auf die Welt kommen, sterben im globalen Durchschnitt 37 in den ersten fünf Jahren – in Subsahara-Afrika sind es sogar doppelt so viele. 1990 war die Todesrate unter kleinen Kindern weltweit allerdings noch gut zweieinhalbmal so hoch. Ursachen für den Rückgang der Kindersterblichkeit sind insbesondere Fortschritte bei der medizinischen Versorgung sowie eine bessere Nahrungs- und Trinkwasserversorgung in vielen afrikanischen Staaten.

UNICEF zufolge waren weltweit Ende vergangenen Jahres 100 Millionen Kinder mehr von Armut betroffen – ein durch die Corona-Pandemie bedingter Anstieg um 10 Prozent im Vergleich zu 2019. Bereits damals hatten laut dem UN-Kinderhilfswerk gut eine Milliarde Kinder keinen ausreichenden Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Unterkünften, Ernährung, sanitären Einrichtungen oder sauberem Wasser. "Selbst unter besten Bedingungen wird es sieben bis acht Jahre dauern, um das Niveau vor Covid-19 zu erreichen", prognostiziert UNICEF.

Mehr Kinder auf der Flucht

Aufgrund von Armut und Kriegen waren zuletzt auch wieder mehr Mädchen und Jungen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die Zahl der weltweit vertriebenen Kinder nahm im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020 laut UNICEF um 2,2 Millionen zu. Demnach waren Ende 2021 weltweit 36,5 Millionen Kinder durch Konflikte, Gewalt und andere Krisen aus ihrer Heimat vertrieben worden – so viele wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.

In Deutschland ist die Situation der Kinder insgesamt zwar deutlich besser als in vielen Ländern der Erde. Doch auch hier gibt es Probleme: Laut Bundesamt für Statistik war im vergangenen Jahr fast jeder sechste Minderjährige armutsgefährdet. Die Quote lag den Zahlen zufolge mit 16,2 Prozent über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (15,8 Prozent). Die Bertelsmann-Stiftung kam mit einer anderen Berechnungsmethode 2020 zu dem Ergebnis, dass mit 21,3 Prozent sogar mehr als jeder fünfte Minderjährige arm oder von Armut bedroht sei. Das sind rund 2,8 Millionen Betroffene in Deutschland. Die Kinder- und Jugendarmut verharre seit Jahren auf diesem hohen Niveau, so die Forscher im Sommer 2020.

Zudem hängen die Bildungschancen von Kindern in Deutschland noch immer stark von der sozialen Herkunft der Eltern ab. Die Corona-Pandemie und die Lockdowns verschärften die Bildungsungerechtigkeit weiter. Zudem nahmen Depressionen und Essstörungen unter Kindern und Jugendlichen seit 2020 zu.UNICEF Deutschland sowie das Deutsche Kinderhilfswerk sehen nach eigener Aussage "mit Sorge, dass Kinder gerade während der Covid-19-Pandemie kaum gehört und ihre Belange häufig übergangen wurden und werden". Ihre Bedürfnisse müssten im Alltag besser berücksichtigt, ihre Mitbestimmung verbessert werden.

UNICEF fordert, dass Deutschland Kinderrechte im Grundgesetz verankert. Die seit Ende 2021 amtierende Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hat sich im Koalitionsvertrag zwar auf diesen Schritt geeinigt. Doch die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit im Budnestag dafür ist aktuell unsicher. (Tobias Lill)

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