Politik

09.03.2023

Soll der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen ab 2024 verboten werden?

Bundesumweltminister Robert Habeck (Grüne) will den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen schon ab 2024 verbieten. Thomas von Sarnowski, Landesvorsitzender der Grünen, unterstützt diesen Plan. Ganz anderer Meinung ist da Hubert Aiwanger, Vizeministerpräsident und Vorsitzender der Freien Wähler

JA

Thomas von Sarnowski, Landesvorsitzender der Grünen

Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Spätestens bis 2045 müssen wir in allen Bereichen – auch beim Heizen – klimaneutral sein. Rund 30 Jahre hält eine Öl- oder Gasheizung. Also hätten eigentlich ab 2015 nur noch klimaneutrale Heizungen verbaut werden dürfen. Der frühere Bundesbauminister Horst Seehofer hat sich aber ebenso wie die Söder-Regierung weggeduckt und das Thema totgeschwiegen. Eine Wärmewende hin zum Heizen mit erneuerbarer Energie ist überfällig. Je später wir umstellen, desto größer werden die Probleme von morgen. 

Deshalb unterstützen die Grünen den Vorschlag, so schnell wie möglich keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr zu verbauen. Der Schritt ist aber nicht so groß, wie er medial gemacht wird: Im vergangenen Jahr setzte nur noch jeder Fünfte bei Neubauten auf eine Öl- oder Gasheizung. Die Transformation ist bereits in vollem Gange.

Wir Grünen wollen ein bayerisches Wärmegesetz mit kommunaler Wärmeplanung, einer Abnahmegarantie für Abwärme und den zügigen Ausbau der Nah- und Fernwärmenetze. Aber auch in den Häusern selbst brauchen wir einen Anschub, um auch den letzten Schritt zu gehen. Denn die Wärmewende muss kommen. 

Wir werden neue Heizungen fördern, um den Umstieg zu erleichtern. Natürlich wird es Härtefallregelungen geben – keine Wohnung bleibt im Winter kalt wegen der Wärmewende. Beim Austausch von kaputten Geräten wird es großzügige Übergangsfristen geben. Und es ist ja auch nicht so, dass funktionierende Heizungen jetzt überall rausgerissen werden müssen. Alte Öl- und Gasheizungen dürfen weiter repariert werden. Es geht um den Einbau von neuen Heizungen.

Jetzt müssen die richtigen Entscheidungen gefällt werden. Rund ein Fünftel unserer CO2-Emissionen kommt vom Heizen. Mit Wärmepumpe, Solarthermie und Biomasse nutzen wir die Energien unserer Heimat und stärken das bayerische Handwerk. Die Zukunft ist erneuerbar. 
 

NEIN

Hubert Aiwanger, Vizeministerpräsident und Vorsitzender der Freien Wähler

Die Bundesregierung setzt auch im Gebäudebereich aus ideologischen Gründen auf Verbote, Vorgaben und Zwang. Statt finanzielle Anreize, Technologieoffenheit und Marktwirtschaft zu forcieren, will die Ampel die technologischen Alternativen reduzieren und politisch gewünschte Heizungstechnologien gegen alle gesellschaftlichen Widerstände durchboxen. Das können wir nicht zulassen. Ein erzwungener Heizungstausch bedeutet für viele Immobilienbesitzer erhebliche finanzielle Belastungen.

Denn mit dem Heizungstauschzwang werden de facto auch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen des Gebäudes erforderlich, die leicht 100 000 Euro pro Gebäude erreichen. Betroffen sind rund 60 Prozent der circa 3 Millionen Wohngebäude in Bayern, also um die 1,8 Millionen Wohngebäude. Es ist völlig unklar, wie diese enormen Belastungen finanziell getragen werden sollen.

Besonders hart wird es die sozial Schwächeren und ältere Menschen treffen. Beide Gruppen werden nur sehr schwer einen Kredit von der Bank erhalten. Ebenso wird es die Bevölkerung auf dem Land treffen, die keinen Zugang zu einem Wärmenetz hat. Bei betroffenen Gebäuden ist mit erheblichen Vermögensverlusten zu rechnen und somit mit sinkenden Verkaufs- oder Verrentungspreisen der Immobilien. Die Folge: Viele Menschen, die zur Alterssicherung ihr Leben lang für ihr Eigenheim gespart haben, werden auf der Zielgerade um die Früchte ihrer Sparbemühungen betrogen. Und das passiert alles, nachdem Inflation und Corona-Krise die Ersparnisse vieler Haushalte bereits erheblich angegriffen haben. Ich befürchte deshalb erhebliche soziale Verwerfungen, die sich auch auf den Mietmarkt übertragen und das Mietniveau steigen lassen.

Insgesamt wird das sozialpolitische Ziel des preisgünstigen Bauens und Wohnens grundlegend konterkariert. Wohnen wird für bestimmte Bevölkerungsgruppen vollends unerschwinglich. Wir brauchen auch im Wärmebereich individuell angepasste Lösungen, die am Land anders aussehen können als in der Stadt, kein Vorgehen mit der Brechstange. 
 

Kommentare (1)

  1. SEPP am 10.03.2023
    Die Grünen müssten verboten werden, weil sie einfach nicht rechnen können.

    Wärmepumpe JA - nicht im Altbau
    oder die Altbauten zu Tode dämmen oder abreißen.

    Volksverdämmung
Die Frage der Woche

Sollen Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.