Politik

Solarmodule werden wahrscheinlich knapp – und teuer. (Foto: dpa/Patrick Pleul)

24.02.2023

Der Rausch ist vorbei

Chinas Pläne könnten die Energiewende hierzulande bremsen

Bayern hat sich ein schönes Ziel gesetzt: Es will bis 2040 klimaneutral werden. Dafür muss massiv in den Ausbau der Solarenergie investiert werden. Die bayerische Energiewirtschaft hat ausgerechnet, dass ab sofort wöchentlich auf einer Fläche, die 160 Fußballfeldern entspricht, und auf circa 1000 Wohngebäuden Photovoltaikanlagen installiert werden müssten. Ansonsten ist das Klimaziel nicht zu erreichen.

Doch das dürfte schwierig werden. Denn offenbar will China den Export von Solarmodulen, Rohstoffen und Maschinen für die Solarindustrie beschränken. Dies könnte die Reaktion auf Pläne in Europa und den USA sein, das Geschäft zurückholen zu wollen. Hatte doch die Volksrepublik durch massive Staatsunterstützung den Solarmarkt in den letzten zehn Jahren komplett an sich gezogen.

IBC Solar AG aus Bad Staffelstein (Landkreis Lichtenfels) zählt zu den wenigen Unternehmen, die den chinesischen Großangriff auf die deutsche und europäische Solarbranche überlebt haben. Auch jetzt gibt man sich deshalb gelassen. „Es sind ja bisher nur Ankündigungen und ohnehin nicht neu“, so eine Unternehmenssprecherin.

Allerdings ist auch das oberfränkische Unternehmen auf chinesisches Silizium angewiesen. Weltweit liegt die Abhängigkeit bei 70 bis 75 Prozent. In diesem Bereich bewegt es sich auch bei IBC Solar. Kurzfristig wäre es sehr schwierig, diesen Bedarf anderweitig zu decken. So wie bei allen Unternehmen.

Solarmodule werden teurer

Noch gibt sich der Solarsektor unbeeindruckt von den chinesischen Drohgebärden. Das Schweizer Solarunternehmen Meyer Burger will in diesem Jahr 400 Millionen Euro in seine Zell- und Modulfertigung investieren. Dabei sollen die Gelder vor allem in die Standorte Thalheim bei Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt, Freiberg in Sachsen sowie in ein geplantes Werk in den USA fließen. Bis Ende 2024 will Meyer Burger eine Gesamtproduktionskapazität von 3 Gigawatt erreichen. Auch die IHK München müht sich, Zuversicht zu verbreiten. Deutschland beziehe nur einen Teil des Siliziums aus China, heißt es dort. „Wichtigstes Lieferland für uns ist Norwegen“, sagt Außenwirtschaftschef Christoph Angerbauer. Silizium importiere Deutschland zudem aus den USA, aus Brasilien und Japan.

Silizium in Form von Silikaten ist das zweithäufigste Element in der Erdkruste, und die weltweiten Ressourcen für die Herstellung von Siliziummetall und Siliziumlegierungen sind reichlich vorhanden. Aus diesem Grund wäre die Erschließung weiterer Quellen – auch außerhalb der aktuell wichtigsten Lieferländer – laut Angerbauer möglich und würde somit „die Abhängigkeiten von einzelnen Ländern schmälern“.

Doch neben möglichen Exportbeschränkungen für Silizium droht weiteres Ungemach. Nämlich Exportbeschränkungen von Siliziumtechnologien, die zur Herstellung von Photovoltaik-Modulen benötigt werden. Das entsprechende Know-how ist in den letzten Jahren fast komplett nach China abgewandert. Wichtig wäre deshalb, jetzt gezielt solche Unternehmen zu fördern, die die entsprechenden Maschinenbaukenntnisse wieder etablieren wollen.

Abhängigkeiten reduzieren

Ist das geplant? „Langfristig ist es das Ziel der bayerischen Staatsregierung sowie auch der Europäischen Union, eigene Produktionskapazitäten für PV-Module aufzubauen und die Abhängigkeiten von anderen Ländern zu reduzieren“, sagt ein Sprecher des bayerischen Wirtschaftsministeriums.

Bereits heute stellen neben IBC Solar und Meyer Burger noch weitere Unternehmen in Europa Solarmodule her. Dazu zählen Aleo Solar aus Prenzlau, Isofotón aus Madrid und Kioto Photovoltaics aus dem österreichischen St. Veit an der Glan.

Prinzipiell sind die Voraussetzungen für den Wiederaufbau einer europäischen Solarindustrie nicht schlecht. Nur: Das Ganze kann dauern. Wenn’s schlecht läuft, Jahre. Ein Zeitrahmen, der die Energiewende hierzulande bremsen wird. Klimaneutralität wird dann länger dauern. Und es wird teurer. Angesichts der chinesischen Pläne könnte die Zeit der billigen PV-Module aus der Volksrepublik vorbei sein
(Ralph Schweinfurth)

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