Politik

Wie viele Menschen sind in Deutschland geimpft? So genau weiß das keiner. (Foto: dpa/Fabian Sommer)

20.08.2021

Desaströses Durcheinander

Wie viele Menschen sind geimpft? Auch Bayern weiß es nicht, weil es keine bayerische Erhebung gibt – warum eigentlich nicht?

Seit eineinhalb Jahren sind sie der Maßstab für unsere Freiheit: Daten zur Entwicklung der Corona-Pandemie. Tagein tagaus starren wir also auf den Inzidenzwert, von dem immer noch viele Einschränkungen abhängen. Weil man laut Markus Söder noch auf der Suche nach der „Glücksformel“ ist, welche die Inzidenz mit anderen Indikatoren wie der Hospitalisierung und der Impfquote „ins Lot bringt“.

Glücksformel? Das klingt stark nach einer Suche, die ergebnislos im Dauer-Ausnahmezustand enden könnte. Schließlich verhindern Zahlenchaos und IT-Wirrwarr eine klare Sicht auf einzelne Parameter. Wie etwa die Impfquote: Sie scheint deutlich höher zu sein, als es die offiziellen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) nahelegen.
Dominik Spitzer, Arzt und gesundheitspolitischer Sprecher der Landtags-FDP, überrascht das nicht. Auch er glaubt, dass mehr Menschen geimpft sind, als vom RKI registriert. Den Hauptgrund dafür sieht er bei Meldedefiziten bei betriebsärztlichen Impfungen, die auch Spitzers Praxisteam vornimmt. Zum einen sei die Registrierung am Meldesystem „sehr kompliziert“, was zu Verzögerungen führe, erklärt er. Zum anderen rechneten viele Betriebsärzte die Impfungen nicht über die Krankenkassen ab. „Es bestehen mit den Betrieben überwiegend Vereinbarungen über Kostenpauschalen“, so Spitzer. „Entsprechend gering ist die Bereitschaft, sich die Arbeit anzutun, die vorgenommenen Impfungen zu melden.“

Tatsächlich kommt auch der RKI-Bericht zum Ergebnis, dass bisher nur etwa die Hälfte der registrierten Betriebsärzte Impfungen über die Webabwendung meldeten. Impfdosen zählen hilft hier jedenfalls nicht – weil kein Mensch weiß, wie viele noch in den jeweiligen Impfzentren und Arztpraxen ungenutzt lagern. Allein Spitzer hat noch knapp 400 vorrätig.

Falsche Zahlen zu den Impfungen, auf denen doch alle Hoffnung ruhen? Im bayerischen Gesundheitsministerium gibt man sich entspannt und verweist darauf, dass man auf vom Bund zur Verfügung gestellte Daten angewiesen sei. Dabei fordern die Landtags-Grünen seit Langem ein zusätzliches regionales Impfmonitoring, das auch die Postleitzahl und das Alter der Geimpften erfasst. Um Impfkampagnen gezielt steuern zu können, erklärt die gesundheitspolitische Sprecherin Christina Haubrich. Oberstes Ziel sei ja weiterhin, die Impfbereitschaft in Bayern zu erhöhen. Auch Spitzer hofft, dass sich noch mehr Menschen impfen lassen. Dennoch müsse der Tatsache, dass mehr Menschen bereits geimpft sind als angenommen „sofort Rechnung getragen werden“, betont er. „Wir müssen bei den Einschränkungen deutlich abspecken“, so Spitzer. Und bei einem Impfangebot für alle müssten die Maßnahmen komplett rückabgewickelt werden, so der Mediziner.
(Angelika Kahl)

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